FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Foto: © auremar | stock.adobe.com, Robin Jensen | EY; KPMG M oden kommen – und vergehen. Ganz ähnlich sieht es bei Invest- mentfonds aus. Einige erreichen im Vertrieb eine Hochphase und verlieren dann an Popularität. Andere wiederum setzen sich nie durch. In den meisten der vergangenen Jahre übertraf die Zahl der aufgelösten oder verschmolzenen Publikumsfonds in Europa sogar die der Neuauflagen (siehe Grafik). Erst seit 2018 legen die Anbieter in Summe wieder mehr Produkte auf, als sie einstellten. Doch warum und wie findet ein Fonds sein Ende? Welche Verfahrensregeln gilt es zu beachten? Am wichtigsten Standort für Publi- kumsfonds in Europa, Luxemburg, wuchs ein eigener Industriezweig, der die Asset Manager bei solchen Fragestellungen unterstützt. Meist sind es die großen Beratungsgesellschaften, die entsprechende Abteilungen ins Leben rufen. Diese befassen sich ausschließlich mit dem Lebensende eines Wertpapierfonds. Einige der Experten gewähren Einblicke, wie eine „Fondsbestattung“ abläuft und welche Auslöser dahinterstehen. Gründe, einen Fonds zu beerdigen, gibt es viele. „Manchen Anbietern gelingt es nach der Lancierung eines neuen Fonds nicht, ausrei- chend Geld einzuwerben, um ihn wirtschaft- lich tragfähig betreiben zu können“, erläutert Nicolas Bannier von der Beratungsgesell- schaft EY in Luxemburg. „Solche Vehikel werden dann relativ rasch nach dem Start wieder eingestellt.“ Ein anderer Fall sei es, wenn nach einer generellen Veränderung der Finanzmarktlage manche Produktgruppen oder Kategorien nicht mehr die Gunst der Investoren genießen und die entsprechenden Strategien nicht mehr tragfähig seien. „Ein weiterer Auslöser können Änderungen in der Regulierung sein“, ergänzt Zia Hossen aus der KMPG-Dependance in dem Groß- herzogtum. So kann etwa der Wegfall von Steuervorteilen zumAussterben darauf abge- stimmter Fondstypen führen. Zudem können Anleger das Vertrauen in einen Investment- ansatz oder die Manager verlieren. „Weiterhin ziehen sich Anbieter aus Märkten zurück und stellen dementsprechend ihre Produktofferte ein“, führt Hossen aus. Fusion führt zu Verschmelzung In jüngster Zeit gewann ein weiterer Aus- löser an Bedeutung. „Ein erheblicher Teil der Fondsauflösungen in Luxemburg spiegelt die Übernahmen und Fusionen unter den Anbie- tern wider, zu denen es zuletzt verstärkt kam“, sagt Bannier. „Nach einem Zusammenschluss ergeben sich häufig Überlappungen der Pro- duktpaletten. Diese werden zurückgeschnitten, um das Sortiment zu rationalisieren und wirt- schaftlich betreiben zu können.“ In solchen Fällen verschmelzen die Anbie- ter häufig einen Fonds auf einen anderen, der einen ähnlichen Ansatz verfolgt. „Die Auf- sicht und die Anteilseigner sollen vorab über die Absichten informiert werden“, erläutert Neue Fonds entstehen, dafür verschwinden andere vom Markt. Wann Vehikel ihr Lebensende erreichen – und wie eine Auflösung abläuft. Geordnetes Ableben Nachlassender Schwund Zahl der Neuauflagen, Auflösungen und Fusionen europäischer Publikumsfonds Über die vergangenen Jahre lösten Asset Manager mehr Fonds auf oder verschmolzen diese, als dass sie neue Produkte auf den Markt brachten. Erst jüngst drehte der Trend. Quelle: Refinitiv/Lipper | *1. Halbjahr Anzahl europäischer Publikumsfonds -3.000 -2.000 -1.000 0 1.000 2.000 3.000 2019* 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 Neuauflagen Auflösungen Fusionen Nettoneuauflagen/ -auflösungen Bestatter auf dem Friedhof: Bei dem Begräbnis eines Publikumsfonds gelten gewisse Konventionen, die die Anbieter wahren sollten. 200 www.fondsprofessionell.at | 4/2019 vertrieb & praxis I fondsauflösungen

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