FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

ED I TOR I A L Neue Regierung, alte Probleme www.fondsprofessionell.at | 4/2019 11 Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe standen die Zeichen auf eine türkis-grüne Koalition, was für Österreich eine neue politische Konstellation be- deuten würde. Wie eine ge- meinsame Politik dieser bei- den doch so unterschiedli- chen Gruppierungen ausse- hen wird, darauf darf man ge- spannt sein. Fest steht dabei aber schon ab dem Start, dass auch die nächste Regierung dieselben alten Probleme zu lösen haben wird, die schon bisher auf die lange Bank geschoben wurden. Zu den unangenehmsten davon zählt wohl das Thema Altersarmut. Angesichts der weiter stei- genden Lebenserwartung bei vergleichsweise nur lang- sam ansteigendem Pensionsantrittsalter ist fraglich, wie nachhaltig das staatliche Pensionssystem langfristig sein wird. Weniger fraglich ist hingegen die Rentabilität der pri- vaten und betrieblichen Vorsorge. Mit Christine Lagarde tritt eine EZB-Chefin an, die am bisherigen Kurs der tiefen Zinsen festhalten will. Österreichs Sparer trifft das beson- ders hart, denn hierzulande sind die Geldvermögen der Haushalte extrem „risikoarm“ veranlagt. Bargeld und Ein- lagen machen in der Breite einen großen Anteil des Ver- mögens aus, Pensionsansprüche, die am Kapitalmarkt veranlagt werden, sowie eigene Veranlagungen in Aktien oder Investmentfonds einen relativ kleinen Anteil. Die Kon- sequenz: Die Österreicher erzielen mit ihren Vermögen im Vergleich zu anderen Ländern nur sehr geringe Renditen. Wie drastisch sich dies auswirkt, zeigt eine aktuelle Unter- suchung des Thinktanks „Agenda Austria“, die auf Grund- lage der finanzwirtschaftlichen Gesamtrechnung errech- net hat, dass die österreichischen Haushalte aus ihrem Vermögen einen der niedrigsten realen Erträge in der Euro- zone erzielen. Die Rendite beträgt real seit dem Ausbruch der Finanzkrise nur rund 0,5 Prozent – und das obwohl es an den Aktien- und Anleihenmärkten in der Zwischenzeit einen deutlichen Anstieg gegeben hat. Andere Länder wie die Niederlande oder Dänemark haben im selben Zeit- raum ein Vielfaches an Rendite erzielt. Die hohen Rendi- ten sind auch damit begründet, dass es dort eine starke zweite und dritte Säule der Altersvorsorge gibt, die kapital- marktnah zugunsten der Sparer veranlagt. In Dänemark etwa wird 35-mal so viel für die eigene Pension in Form kapitalgedeckter privater Vorsorgeprodukte veranlagt wie bei uns. Um langfristig auch in Österreich ein ähnliches Niveau zu erreichen, müsste die künftige Regierung eine völlig neue Ära in der Kapitalmarktkultur einläuten. Ein ers- ter Schritt sollte dabei sein, Sparbuchzinsen nicht weiter mit einem im Vergleich zu Wertpapieren begünstigten Steuersatz zu belegen. Die Kapitalertragsteuer sollte für alle Anlageformen auf 25 Prozent gesenkt werden. Ange- sichts der offensichtlichen Herausforderungen für die Finanzierung der öffentlichen Altersvorsorge braucht es zudem günstige und steuerlich attraktive Vehikel für die private Vorsorge. Ein endbesteuertes Vorsorgedepot für die eigene Altersvorsorge wäre hier das Mittel der Wahl. Georg Pankl Chefredakteur

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