FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

überhaupt nichts geändert. Wir setzen nach wie vor auf drei wesentliche Prinzipien bei unseren Investments. Als Erstes sollte eine Sicherheitsmarge vorhanden sein in dem Wert, den wir für den Fonds kaufen. Anders gesagt, der Einstandspreis sollte deutlich unter dem inneren Wert einer Aktie liegen. Idealer- weise versuchen wir sozusagen Ausverkaufs- preise zu nutzen und dann möglichst nur 60 Cent für einen Euro Wert bezahlen. Die Devise heißt günstig einkaufen und dann auch die Geduld aufbringen, auf eine entsprechend erwartete Wertsteigerung zu warten. Man soll- te nie den Wert des geduldigen Nichtstuns unterschätzen, aber auch nicht den Zeitpunkt verpassen, bei einem entsprechenden Kurs- gewinn auch wieder zu verkaufen. Dennoch: Der Preis allein ist für uns nach wie vor nicht das einzige Kriterium! Glow: Und die beiden anderen Prinzipien? Fischer: Unsere zweite Prämisse ist, vor allem auf eigentümergeführte Unternehmen zu setzen. Auch das bietet natürlich kurzfristig keinen Schutz vor einem eventuell zeitweisen Kursrückgang. Man kann aber auf mittlere Sicht ziemlich sicher sein, dass die dahinter stehenden Menschen für ihre Aktionäre arbei- ten und gute Erträge zu erwirtschaften versu- chen. Auch hier muss man unter Umständen die Geduld mitbringen, diese Wertsteigerung auch zu erleben. Und drittens achten wir darauf, dass es einen sogenannten Burggraben um ein Unternehmen herum gibt, in das wir investieren. Wir betrachten die Firma sozu- sagen als eine Festung, die es durch einen strukturellen Wettbewerbsvorsprung einem Wettbewerber schwermacht, in ihr jeweiliges Geschäftsfeld einzudringen. Heuser: Wie sieht ein solcherWettbewerbs- vorsprung aus? Fischer: Das können zum Beispiel Netzwerk- effekte sein, etwa bei einem Internetportal oder einem Softwareentwickler. Google ist das beste Beispiel dafür im Portalbereich. Es gibt meines Wissens kein einziges Projekt in Bezug auf das Thema künstliche Intelligenz, an dem Google nicht in irgendeiner Form beteiligt wäre. Beispiele für einen solchen Burggraben können aber auch hohe Wechsel- kosten sein, etwa in der Medizintechnik oder bei speziellen Softwareanwendungen. Und im Einzelhandel sind es unter Umständen beson- dere Kostenvorteile, die ein Wettbewerber nicht darzustellen in der Lage ist. Glow: Wo finden Sie denn aktuell Werte, die Ihren Prinzipien entsprechen? Fischer: Im Verlauf des ersten Halbjahrs haben wir zwei neue Werte ins Portfolio auf- genommen. Zum einen ist das der britische Versicherer Admiral, am ehesten vergleichbar mit der hierzulande aktiven Cosmos Direct. Was die Admiral Group besonders interessant macht, das ist zum einen eine grundsolide Unternehmensbasis, vor allem aber ein sehr stabiles Umsatzwachstum. Was das Unter- nehmen unserer Philosophie entsprechend be- sonders attraktiv macht, das ist die Tat- sache, dass 70 Prozent der Anteile von den eigenen Mitarbeitern der Gruppe gehalten werden. Der Gründer selbst hat vor Kurzem aus Altersgründen seinen Rücktritt als CEO erklärt, hält aber selbst weiterhin elf Prozent an dem Unternehmen und wird den Teufel tun, sich zur Ruhe zu setzen. Der Mann brennt regelrecht für sein Unternehmen und will nun die Expansion in die USA vorantreiben. Und der zweite Wert? Fischer: Das ist ein neuseeländisches Gesund- heitsunternehmen namens Ryman Healthcare, das mit einemAnteil von rund 3,5 Prozent am Fondsvermögen mittlerweile zu unseren Top- Fünf-Positionen gehört. Das auf Pflegedienste spezialisierte Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, als Betreiber von Seniorenheimen typische Missstände, wie sie in der Pflege- branche vorkommen, auszumerzen. Am bes- ten drückt sich das in einem Grundsatz von Ryman Healthcare aus, wonach das eigene Angebot beziehungsweise die eigene Dienst- leistung „gut genug für Mutti“ sein muss. Aber nicht nur das, auch die hoch gesteckten wirtschaftlichen Ziele des Unternehmens überzeugen: Ryman Healthcare will alle fünf Jahre seinen Gewinn verdoppeln, was bedeu- tet, dass es rund 15 Prozent pro Jahr erwirt- schaften muss. Außerdem haben die Neusee- länder gerade ihre Expansion nach Australien in Angriff genommen. Heuser: Wie gehen Sie im Fonds mit dem immer wichtiger werdenden Thema Nach- haltigkeit um? Fischer: Unsere potenziellen Investments für den Fonds werden nicht nur im Hinblick auf die Qualität des Geschäftsmodells, die Ge- winnerwartungen und die Bewertung analy- siert, sondern auch unter Einbeziehung von ESG- oder Nachhaltigkeitskriterien unter- sucht. In Zusammenarbeit mit Sustainalytics, Frank Fischer: „Es sollte eine Sicherheitsmarge vorhanden sein in dem Wert, den wir für den Fonds kaufen. Anders gesagt, der Einstandspreis sollte deutlich unter dem inneren Wert einer Aktie liegen.“ 66 www.fondsprofessionell.at | 3/2019 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör » An unserer grundlegenden Philosophie hat sich ja überhaupt nichts geändert. Wir setzen bei unseren Investments nach wie vor auf drei wesentliche Prinzipien. « Frank Fischer, Shareholder Value Management KREUZ VERHÖR Alle Fotos: © José Poblete

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