FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019
auf dem falschen Fuß erwischt worden, als es an den Märkten mit den Kursen nach unten ging. Ich habe an anderer Stelle gesagt: Wir haben richtig eins auf die Mütze bekommen. Was wir falsch eingeschätzt haben: Es fehlte die Marktbreite für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung. Aus diesem Grund war sicher manche Wette, die wir eingegangen sind, zu riskant. Detlef Glow (Lipper): Was muss man als „aktivistisch“ in diesem Zusammenhang verstehen? Geben Sie uns ein Beispiel? Fischer: Der wichtigste Titel, den wir im Bereich solcher aktivistischen Ideen umge- setzt haben, war das Investment in die Tele- com Italia. Wir waren von der Idee durchaus begeistert und hatten auf einen Ausbau des Glasfasernetzes in Italien gesetzt. Allerdings hatten wir den Ausgang der Parlamentswahlen so nicht auf dem Zettel. Die Kombination aus einer populistischen und einer rechtsradikalen Regierungspartei hat schließlich dazu geführt, dass aus demAusbau bisher nichts geworden ist. Dadurch konnte das Unternehmen weder eine Dividende zahlen noch seine Schulden abbauen. Bis in den Mai 2018 haben wir noch in die Schwäche hinein zugekauft und die Position aufgestockt. Inzwischen ist die Posi- tion längst wieder verkauft, denn die Entschei- dung hat sich letztlich als Fehler herausge- stellt. Wir waren überhaupt im vergangenen Jahr zu stark investiert. Denn auch andere Investments haben sich letzten Endes nicht so positiv entwickelt, wie wir das erwartet hatten. Unsere Position in John Menzies, dem Flug- zeugabfertiger, zum Beispiel: Hier sind wir allerdings bis heute engagiert geblieben, weil wir unter einem neuen Management eine deutliche Verbesserung erwarten. Heuser: Was haben Sie in der Zwischenzeit unternommen, um den Fonds wieder in ein besseres Fahrwasser zu bringen? Fischer: Abgesehen davon, dass der Fonds heute wieder deutlich defensiver aufgestellt ist, haben wir sowohl auf der personellen Ebene als auch in Bezug auf unsere strate- gische Aufstellung vieles neu justiert. Wir haben zum Beispiel seit Anfang des Jahres mit Ralph Baumann einen Leiter für unser Aktien-Research. Außerdem ist ein Analyst mit dem Schwerpunkt Großbritannien, Irland und Skandinavien zu uns gestoßen. Als über- zeugte Value-Investoren ist für uns eine eigene detaillierte Unternehmensanalyse nach wie vor durch nichts zu erset- zen. In dieser Beziehung habe ich außerdem eine interessante Idee mit Blick auf unsere strategische Auf- stellung aus Omaha mitgebracht, wo ich auch in diesem Jahr wieder die Hauptversammlung von Warren Buffetts Berkshire Hathaway besucht habe. Glow: Das hört sich interessant an … Fischer: Diese Idee basiert auf einem Spar- ringsgespräch, wie es Warren Buffett bei- spielsweise mit seinem Partner Charlie Munger oder auch mit seinen beiden jüngeren Investmentmanagern Todd Combs oder Ted Weschler regelmäßig führt. Wie in einer Art Pro-und-Contra-Gespräch argumentiert der eine für ein Investment in eine Aktie, der an- dere versucht, möglichst viele und gute Argu- mente zu finden, die gegen dieses Investment sprechen. Das hat bei uns nicht auf die gleiche Weise funktioniert, aber wir haben es jetzt in etwas anderer Art umgesetzt. Heuser: Was heißt in anderer Art? Fischer: Ursprünglich war meine Vorstellung, dass sich jeder meiner Mitstreiter hier im Haus, die ja zum Teil auch schon lange an Bord sind, eine bestimmte Branche vornimmt und dann vor einem entsprechenden Invest- mentvorhaben den Gegenpart zu dem jewei- ligen Aktienwert aus dieser Branche überneh- men sollte. Ich musste aber schnell feststellen, dass die Bereitschaft, sich auf eine bestimmte Branche zu konzentrieren beziehungsweise zu spezialisieren, auf keine große Gegenliebe gestoßen ist. Die Idee an sich setzen wir dennoch um, wenn auch in anderer Form. Das heißt, wir kommen als gesamte Gruppe zusammen, und jeder kann sich freiwillig und fallweise entscheiden, zu welcher Aktie er diesen Gegenpart übernehmen will. Heuser: Ihrer Äußerung eben kann man entnehmen, dass sich an der grundsätzli- chenAusrichtung eines überzeugten Value- Investors nichts geändert hat. Fischer: Warum sollten wir das tun? Nur weil wir gerade einmal eine etwas schwierige Pha- se durchlaufen? Ganz sicher nicht, denn an unserer grundlegenden Philosophie hat sich ja Frank Fischer: „Im Oktober vergangenen Jahres sind wir regelrecht auf dem falschen Fuß erwischt worden, als es an den Märkten mit den Kursen nach unten ging.“ 64 www.fondsprofessionell.at | 3/2019 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör KREUZ VERHÖR » Abgesehen davon, dass der Fonds deutlich defensiver auf- gestellt ist, haben wir sowohl auf der personellen Ebene als auch in Bezug auf unsere strategische Aufstellung vieles neu justiert. « Frank Fischer, Shareholder Value Management Alle Fotos: © José Poblete
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