FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

Sache kommen. Ein Arca-Verantwortlicher hatte 2018 gegenüber der Redaktion ge- schätzt, man könne der Wiener Privatbank in- nerhalb von vier Jahren 2.000 neue Private- Banking-Kunden bringen. Für den Vertrieb in Tschechien und in der Slowakei seien wieder- um das Goldservice und einige Fondsproduk- te der Wiener interessant. Der Schätzung zu- folge sollten die Slowaken, die unter anderem auf Private Equity und „Financial Services“ spezialisiert sind, der Wiener Bank Nettover- gütungen in Höhe von fünf bis sechs Millio- nen Euro pro Jahr bringen. Diese Ausbaustufe scheint vorerst freilich nicht erreicht. Bankvorstand Eduard Berger sagt, die Fonds der Wiener Privatbank seien bereits in Tschechien und der Slowakei zuge- lassen, und man schule Mitarbeiter aus dem Arca-Finanzvertrieb auf die Goldratenspar- pläne. Umgekehrt werden die Spezialfonds der Arca an die institutionellen Privatbank- kunden in Wien vertrieben. Aber: „Zahlen geben wir nicht bekannt. Die Volumen sind bisher überschaubar.“ Die Intensität hätte natürlich mit einer Beteiligung bereits größer sein können, so Berger. Vorstandskollege Hel- mut Hardt hatte in einem Gespräch im Som- mer bereits betont, dass ohne Eigentümer- schaft größere Investitionen – etwa eine ge- meinsame Filiale in Prag – blockiert seien. Gescheitert an der Aufsicht Letztendlich war die Mehrheitsübernahme gescheitert, weil die Arca vor der Finanz- marktaufsicht (FMA) nicht weiterkam. Bereits kurz nach Unterzeichnung des Kaufvertrags wurde bekannt, dass die FMA auf der Bremse steht, weil der Gründer und Besitzer der Arca Holding, Pavel Krúpa, unter anderem wegen vergangener Firmenübernahmen ins Visier slowakischer und tschechischer Behörden ge- raten ist. Krúpa zog sich daraufhin aus dem Unternehmen zurück, um den Weg für den Deal frei zu machen. Allerdings stellte auch diese Variante die Behörden nicht zufrieden. Nötige Stellungnahmen der slowakischen und tschechischen Aufsicht konnten nicht einge- bracht werden. Immer wieder gab es Speku- lationen über ein feststehendes Aus. Arca hielt trotz aller Meldungen stets kategorisch an ihren Plänen fest. Im September 2018 ver- längerte das Unternehmen sogar seine Kauf- option bis Ende Juni 2019 – „vorsichtshal- ber“, wie es hieß. Für diese Verlängerung zahlte Arca erneut drei Millionen Euro an Kerbler und Kowar. Diese hatten davor schon eine Prämie für die Exklusivität der Verhand- lungen von über sechs Millionen Euro erhal- ten, die zusätzlich zum Kaufpreis von gut 30 Millionen Euro vereinbart war. Am Ende warfen die Arca-Verantwort- lichen aber das Handtuch und beantragten nicht einmal eine Wiederaufnahme des ruhend gestellten Eigentümer-Kontrollverfahrens vor der FMA. Bereits einmal gescheitert Es war bereits das zweite Mal, dass die Aufsicht eine Teilübernahme der Bank ver- hinderte. Im Jahr 2013 wollten Kowar und Kerbler gut ein Drittel an den früheren Ex- Goldman-Sachs-Banker Klaus Umek abge- ben. Laut Meldungen scheiterte der Deal aber am „Fit & Proper“-Nachweis, den die FMA von den Bankverantwortlichen verlangt. Günter Kerbler nimmt es gelassen. Der Immobilienprofi, der sich derzeit über inter- nationale Beachtung für sein bald bezugs- fertiges Holzhochhaus in Wien-Aspern freuen darf, meinte ironisch: „Ich sehe mich jetzt als Jungunternehmer. Da braucht man Mut.“ Er bereue das Engagement trotz des hohen Auf- wands nicht und werde das Bankgeschäft jetzt auch nicht aufgeben. EDItH HUMEnBErGEr-LACKnEr | FP Eduard Berger, Vorstand der Wiener Privatbank, wünscht sich eine höhere Intensität der Zusammenarbeit. Günter Kerbler bereut den Einstieg ins Banking trotz des hohen Aufwands nicht: „Man braucht Mut.“ Der Deal im Zeitverlauf Die Conwert-Gründer Günter Kerbler und Johann Kowar übernahmen 2005 die Mehrheit am Bankhaus Samesch, das zur Wiener Privatbank wurde. Im Folgenden ein Über- blick über vergangenen zwei bewegten Jahre: 28. 8. 2017 : Die Wiener Privatbank gibt bekannt, dass die Hauptaktionäre Kerbler und Kowar ihren Anteil von 61,37 Prozent an die slowakische Arca-Gruppe verkaufen wollen. Davor soll das Immobiliengeschäft von der Bank abgespalten werden: Dazu zählen die Beteiligungen an ViennaEstate Immobilien AG und Wiener Privatbank Immobilienverwaltung GmbH und Beteiligungen an Hotelliegenschaftsbesitzgesellschaften. 18. 9. 2017: Verkaufsvertrag zwischen Kerbler/Kowar und Arca wird unterzeichnet, vorbehaltlich der Behörden- zustimmung. Kaufpreis: zehn Euro je Aktie plus zwei Euro für die Sicherung der Exklusivität der Verhandlungen. 21. 12. 2017: Die Wiener Privatbank spaltet wie ange- kündigt das Immobiliengeschäft ab. 2018: Medienberichte, wonach FMA und letztentschei- dende EZB Bedenken gegen den Deal haben. 27. 9. 2018: Bekanntgabe, dass sich die aufsichtsrecht- liche Genehmigung „verzögert“. Der Arca fehlen laut eigenen Angaben Unterlagen der tschechischen und slowakischen Aufsicht. Arca verlängert die Kaufoption bis 30. Juni 2019 und zahlt noch einmal einen Euro je Aktie (3.071.168 Stammaktien) für die Verlängerung der Option. 29. 5. 2019: Die Wiener Privatbank teilt mit, dass Arca bis 30. Juni 2019 keinen neuen Antrag bis für das Eigentümer-Kontrollverfahren bei der FMA einreichen wird. Ein Einstieg scheint komplett gescheitert. 12. 9. 2019: Arca übernimmt einen Anteil von 9,9 Prozent von Johann Kowar. Kowar und Kerbler halten gemeinsam weiter die Mehrheit (51,47 Prozent). Quelle: Eigenrecherche » Die Volumen sind bisher überschaubar. « Eduard Berger, Wiener Privatbank 245 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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