FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019
Was sieht der vor? Die Ambition ist, bis 2023 vier Milliarden Euro zu verwalten. Da werden zwei bis vier Millionen Gewinn herausschauen müssen. Österreichische Privatbankkunden gel- ten gemeinhin als Feilscher. Waren die Schweizer überrascht über die Rabatt- mentalität? Unter institutionellen Kunden sind die Kos- tenerwartungen DACH-weit relativ ähnlich. Bei den Privatkunden gibt es hingegen in der Schweiz ein besseres Verständnis, dass Dienstleistung etwas kosten muss. Dort gibt es ganz vernünftige Margen im Privatkunden- bereich. Ich glaube, das kommt auch bei uns. Man kann nicht mehr mit jedem über Rabatte reden, weil einfach die regulatorischen Kosten so gestiegen sind. Dann wird man auch ein- mal Nein sagen. Spannend müssten für Sie Regtechs sein, weil sie Regulierungserfordernisse durch digitale Intelligenz lösen. Das wird einmal interessant. Aber man könnte da noch viel früher anfangen. Jede Bank muss ihr eigenes Anlegerprofil basteln, ihre KYC- und WiEReg-Erfordernisse („Know your Customer“ und „Wirtschaftliche Eigentümer Registergesetz“, Anm.). Da könnte man als Gesetzgeber schon einmal sagen: „Es gibt einen österreichischen Standard.“ Da würde man sich extrem viele Kosten sparen. Es gibt auch Bestrebungen in diese Richtung. Laut Lagebericht wird die ZKB Öster- reich „neue wertschaffende Lösungen schaffen“. Was ist zu erwarten? Wir wollen künftig für jedes Anlagethema eine eigene Lösung haben. Dazu haben wir bereits die Fondspalette ausgebaut. Heuer ist ein Small- und Mid-Cap-Einzelaktienfonds dazugekommen. Wir werden bald auch aus- drücklich nachhaltige Strategien anbieten. Da- bei arbeiten wir mit unserer Zürcher Schwe- ster Swisscanto zusammen. Wir werden noch andere Lücken füllen. Man soll diese Baustei- ne in Zukunft genau nach dem individuellen Anlegerprofil mischen und sofort die Auswir- kung auf Risiko und Rendite sehen können. Derzeit gibt’s ja sechs fixe Strategien … Ja, sie bestehen aus einigen Dachfonds mit je rund zwölf bis 20 Subfonds. Daneben gibt‘s vier für das Publikum geöffnete Großanleger- fonds. Einer soll dazukommen: Wir bauen ein nachhaltiges Mandat aus Einzeltiteln auf. Fallen die Entscheidungen des Fonds- managements rein in Österreich? Wir bekommen das Research aus Zürich. Wenn es dort heißt, „mehr USA, weniger Europa“, halten wir uns natürlich an die Empfehlung. Es sind die großen taktischen Entscheidungen, die ausschlaggebend sind für den langfristigen Performanceerfolg. Was wir selber machen, ist die Asset Allocation und die Subfondsauswahl für unsere Dachfonds. Die lokalen Asset Manager kennen die Vor- lieben. Bei einem Spezialfonds oder einem großen Kunden sitzt immer auch der Asset Manager dabei. Es ist sehr wichtig, zwischen den Zeilen zu lesen. Anlagerichtlinien einhal- ten, das kann ja jeder. Oft merkt der Asset Manager aber, „der Kunde sagt, es ist gut, aber eigentlich ist er nicht zufrieden“. Dann haben wir vielleicht die falsche Strategie. Wie entwickelt sich Deutschland, das ja von Salzburg aus mitbetreut wird? Schwierig. Wir haben vor allem deutsche Kunden von früher, für die die Anreise nach Salzburg immer beschwerlicher wird. Es gibt auch nicht mehr viele Gründe, in Österreich zu sein. Früher zählten Faktoren wie Diskre- tion, weil in Deutschland das Arbeitsamt ins Konto schauen kann. Mittlerweile gibt es aber den „Allgemeinen Informationsaustausch“. Eine Chance sehen wir jedoch bei Großman- daten. Da können wir mit unseremAsset Ma- nagement punkten. Speziell mit unseren Fondshüllen, die wir etwa über die LLB mit- anbieten. So etwas gibt’s in Deutschland nicht. Da brauchen Sie mal 60 bis 80 Millio- nen, um einen Fonds auflegen zu können. Wir können diese Fondshüllen über unseren Ko- operationspartner viel günstiger anbieten. Wie schweizerisch ist eigentlich die ZKB Österreich? Ich sage, wir sind wenig Schweiz, aber sehr viel ZKB. Wir haben keinen einzigen Schwei- zer Mitarbeiter mehr, seit mein Vorgänger Lucien Berlinger nach Zürich zurückgegan- gen ist. Aber wir haben die DNA von unserer Mutter sehr dankbar aufgenommen, das Bemühen um absolute Qualität. Ich war davor ja bei Oppenheim. Wie damals in den Medien gestanden ist, dass die ZKB die PIAG kauft, war ich echt neidisch. Die ZKB hat ein sehr gutes Image, was Stabilität und Beständigkeit betrifft. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP » Bei Fondshüllen können wir in Deutschland punkten. So etwas gibt’s dort nicht. Da brauchen Sie mal 60 bis 80 Millionen, um einen Fonds auflegen zu können. « Hermann Wonnebauer, Zürcher Kantonalbank Österreich Hermann Wonnebauer kritisiert: „Jede Bank muss ihr eigenes Anlegerprofil basteln, ihr eigenes KYC, ihre WiEReg- Erfordernisse. Da könnte man als Gesetzgeber schon einmal sagen: „Es gibt einen österreichischen Standard.‘“ 243 www.fondsprofessionell.at | 3/2019
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