FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

Bei Aktien wird immer wichtiger, in welche Kategorien investiert wird. Es gibt durchaus Substanzwerte, die mehr Ausschüttungen bringen als eine Anleihe. Man kann sich neue Technologien und Trends ansehen. Auf jeden Fall muss man sehr breit diversifizieren. Man kommt sicher nicht mehr mit fünf Titeln durchs Leben. Die ZKB ist nun in Österreich seit rund zehn Jahren amMarkt. Wo hat sie ihren Platz gefunden? Wir haben unsere Nische gefunden mit dem Rückenwind der Marke unserer Schweizer Mutter: der Schweiz-Bezug, die hohe Sicher- heit der ZKB Zürich, gepaart mit unserem sehr persönlichen Zugang auf die Kunden. In der Akquisition tun wir uns leichter mit dem Namen Zürcher Kantonalbank, das muss man einfach sagen. Es ist schnell Interesse da, speziell bei Kunden, die auf Sicherheit ausge- richtet sind. Und dann versuchen wir, Berater zu finden, die das mit Leidenschaft tun. Auch ich kenne die meisten Kunden persönlich. Wir achten sehr darauf, ob jemand vom Charakter her zu uns passt. Ich möchte, dass nach jedem Termin ein Lächeln bleibt. Wir haben eine hohe Kontaktfrequenz. Der Kunde soll mer- ken, dass wir da sind. Das ist eine Heiden- arbeit, aber es zahlt sich aus. Erwarten Sie, dass ein junger Mitarbei- ter Kunden mitnimmt, oder hat sich das erübrigt in Zeiten, da man Angst hat vor problematischen Kunden? Es ist noch nicht ganz verloren gegangen. Aber wir nehmen eher jüngere Mitarbeiter und erwarten nicht, dass sie große Bücher herum- schleppen. Wir verlangen von jedem Private Banker nach dem Erstgespräch einen Busi- nessplan. Daran messen wir ihn. Und wir er- warten, dass er Kontakte nutzt. Am häufigsten bringt ein neuer Berater nicht Kunden von der alten Bank, sondern solche, die dort Wunsch- kunde waren, wo es aber nicht so gepasst hat. Vor einigen Jahren konnte man bei der ZKB Österreich ab einem freien Ver- mögen von 250.000 Euro anlegen, heute sind es 500.000. Wie hat sich Ihre Kun- denstruktur verändert? Das ist nach wie vor gleich. 500.000 kommu- nizieren wir nach außen, aber bei 250.000 würden wir anfangen. Das ist wahnsinnig viel Geld. Man sollte da demütig bleiben. Von unserer Vermögensverwaltung her könnten wir auch 50.000 Euro machen. Aber die Regulatorik macht alles so aufwendig, dass man einen gewissen Betrag braucht. Zur Kun- denstruktur: Unser Volumen wächst am obe- ren Ende am schnellsten. Aber wir haben in allen Bereichen gute Zuwächse. Wir wollen keine Großkundenboutique sein. Uns ist wich- tig, viele Leute zu kennen, das sind auch unse- re Botschafter. Wir werden aber keine Retail- bank werden. Es wird keinen Internetkanal geben, wo man 5.000 Euro anlegen kann. Spüren Sie den Trend, dass sehr Vermö- gende der Bank den Laufpass geben und ein eigenes Family Office gründen? Absolut. Aber das Family Office braucht ja trotzdem wieder eine Bank. Denn die wenigs- ten dürfen Vermögen verwalten, dafür brau- chen Sie eine große Konzession. Die Mehr- zahl der Family Offices vergibt die Asset-Ma- nagement-Mandate, und da wären wir wieder im Spiel. In Österreich ist die Family-Office- Thematik noch nicht so groß. In Deutschland hat praktisch jeder eins. Wie stark wollen Sie heuer wachsen? Wir schätzen, dass wir wieder zehn Prozent zulegen beim verwalteten Vermögen. Macht die Mutter in Zürich Druck we- gen der hohen Kosten-Einnahmen-Quo- te, die bei deutlich über 90 Prozent liegt? Also, als Eigentümer würde ich auch Druck machen. Aber wenn man so ein Geschäft auf- und ausbaut, hat man einfach gewisse Kosten, speziell beim Personal. Und in der Vermö- gensverwaltung verdienen Sie ja nur an der Zeit – anders als in der Anlageberatung, wo ein großer Trade sofort einen großen Ertrag bringt. Zuwächse spüren wir da erst in den nächsten Jahren. Aber es gibt einen sehr prä- zisen Budgetplan. Und wir liegen gut drinnen. Hermann Wonnebauer blickt derzeit auf ein Geschäftsvolumen von 2,3 Milliarden Euro. Dieses soll heuer wieder kräftig wachsen: „Wir schätzen, dass wir wieder zehn Prozent zulegen beim verwalteten Vermögen.“ » In Österreich ist die Family- Office-Thematik noch nicht so groß. In Deutschland hat praktisch jeder eins. « Hermann Wonnebauer, Zürcher Kantonalbank Österreich Foto: © Marlene Fröhlich | LuxundLumen Hermann Wonnebauer Hermann Wonnebauer ist seit 1982 im Private Ban- king (Oberbank, Berger & Comp./Vontobel Österreich, Sal. Oppenheim jr. & Cie). 2010 wurde er zur ZKB- Österreich geholt, seit 2019 ist er CEO. Er ist Unterof- fizier – und hat ein Kinderbuch verfasst: „Sebastian und die Insel der Seligen“ skizziert Visionen wie ein Leben ohne Spiegel oder ohne Geld. Es wurde nicht veröffentlicht, aber vom Nachwuchs der Redaktion für spannend befunden. Wonnebauer pflegt nach Eigen- angaben Kundenbeziehungen gern bei Kulturevents. bank & fonds I hermann wonnebauer | zürcher kantonalbank österreich 242 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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