FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

ein Fehler, sich auf die „Bewahr-Positi- on“ zurückzuziehen? Ich gebe Ihnen recht, es wäre besser gewesen, man hätte schon länger einen höheren Aktien- anteil gehabt. Von Gold gar nicht zu reden. Das ist völlig unberechenbar. Was aber schon passiert ist: Anlageklassen wie Regierungs- anleihen sind in diesen Jahren super gelaufen. Man ist mit einem gemischten Mandat sehr gut gefahren, weil sowohl Aktien als auch Anleihen mit großer Korrelation gut gelaufen sind. Der größte Anteil unserer Anleger hat ja Balanced-Mandate. Unabhängig davon glaube ich aber, Vermögen bewahren heißt nicht, ich darf nichts mehr riskieren. Wir haben in unse- rem gesamten verwalteten Volumen sogar einen sehr hohen Aktienanteil von 70 Prozent. Unser erster reiner Aktienfonds hat sich seit Gründung unserer Fondspalette vor acht Jah- ren verdoppelt. Wir haben hier neun Prozent Rendite pro Jahr. Nach KESt und Inflation bin ich bei überdurchschnittlichen fünf, sechs Pro- zent. Vermögen bewahren heißt, dass ein sol- ches Vermögen über Jahrzehnte oder über Ge- nerationen ordentlich gemanagt und aufgebaut wird. Wir wollen unsere Anleger von dieser Casino-Mentalität – „Heute gekauft, was ist es morgen wert?“ – befreien. Wenn ich einen supercleveren Anlageberater habe, der mir jeden Tag Tipps gibt, was ich kaufen oder verkaufen kann, dann werde ich süchtig, auf diese kurzfristigen Inputs zu reagieren, ohne dass sich an der langfristigen Performance groß was ändert. Nun wird man mit Anleihen kein Glück mehr haben … Seit der Hochzinsphase Anfang der achtziger Jahre sind die Zinsen ständig gesunken. Man hat mit Anleihen immer Geld verdient. Es gab hohe Zinsen von alten Anleihen und die Kurs- gewinne. Nun kann ich nur noch in Aktien investieren, weil ich mit dem Rest sicher Geld verliere. Das wird die Anlagewelt verändern. Wir weisen sehr aktiv auf diesen Paradigmen- wechsel hin. Scheiden sich da Kundenwunsch und Beraterempfehlung? Eigentlich nicht. Unsere Kunden sind meist gut informiert und aktienaffin. Viele sind Unternehmer, die kennen ja die Zusammen- hänge. Schwierig ist es bei ganz defensiven Anlegern oder Stiftungen, die zum Beispiel aufgrund alter Satzungen keinen Nominalver- lust machen dürfen. Da muss man Änderun- gen machen. Die kommen oft aus Zeiten, da gab’s noch fünf Prozent Zinsausschüttungen. Wie sieht der Allokationstrend aus? Balanced-Mandate sind immer noch eine gute Lösung für den großen Schnitt. Man wird aber einen höheren Aktienanteil anstreben. dem über Rabatte reden“ » Wir wollen unsere Anleger von dieser Casino-Mentalität – › Heute gekauft, was ist es morgen wert? ‹ – befreien. « Hermann Wonnebauer, Vorstandsvorsitzender Zürcher Kantonalbank Österreich 241 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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