FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

Damit liegt unsere Gesellschaft bei den besten sechs Prozent einer Vergleichsgruppe von 44 Asset Managern weltweit. Aber abgesehen von all solchen Zahlen und Daten: Ich bin da- von überzeugt, dass das ESG-Thema bereits in spätestens drei Jahren gar nicht mehr als Trend angesehen wird. Warum? Das Thema Nachhaltigkeit wird dann auf- grund von politischen Zielsetzungen, aber auch wegen entsprechenden Vorschriften sei- tens der Regulierung und nicht zuletzt auf- grund eines schon jetzt spürbaren Nachfrage- anstiegs auf Seiten sowohl der privaten wie auch der institutionellen Kunden sozusagen als Mainstream in der Normalität angekom- men sein. In dieser Notabilität wird schnell sichtbar werden, wer gut vorbereitet ist und wer das Thema ernsthaft in seine Prozesse integriert hat. Hier liegen die tatsächlichen Herausforderungen für uns als Asset Manager. Was meinen Sie konkret? Zwei Aspekte spielen dabei eine Rolle. Wir müssen zum einen als Asset Manager glaub- haft kommunizieren können, dass wir die not- wendigen Research- und Managementkapa- zitäten an Bord haben, um das Nachhaltig- keitsthema in der Geldanlage unserer Kunden nicht nur sinnvoll, sondern auch wirksam abbilden zu können. Zum anderen haben wir als Finanzdienstleister eine Art Informations- verantwortung gegenüber unseren Kunden. Das heißt, wir müssen unseren Anlegern zu- nächst einmal genau erklären können, was ESG überhaupt konkret bedeutet. Das belegt unter anderem eine Studie unter rund 4.600 Verbrauchern aus 14 Ländern, die wir vor Kurzem veröffentlicht haben. Die Ergebnisse zeigen, dass beim nachhaltigen Investieren noch eine Wissenslücke klafft, weil viele Anleger nicht über die nötigen Informationen verfügen, um ihr Erspartes nachhaltig anzu- legen, obwohl ein höheres Umweltbewusst- sein ihr Konsumverhalten bereits stark beein- flusst. Weltweit denken demnach 73 Prozent der Investoren, dass sich Unternehmen ethi- scher verhalten sollten, aber nur 29 Prozent von ihnen legen ihr Geld in nachhaltigen Anlagen an. Deshalb haben wir für unsere Kunden ein spezielles Tool entwickelt, mit dem diese sich anhand von einigen wenigen Fragen sozusagen spielerisch selbst erarbeiten können, welcher ESG-Typ sie eigentlich sind und wie sie das Thema in ihrem Portfolio abgebildet sehen möchten. Und zu Ihrem ersten Punkt: Hat Vonto- bel denn die notwendigen Research- und Managementkapazitäten tatsächlich be- reits an Bord? Durch unsere Erfahrung fühlen wir uns gut aufgestellt. Wir verfügen schon seit Langem über unser eigenes ESG-Research-Center, das wir weiterentwickeln werden. Schon heute arbeiten insgesamt 35 Experten im Research, im Portfoliomanagement und in anderen Funktionen für unsere ESG-Anlagestrategien. Hinzu kommen elf Experten für die Betreu- ung von Anlagestrategien, in denen ESG-Fak- toren als Teilaspekt berücksichtigt werden. Aber wir werden auch künftig mit externen Dienstleistern wie Ratingagenturen und Bera- tungsunternehmen zusammenarbeiten. Und die Umsetzung einer glaubwürdigen ESG-Strategie wird nur als aktiver Manager möglich sein, wenn ich Sie richtig verstehe. Natürlich kommen auch mehr und mehr pas- sive ESG-Produkte auf den Markt. Aber ich frage Sie: Wie nachhaltig können indexbasier- te Anlagen wirklich sein, bei denen Geld zu- gleich in Unternehmen investiert wird, die re- gelrechte Nachhaltigkeitsstars sind, und sol- che, die allenfalls eine Art Mindestnorm er- füllen? Um hier die Spreu vom Weizen zu trennen und wirklich nachhaltig zu investie- ren, wird man nicht umhinkommen, näher hinzuschauen – so wie es aktiv gemanagte Fonds tun. Ein wirklich aktiver Portfolio- manager zeichnet sich dadurch aus, dass er regelmäßig den Dialog mit dem Management eines Unternehmens sucht und die Einhaltung entsprechender Standards überprüft. Im Inter- esse einer guten Corporate Governance wird beispielsweise Einfluss auf das Management ausgeübt, etwa auch durch das Abstimmungs- verhalten auf Generalversammlungen. Da- rüber hinaus sind aktive Manager in der Lage, die ESG-Grundsätze auf alle Anlageklassen anzuwenden, einschließlich Schwellenländer, festverzinsliche Wertpapiere und Immobilien, wo ein einfacher indexgetriebener Ansatz schlicht nicht funktioniert. Wer also nicht nur nachhaltig wirken, sondern mit seinen Invest- ments auch eine nachhaltige Wirkung erzielen möchte, wird an dem sicher mühsameren, aber wirkungsvolleren aktiven Ansatz nicht vorbeikommen. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER| FP » Wir verwalten heute bereits ein Gesamtvermögen in ESG-Strate- gien von knapp 28 Milliarden Franken und sind damit die Num- mer drei am Schweizer Markt. « Axel Schwarzer, Vontobel Asset Management Foto: © Fanny Taboada Axel Schwarzer: „Jede unserer Boutiquen verfolgt und verantwortet ihren eigenen Investmentprozess, statt sich der großen Linie eines über allem thronenden Chief Investment Officers unterzuordnen.“ vertrieb & praxis I axel schwarzer | vontobel 216 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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