FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019
Foto: © Fanny Taboada A nlässlich des 20-jährigen Jubiläums ihres operativen Starts in Deutsch- land und des zehnjährigen Beste- hens der Bank Vontobel Europe AG mit Sitz in München haben die Schweizer vor Kurzem signalisiert, dass Deutschland als ein wichtiger Fokusmarkt und gleichzei- tiges Tor zum gesamten europäischen Markt auch in Zukunft weiter ausgebaut werden soll. Während es in der früheren Erfolgssparte der Schweizer Bank, dem Bereich strukturierte Produkte, in jüngster Zeit regelrecht kriselt, verzeichnen die Eidgenossen in ihren beiden anderen Standbeinen, dem Wealth Management sowie dem Asset Management, erfreuli- che Zuwächse. Wie es konkret um die Fondssparte der Schweizer bestellt ist, wollte die Redaktion wissen und hat Axel Schwarzer, CEO von Vontobel Asset Ma- nagement, in der Züricher Zentrale besucht. Herr Schwarzer, als wir zuletzt vor rund vier Jahren miteinander sprachen, haben Sie kritisiert, es fehle in der Schweiz am Verständnis dafür, was Asset Manage- ment eigentlich bedeute, eine entspre- chende Kultur sei noch nicht entwickelt. Hat sich das inzwischen gebessert? Axel Schwarzer: Das kann man durchaus sagen. Wenn damals über den hiesigen Finanzplatz diskutiert wurde, dann waren es meist Themen aus den Bereichen Investment Banking oder Private Banking. Das Asset Management wurde eher als so etwas wie die Vermögensverwaltung für institutionelle Investoren oder wie eine Art Anhängsel des Private Banking gesehen. Das hat sich inzwi- schen tatsächlich geändert. Die Wahrnehmung ist heute eine ganz andere und entspricht mitt- lerweile eher der Situation, wie wir sie aus den USA, Großbritannien oder auch aus Deutschland kennen, wo man schon sehr viel früher verstanden hat, dass ein gesunder Finanzplatz im Wesentlichen auf den drei Säulen Investment Banking, Private Banking und Asset Management steht. Und wie sind Sie mit der Entwicklung des eigenen Unternehmens zufrieden? Unsere Gesellschaft ist in den vergangenen fünf Jahren erfreulich gewachsen, nicht nur organisch, sondern auch durch entsprechende Zukäufe, die zum Teil sehr stark zu diesem Wachstum beigetragen haben. Entsprechend haben wir unsere Assets under Management in dieser Zeit mehr als zufriedenstellend steigern können. Der Zuwachs betrug über diesen Zeitraum gut 30 Prozent, sodass wir heute ein Gesamtvolumen von knapp 130 Milliarden Schweizer Franken verwalten. In der jüngeren Zeit sind nach einem eher durchwachsenen Jahr 2018 allein seit Jah- resbeginn rund zehn Milliarden Schweizer Franken als neue Mittel zugeflossen. Damit lagen wir in Bezug auf das Nettomittel- aufkommen deutlich über unserem ange- strebten Zielkorridor zwischen vier und sechs Prozent. Von den Nettomittelzuflüssen her gehören wir auf jeden Fall zu den Top Ten in Europa. Der Schwerpunkt Ihres Geschäfts liegt aber nach wie vor in der Schweiz. Wie kommen Ihre Expansionspläne voran? Gemessen an den verwalteten Assets ist die Schweiz mit einem guten Drittel der von uns betreuten Vermögen nach wie vor unser größter Standort. Auf der Ertrags- seite sieht das schon heute etwas anders aus, wir erzielen nun schon die Hälfte un- serer Erträge außerhalb der Schweiz. Ich würde uns heute entsprechend eher als Asset Manager mit Schweizer Wurzeln, aber globaler Präsenz beschreiben. Die Asset-Management-Sparte verfügt nicht nur über insgesamt 15 Niederlassungen weltweit. Wir haben unseren Fußabdruck in einigen Ländern und Regionen auch deutlich ausbauen können. Wie drückt sich das in konkreten Zahlen aus? Rund zwei Fünftel unserer verwalteten Vermögen liegen im europäischen Aus- land. Zu einem bedeutenden Standort hat sich für uns der britische Markt entwickelt, nicht zuletzt durch die bereits 2015 erfolgte Über- nahme von 24 Asset Management, über die wir hochtransparente, aktiv verwaltete Fixed- Income-Strategien mit attraktiven risikoberei- nigten Renditen und starkem Fokus auf Ka- pitalerhalt anbieten können. Unser Standort in London verwaltet inzwischen ein Volumen von knapp 20 Milliarden Schweizer Franken. Aber auch mit der Entwicklung in Deutsch- land sind wir sehr zufrieden. Im Jahr 2015 be- trug das in Deutschland und Österreich ver- waltete Volumen gerade einmal zwei Milliar- den Schweizer Franken, heute stehen wir bei rund 16 Milliarden Franken. Das ist zu einem Großteil natürlich auf die Übernahme der Ver- mögensverwaltung Vescore zurückzuführen. Aber auch die 2016 erfolgte Neubesetzung im Vertrieb mit René Weinhold als Leiter des Intermediary-Geschäfts hat sich ausgezahlt, weil dadurch noch einmal eine ganz andere Stabilität und ein neuer Ansatz in unsere Vertriebsaktivitäten gekommen sind. Anders als andere Häuser scheinen Sie den vor drei Jahren erfolgten Weggang Die Schweizer Fondsgesellschaft Vontobel Asset Management wird auch künftig auf einen Chief Investment Officer verzichten. Das bestätigt Axel Schwarzer , der die Fondssparte der Eidgenossen seit 2011 verantwortet. In einer besonderen Verantwortung sieht Schwarzer die Branche beim ESG-Thema. „Wir sind weder billig noch » Unsere Gesellschaft ist in den vergangenen fünf Jahren erfreulich gewachsen, nicht nur organisch, sondern auch durch ent- sprechende Zukäufe. « Axel Schwarzer, Vontobel Asset Management vertrieb & praxis I axel schwarzer | vontobel 212 www.fondsprofessionell.at | 3/2019
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