FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019
dabei zutiefst stört, das ist die Tatsache, dass politisch opportune institutionelle Manager das ohne Widerspruch mitmachen. Sauer: Ich bin in dieser Frage diametral anderer Auffassung. Denn aus meiner Sicht verhält es sich exakt umgekehrt. Das E beziehungsweise die Klimakomponente in ESG ist im Grunde die transparenteste und wirksamste, selbst wenn diese Transparenz am Ende enorm diskutierbar bleibt. Die soziale Komponente sowie Aspekte der Unternehmensführung sind meiner Ansicht nach die komplexesten. Heuser: Das müssen Sie ein wenig erläutern. Sauer: Das Anlageuniversum unseres Global Climate and Environment Fund besteht aus Unternehmen, die klima- und umweltfreundliche Lösungen anbieten. Daher investiert der Fonds in Aktien von Firmen, die durch ihre Technolo- gien der Gesellschaft helfen können, die Risiken des Klimawandels und der Erderwärmung ein- zudämmen. Im Prinzip gibt es keine Sektoren, die im direkten Zusammenhang mit der Erder- wärmung stehen. Aber es gibt eben durchaus Möglichkeiten für Unternehmen, intelligente Lösungen zu schaffen, effizientere Produkte zu entwickeln, die dazu beizutragen, weniger Ener- gie oder weniger Material zu verbrau- chen. Ein Unternehmen, das saubere Energie produziert, ist für jeden Ana- lysten leicht als grünes Unternehmen erkennbar. Wenn Investoren aber ihren Horizont erweitern und auch Unterneh- men betrachten, die indirekt zu einem Wandel in Richtung einer sauberen Welt beitragen, ist die Anzahl an Investitions- möglichkeiten viel größer. Heuser: Geben Sie uns ein konkretes Beispiel? Sauer: Es wird viel diskutiert, aber zu wenig investiert. Und als Gründe wer- den oft fehlende Messbarkeit, fehlende Transparenz oder mangelnde Daten genannt. Bei einem Unternehmen wie Hexcel, in das unser Klimafonds unter anderem investiert, ist das anders. Hexcel stellt auf Basis von Kohlefasern Materialien her, mit denen Flugzeuge wesentlich leichter gebaut werden kön- nen und einen entsprechend deutlich ge- ringeren Kerosinverbrauch aufweisen. Natürlich basieren Kohlefasern auf dem Rohstoff Öl, und auch Fliegen an sich ist unter Umweltgesichtspunkten eher kontraproduktiv. Demzufolge hat Hexcel selbst einen viel höheren CO 2 -Fußabdruck als der Durchschnitt seiner Benchmark. Die Kero- sineinsparung über einen Lebenszyklus eines Flugzeugs von 30 Jahren wiegt das aber bei Weitem auf. Deswegen ist das durchaus mess- bar, enthebt aber nicht der Diskussion um die Transparenz, denn am Ende streiten sich der Hersteller selbst und die Airlines darüber, wem die CO 2 -Einsparung zuzurechnen ist. Deshalb ist auch ein solches Thema diskutierbar. Aber bei den Komponenten Social und Governance ist eine entsprechende Messbarkeit aus meiner Sicht noch ungleich schwieriger. Sauren: Solange die Berücksichtigung von ESG- Kriterien auf einer freiwilligen Basis geschieht, ist das ja auch vollkommen in Ordnung. Selbst wenn eine Fondsgesellschaft heute sagt, dass sie zwar großen Wert legt auf die Unternehmens- führung, weil sie das schon immer getan hat, aber noch keine Lösung implementiert hat zur Berücksichtigung von Umwelt- und Sozial- aspekten, die für viele eben noch neu sind, dann sind ja auch alle zufrieden. Wir haben allerdings überlegt, wie wir die drei Komponenten bei unserem ESG-Scoring gewichten sollen, und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir am Ende alle drei gleich gewichten – eben weil am Ende alle drei wirklich wichtig sind. Und spe- ziell beim Thema Umwelt ist es am Ende von besonderer Bedeutung, ein Bewusstsein zu schaffen. Nicht umsonst fragen wir jeden Mana- ger in unseren Analysegesprächen nach den drei Unternehmen in seinem Fonds, die bei diesem Aspekt am besten respektive am schlechtesten abschneiden. Heuser: Und wie schneidet Ihr eigenes Unter- nehmen ab? Sauer: Wir haben diese gesamten Prozesse auch für unser eigenes Unternehmen durchlaufen und sind inzwischen klimaneutral. Wenn man sich Hans Heuser (FONDS professionell): „Die Frage ist, ob es durch die Integration von ESG-Kriterien unweigerlich zu einem Performanceverlust kommen muss.“ Axel Hesse (SD-M): „Nach unseren Ergebnissen können nachhaltiges Investieren und eine auskömmliche Rendite durchaus im Einklang miteinander stehen.“ 204 www.fondsprofessionell.at | 3/2019 roundtable I nachhaltiges investieren I esg Fotos: © Jose Poblete » Nach fünf Jahren, aber auch über längerfristige Zeiträume war durch die entsprechende Über- oder Untergewichtung unserer Nachhaltigkeitsindikatoren eine höhere Rendite gegenüber dem reinen Standardindex erzielbar als ohne. « Axel Hesse, SD-M
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