FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

Foto: © Goran Andric D ie in Linz ansässige Partner Bank wurde im Jahr 1992 gegründet und gilt als Urgestein im Bereich des unabhängigen Finanzvertriebs in Öster- reich. 50 Mitarbeiter kümmern sich um mehr als 400 Vertriebspartner und 20.000 Kundendepots mit einem Bestandsvolu- men von 220 Millionen Euro. Die Bank ist in Österreich, Deutschland, Ungarn, Tschechien, Slowenien und der Slowakei tätig. Andreas Fellner ist seit 1998 für den IT-Bereich der Bank zuständig und seit 2006 Vorstandsmitglied. Geht es nach ihm, sollte die Bank eine breitere Ziel- gruppe erschließen. Wie er das machen möchte und wo er derzeit die Herausfor- derungen am österreichischen Markt sieht, erklärt Fellner im Interview. Herr Fellner, 2017 konnten Sie mit Vion einen Vertrieb anbinden, der ursprünglich von ehemaligen Beratern gegründet wurde. Die Partner Bank hat mit diesem Schritt die Zahl der ver- traglich gebundenen Vermittler deutlich gesteigert, allerdings blieben nicht alle Vion-Partner bei Ihnen. Wie entwickelt sich diese Zusammenarbeit? Andreas Fellner: Sehr gut. Es gab doch einige Berater, die mit der neuen Situation nicht so gut zurechtgekommen sind, viele junge Bera- ter mussten auch erst die Vermögensberater- prüfung machen, daher war die Fluktuation anfangs hoch. Unser Ziel besteht ja darin, gute Berater anzubinden, die nachhaltig arbeiten. Wir haben derzeit neben angebundenen Wert- papierfirmen 150 vertraglich gebundene Ver- mittler in Österreich und über 400 über alle Länder hinweg. Zwei Drittel sind in Öster- reich Vion-Berater. Dass nicht alle bleiben wollten, lag zum Teil auch an der Marktent- wicklung. Im heimischen Finanzdienstleis- tungsbereich hat sich zuletzt neben dem regu- lierten Markt ein neuer, wesentlich weniger regulierter Bereich aufgetan – das ist gefähr- lich und ein No-Go sowohl für die Vion als auch für die Partner Bank. Einerseits ist dies im Bereich Kryptowährungen der Fall, ande- rerseits auch bei qualifizierten Nachrangdar- lehen. Wenn ich bei Nachrangdarlehen Ange- bote mit zehn Prozent Innenprovision und einer Verzinsung von sechs Prozent für den Kunden sehe, dann läuten bei mir Alarm- glocken. Dass die Kunden bei einem Nach- rangdarlehen dieser Art ihr Geld nur bekom- men, wenn die Firma keine Liquiditätsproble- me hat, wird dabei oft übersehen. Und das ge- samte Geschäft läuft an der FMA vorbei. Da die Provisionen so hoch sind und Nachrang- darlehen nicht unter die Mifid-Regulierung fallen, ist die Verlockung für junge Berater na- türlich groß. Dazu kommt der Trend, dass die Anleger anscheinend immer lieber ein Emit- tentenrisiko in Kauf nehmen als die Vola- tilität des Aktienmarktes. Wir sehen das auch bei uns, wo hochverzinsliche Anlei- hen verstärkt nachgefragt werden. Wie sieht das Angebot, das Sie Ihren Beratern auf Produktebene derzeit zur Verfügung stellen, aus? Wir bieten Vermögensverwaltungen mit Fonds, Aktien und Anleihen. Bei den Vion-Beratern ist unser Hauptprodukt der- zeit die Top-Companies-Concept-Vermö- gensverwaltung (TCC) mit zwei Risiko- klassen. Im TCC-Dynamic-Portfolio be- finden sich Aktien von 32 internationalen Topunternehmen. Im TCC Balanced sind es 24 Aktien und acht ETFs, Letztere soll- ten das Risiko leicht reduzieren. Die Al- lokation wird dabei nur bei Bedarf ange- passt, so bleiben die Transaktionskosten gering. Zwischen der Auflage im Novem- ber 2017 und Ende August dieses Jahres konnte der Dynamic eine Performance von 23,1 Prozent erzielen – und der Balance 10,1 Prozent. Bei unseren Vermögensverwaltungs- portfolios können die Berater zudem auf einen Hybrid-Robo-Advisor bei der Beratung zu- rückgreifen. Sie können gemeinsam mit dem Kunden den Prozess durchgehen. Das wird sehr gut angenommen – der Bereich der Ver- mögensverwaltungsmandate wächst derzeit deutlich. Aktuell teilt sich der Bestand zu etwa 60 Prozent auf normale Depots und zu 40 Prozent auf Vermögensverwaltungsmandate auf, wobei auf Letztere schon 80 Prozent der Neuabschlüsse entfallen. Wir planen nun, die Vermögensverwaltung einer noch breiteren Zielgruppe zur Verfügung zu stellen. Wie soll das aussehen? In Zukunft wollen wir auch verstärkt Versi- cherungsvermittler ansprechen, die mit uns im Rahmen der Vermögensverwaltung kooperie- ren möchten. Wir haben auch einen reinen Robo-Advisor entwickelt, mit dem der Kunde selbst herausfinden kann, welche Vermögens- verwaltung am besten zu ihm passt. Und die- Seit dem Jahr 2006 ist Andreas Fellner Vorstand der Linzer Partner Bank. Im Gespräch erklärt der IT-Experte, wo er für das Institut derzeit Wachstumspotenzial sieht, wie er neue Vertriebspartner gewinnen möchte und in welchen Bereichen er momentan die größten Gefahren für die heimischen Finanzdienstleister sieht. „Die Verlockung ist für junge » Wenn ich bei Nach- rangdarlehen Angebote mit zehn Prozent Innenprovision und einer Verzinsung von sechs Prozent für den Kunden sehe, dann läuten bei mir Alarmglocken. « Andreas Fellner, Partner Bank AG Andreas Fellner Andreas Fellner ist seit 2005 im Vorstand der Linzer Part- ner Bank AG tätig. Zuvor wurde der gelernte Program- mierer zum Prokuristen des Instituts ernannt. Der Absol- vent der Donau-Universität Krems (Master of Science im Bereich Information Security) leitete davor seit März 1999 die EDV-Abteilung der Bank mit dem Schwerpunkt Vermögensverwaltung. vertrieb & praxis I andreas fellner | par tner bank 190 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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