FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019
dass man ins Gespräch kommt und die Zu- kunftsvorsorge wieder aktiv diskutiert. Mir ist klar, dass nicht alle unsere Vorschläge gleich umgesetzt werden. Aber wir brauchen in Österreich Anreize, damit sich die Bevölke- rung damit beschäftigt. Wenn das Rad einmal in Schwung ist, dreht es sich schneller. Schade wäre, wenn man das Thema nicht aufgreift, gerade wenn ich an die Jugend denke. Mir ist besonders die schulische Wirtschaftserziehung wichtig. Da schaue ich neidisch in andere Län- der. Ein Jugendlicher aus Dänemark fragt sich, warum man bei uns nicht einen Teil des Ta- schengeldes weglegt. Da suche ich in Öster- reich händeringend nach Unterstützung. Arbeiten Sie konkret an einer Initiative zur Wirtschaftsbildung? Das ist einer der Schwerpunkte im VVO. Unsere Kinder sollten beim Schulabschluss wissen, wie unser Finanzsystem funktioniert. Heuer gab es ein Urteil gegen die Uniqa wegen unklarer Klauseln. Konsumenten- schützer haben von Tausenden mögli- chen Rückforderungsanträgen gespro- chen. Wie viele waren es wirklich? Wir nennen keine Zahlen. Ich kann Ihnen aber sagen: Wir haben das Thema bereinigt, wir haben vorgesorgt in der Bilanz, der Rest wird abgearbeitet. Da bin ich wieder bei dem Punkt von vorher: Wir haben manchmal nicht geschickt agiert. Irgendwann bezahlst du dafür die Rechnung. Als Uniqa-Manager sage ich natürlich, wir haben eine tolle Marke. Nur, ist das schon genug? Nein, ist es nicht. Unter Imageproblemen leidet die ganze Branche. Wenn du heute einen fragst, willst du in einer Versicherung arbeiten, wird keiner aufzeigen. Du kannst nur attraktiver werden, wenn du transparent bist, interessante Jobs anbietest und wenn du nicht mit Urteilen in den Me- dien stehst. Und du musst verständliche Pro- dukte anbieten. Bei uns bekommen Kunden nicht wie bei Apple ein greifbares Produkt in die Hand und die AGB online. Bei uns erhal- ten Kunden eine Polizze und dann 50 Seiten AGB per Post. Und das dauert dann noch zwei Wochen. Das muss anders auch gehen. Die EU arbeitet an einem Aktionsplan für nachhaltiges Finanzwesen. Etliche Marktteilnehmer haben Bedenken, etwa wegen neuer Haftungsfragen oder weil IDD und Mifid II schon wieder über- arbeitet werden. Wie sehen Sie das? Bei so umfassenden Plänen besteht immer die Gefahr, dass nur ein bisschen repariert und nicht ordentlich saniert wird. Bei Solvency II hat das gut funktioniert. Nach drei, vier Jahren gibt’s den ersten großen Review, dann ist wieder ein paar Jahre Pause. Man könnte unnötig hohe Kosten sparen, indem man lau- fende Umstellungen vermeidet. Die muss ja irgendwer bezahlen. Der Aktionär und der Kunde sagen sicher Nein. Dann sind wir bei internen Kostenprogrammen. Ich würde es extrem begrüßen, solche Anpassungen ge- plant, nach längerer Zeit zu machen, dann dafür ordentlich. Auf EU-Ebene geht es bei Nachhaltigkeit rein um das Klima. Wie sehr beschäftigt Sie der soziale Wandel? Auch in der Fi- nanzindustrie mehren sich die Stimmen, dass man das Wegbrechen der Mittel- schicht mehr berücksichtigen muss. Völlig richtig, das ist ein Thema. Und zum Sozialen kommen noch der demografische Wandel und das Stadt-Land-Gefälle. Das hat Konsequenzen für unsere Produkte und Ser- vices. Ich kann nicht ein Versicherungsmodell auf die nächsten zehn Jahre ausrichten, und nach zwei Jahren stellen wir fest, in der länd- lichen Gegend gibt es nur noch Zweitwohn- sitze. Dann muss ich mich fragen: Was mache ich mit dem Außendienst, wie finanziere ich das? Sie haben eingangs gesagt, Sie kommen vom Sport. Was haben Sie gemacht? Fußball. Ich war in meiner aktiven Zeit Halb- profi und habe als Torhüter gespielt. Jetzt ver- antworte ich im Unternehmen Sportmanage- ment und -sponsoring. Uniqa ist auch Sponsor der Vienna, des österreichischen National- teams und des ÖFB-Cups. Was kann man aus dem Sport für den Beruf mitnehmen? Extrem viel. Teamfähigkeit. Du gewinnst und verlierst als Team. Im Sport wie in Unterneh- men kommt es selten auf Einzelkämpfer an, sondern das Team muss funktionieren. Du lernst im Sport auch, dich zu quälen und mit Ungerechtigkeiten umzugehen. Das erlebt man genauso in der Wirtschaft und im täg- lichen Leben. Was ist Ihr Tipp bei einer Niederlage? Nachdenken, warum – Ursachen analysieren, aufstehen und weitermachen. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP » Du lernst im Sport auch, dich zu quälen und mit Ungerechtigkeiten umzugehen. « Kurt Svoboda, CEO Uniqa Österreich Foto: © Marlene Fröhlich für LuxundLumen Kurt Svoboda: „Ich kann nicht ein Versicherungsmodell auf die nächsten zehn Jahre ausrichten, und nach zwei Jahren stellen wir fest, in der ländlichen Gegend gibt es nur noch Zweitwohnsitze.“ fonds & versicherung I kur t svoboda | uniqa österreich 166 www.fondsprofessionell.at | 3/2019
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