FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

der erholt. Aber die Börse Wien hat einen richtigen Schritt gesetzt. Wir beobachten den Markt und überlegen, wie wir ab 2020 mit dem Thema umgehen. Ich nehme an, es ist schwierig, allein vorzupreschen. Diskutieren Sie das mit anderen ATX-Unternehmen? Es ist auch eine Frage derAktionärsstruktur, der Eigentümer, des Free Floats. Ja, wir sprechen mit anderen, wie es ihnen geht, wie die Rück- meldungen der Analysten sind. Und wir wollen bis Jahresende eine Entscheidung haben. Was sagen die Analysten? Die sind relativ neutral. Ihnen ist wichtig, dass sie ihre Datenmodelle befüllen können. Dafür braucht es nicht unbedingt einen Quartals- bericht. Da genügt vielleicht auch eine Excel- Information, um den Wert des Unternehmens abzuschätzen. Und es gibt ja auch einen Conference Call, wo man nachfragen kann. Im Halbjahr gab es erneut hohe Rück- gänge bei der Lebensversicherung. Die Uniqa geht seit fünf Jahren mit Markt- neuheiten in der klassischen und fonds- gebundenen voran – Stichwort kein Garantiezins, aber Abschlusskostenver- teilung. Sind Sie enttäuscht, dass der Zuspruch nicht größer ist? Nein, es ist nicht enttäuschend, es ist eine er- wartete Entwicklung. Uniqa war in den Jahren zwischen 2004 bis 2012 extrem stark mit ein- maligen fondsgebundenen Produkten. Diese reifen nun ab. Wir haben uns entschieden, keine Verlängerungen zu machen. Wenn ein Kunde das Geld aus der Lebensversicherung zwei Jahre liegen lassen will, dann müssen wir ablehnen, weil wir für zwei Jahre keine adäquate Verzinsung bekommen. Wir müssten das aus der Substanz finanzieren, das wollen wir nicht. Daher haben wir die Verlängerun- gen eingestellt. Wir haben in den kommenden Jahren jährlich zwischen 350 und 400 Millio- nen Euro an Abläufen. Das Neugeschäft kann nicht alles abfedern. Aber wir sind mit der Neuproduktion in Österreich sehr zufrieden. Das neue Produkt performt in dem Markt mit Tiefzinsumfeld nach wie vor gut. Bei den ungezillmerte Tarifen hatte man das Gefühl, da werden andere nachfol- gen. Es hat aber keine Welle ausgelöst? Wir machen die ungezillmerte Deckungsrück- stellung sehr bewusst, weil die Transparenz gegenüber dem Kunden gerade bei Lebens- versicherungen in der Vergangenheit nicht ideal war. Wenn wir ehrlich sind, wurden oft Dinge verkauft, wo wir heute sagen, das war nicht gut. Wir wollen ein anderes Niveau. Ob andere den Weg mitgehen, ist für uns nicht wichtig. Unsere Verkaufszahlen belegen, dass es funktioniert. Auch gesetzlich wurde im Zuge der Neu- regelung der Rücktrittsrechte keine um- fangreiche Verteilung der Abschlusskos- ten verankert. Zur Diskussion standen zehn Jahre, es blieb bei fünf. Zu Recht? Ich will nur so viel sagen: Da ging’s auch um die Frage, wer das Gesetz mitträgt und wer wann welche Zugeständnisse gemacht hat. Fünf Jahre sind fein. Als Uniqa-Manager ist mir wichtig zu sagen, dass wir viele Dinge bewusst anders machen. Aber wir sind als gesamte Branche aufgefordert, das Produkt Lebensversicherung simpler und nachvollzieh- barer zu machen. Wenn es mir wirklich darum geht, das Leben der Bürger risikofreier zu ma- chen, dann muss ich auch Produkte schaffen, die verständlich und nachvollziehbar sind. Was wären konkrete Beispiele für mehr Verständlichkeit? Wir generieren gern Produkte, die alles kön- nen sollen. Die sollen eine Aktienkomponente haben, gleichzeitig abgesichert sein, man will eine Garantie und biometrische Anteile. Wir sollten uns erstens auf das Ansparen und zweites auf Absichern und Biometrie be- schränken. Wenn man diese beiden Kom- ponenten sauber und nicht zu komplex auf- setzt, hat man viel gewonnen. Die alte Regierung hat versprochen, sie kümmert sich um die Zukunftsvorsorge. Weitergegangen ist wenig und imWahl- kampf kamen hauptsächlich symbol- trächtige Einzelvorschläge wie Vermö- genssteuern. Was bedeutet das aus Sicht der Vorsorgeanbieter? Gemischte Karten bedeuten neues Spiel. War- ten wir mal die Wahl ab. Mein Wunsch ist, Kurt Svoboda: „Wenn wir ehrlich sind, wurden oft Dinge verkauft, wo wir heute sagen, das war nicht gut. Wir wollen ein anderes Niveau. Ob andere den Weg mitgehen, ist für uns nicht wichtig.“ » Wir beobachten den Markt und überlegen, wie wir ab 2020 mit dem Thema Quartalsberichte umgehen. « Kurt Svoboda, CEO Uniqa Österreich Foto: © Marlene Fröhlich für LuxundLumen Kurt Svoboda Svoboda, Jahrgang 1967, ist studierter Betriebswirt und seit 17 Jahren im Uniqa-Reich tätig; derzeit jeweils als CFO und CRO in den drei Gesellschaften Uniqa Insurance Group AG, Uniqa International AG und Uniqa Österreich Versicherungen AG. In der Uniqa Österreich ist Svoboda seit 2017 auch Vor- standsvorsitzender, nachdem Vorgänger Hartwig Löger überraschend Finanzminister wurde. 2019 wur- de Svoboda Präsident des Versicherungsverbandes VVO. Der ehemalige Torhüter-Halbprofi ist Vizepräsi- dent des Fußballvereins Vienna. fonds & versicherung I kur t svoboda | uniqa österreich 164 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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