FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

endgültig wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wenn es keine Abflüsse mehr gibt, sondern wieder neue Gelder zufließen. Ist auf diesem Weg ein Rückgang der Assets eventuell sogar Ihr Vorteil, weil Sie mit dem geringeren Fondsvolumen wieder in Aktiensegmente investieren können, die für den Patrimoine früher problematisch gewesen wären? Older: Das ist tatsächlich unter einem bestimmten Blickpunkt unser Vorteil, weil es uns erlaubt, Positionen mit einer geringeren Liquidität einzugehen. Wenn man sich die Historie des Fonds anschaut, dann gab es einiges an Verlusten, die durch eine nicht ausreichende oder fehlende Liquidität sogar verschärft wurden. Das war ein Problem, das wir heute mit sehr viel Bedacht auf jeden Fall zu vermeiden suchen. Denn eines ist auch klar. Wenn Dinge im Zusammenhang mit der Liquidität einer Aktie schiefgehen – und sie gehen eben oft schief –, dann wird man sozu- sagen doppelt bestraft, durch den Verlust an sich und zusätzlich dadurch, dass man die entsprechende Position nicht schnell genug beziehungsweise nur mit einem noch höheren Verlust verkaufen kann. Wie muss man sich Ihre künftige Stra- tegie im Hinblick auf die Aufteilung des Fondsvermögens vorstellen? Wie viel soll in Anleihen, wie viel in Aktien investiert werden? Ouahba: Auch in dieser Hinsicht spielt das bereits angesprochene neue Paradigma an den Kapitalmärkten eine entscheidende Rolle. Wenn wir davon ausgehen, dass wir uns an- gesichts der Politik der Zentralbanken in einer Übergangsphase von einem Szenario des „Lower for longer“ hin zu einem – zumindest in Teilen des Marktes – Szenario des „Lower forever“ befinden, dann muss man davon aus- gehen, dass das Narrativ von einer Normali- sierung der Rentenmärkte für geraume Zeit nicht zurückkehren wird. Schon heute befin- den sich rund 17 Billionen Euro an Anleihen sowohl im Bereich der Corporate Bonds als auch der Staatsanleihen in einem Bereich ne- gativer Renditen. Eine unserer grundsätzlichen Aufgaben ist die Entscheidung für Invest- ments, die eine möglichst risikoarme Basis für unser Portfolio bilden sollen. Früher war das in erster Linie der Anleihenbereich. Entspre- chend haben wir nach diesen Werten in einer Range zwischen deutschen Staatsanleihen bis hin zu Schwellenländer-Bonds Ausschau ge- halten. In der heutigen Zeit reicht das nicht mehr aus, denn wir benötigen einen gewissen Mindestertrag, der damit verbunden sein soll- te. Das hat uns dazu veranlasst, diese Range auf sogenannte Bondproxies imAktiensektor zu erweitern, um fehlende Renditen imAnlei- henbereich durch möglichst stabile Dividen- den im Aktienbereich zu ersetzen. Das hat die Art der Aufteilung des Fonds zwischen Ren- ten und Aktien verändert. Dabei zahlt es sich aus, dass wir wie gesagt nicht in Silos denken. Viele Fondsmanager begegnen dem Ertragsproblem durch Investments in alternativen Sektoren wie Private Debt, Private Equity oder auch Infrastruktur und Transportwesen. Eine Möglichkeit auch für Ihren Fonds? Ouahba: Das würde das UCITS-Mandat, wie es der Patrimoine hat, nicht erlauben, zumin- dest nicht, wenn die entsprechenden Werte keine tägliche Liquidität aufweisen. Daher ist der Patrimoine nicht der Fonds, um in solche illiquideren Investments zu investieren. Wo wollen Sie mit dem Fonds auf Sicht von zwölf Monaten innerhalb seiner Peergroup stehen? Ouahba: Für einen Fonds wie den Carmignac Patrimoine stand noch nie der Vergleich zu einer Benchmark im Vordergrund, wir waren noch nie getrieben von der Orientierung an einem Vergleichsindex. Und das wird auch künftig so sein. Natürlich werden wir immer wieder damit konfrontiert sein, dass man uns mit anderen Fonds in unserer Peergroup vergleicht. Aber Sie wissen selbst, dass solche Vergleiche schon allein deshalb hinken, weil der zu einem Zeitpunkt jeweils beste Fonds in dieser Peergroup mal jener sein wird, der zu vielleicht hundert Prozent auf Anleihen gesetzt hat, mal wird jener die Nase vorn haben, der die Aktienkomponente stärker betont hat. Aus diesem Grund werden wir uns von solchen Vergleichen auch in Zukunft nicht leiten lassen. Und was genau ist Ihr konkretes Ziel? Ouahba: Wesentlich für uns ist: Wir wollen das Vertrauen unserer Kunden zurückgewin- nen. Und wir sind davon überzeugt, dass wir das mit einem glaubwürdigen und nach- vollziehbaren Managementkonzept, an dessen Ende gute Erträge bei einem reduzierten Gesamtrisiko stehen, auch schaffen werden. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP » Wir werden erst dann endgültig wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wenn es keine Abflüsse mehr gibt, sondern wieder neue Gelder zufließen. « Rose Ouahba, Carmignac Gestion Foto: © Sarah Weal Rose Ouahba: „Für einen Fonds wie den Carmignac Patrimoine stand noch nie der Vergleich zu einer Benchmark im Vordergrund, wir waren noch nie getrieben von der Orientierung an einem Vergleichsindex.“ markt & strategie I rose ouahba + david older | carmignac gestion 130 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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