FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

ausgeprägtere Kurzfristigkeit in der Politik sowie ein auf alles übergreifendes ESG-Thema? Funktionieren die alten Ansätze vielleicht nicht mehr? Older: Das spielt ganz sicher eine Rolle. Wir waren natürlich nicht zufrieden mit den Per- formanceergebnissen in den vergangenen Jah- ren und standen deshalb unter Druck, etwas zu verändern. Das betrifft vor allem die histo- risch gewachsene Konzentration im Manage- ment dieses Fonds auf von Entwicklungen auf der Makroebene getriebene Entscheidungen. Nur sind eben gerade Veränderungen auf die- ser Makroebene immer schwerer zu antizipie- ren in einem Umfeld extrem niedriger Zinsen, in dem zum Beispiel 70 Prozent der Staats- anleihen eine negative Verzinsung aufweisen. Der Zugang zu Signalen im Hinblick auf die künftige Entwicklung von konjunkturellen Zyklen ist extrem schwierig geworden. Das ist der Grund, weshalb wir die wesentlichen Treiber der Wertentwicklung innerhalb des Fonds verändert haben. Und dazu gehört unter anderem eine stärker auf die Bottom-up-Ana- lyse konzentrierte Aktienauswahl, bei der wir inzwischen durch entsprechendes eigenes Primärresearch sehr viel tiefer in die Analyse einer einzelnen Aktie und des dahinter stehen- den Unternehmens einsteigen. Auch wenn wir in Bezug auf die Gesamtperformance des Fonds sicher noch deutlich zulegen müssen, können wir anhand von Detailanalysen zum Performancebeitrag einzelner Bereiche im Fonds schon heute in bestimmten Sektoren gute Ergebnisse vorweisen in Bezug auf eine Alphagenerierung. Ouahba: Zum Thema Performancekompo- nenten würde ich gern etwas ergänzen: Denn der Fonds basiert am Ende ja auf drei Invest- mentkomponenten, denn neben den beiden Segmenten Aktien und Anleihen spielt natür- lich bei einem global investierenden Fonds auch die Währungskomponente eine zentrale Rolle. Gerade das Währungsmanagement ist aber in den vergangenen Jahren zu einem Problemfaktor geworden, weil eine Reihe aktiver Währungswetten im Fonds zu Per- formanceeinbußen geführt haben. Wir haben die Entwicklung des US-Dollars im Verhält- nis zum Euro zwar am Jahresanfang auch nicht richtig eingeschätzt, was dazu geführt hat, dass unsere Benchmark einen Zugewinn von fünf Prozent aus der Währungsentwick- lung verzeichnet hat, der uns im Fonds heute fehlt. Im Unterschied zu früher sind wir aber im Januar keine aktive Wette eingegangen, sondern haben den US-Dollar lediglich abge- sichert, wodurch unser tatsächlicher Verlust deutlich geringer ausgefallen ist, als das in früheren Zeiten der Fall gewesen wäre. Wir werden auch künftig sicher nie passiv sein in Bezug auf die Entwicklung von Währungs- paaren. Allein schon aus Absicherungs- gründen müssen wir hier ständig Position beziehen. Aber es geht künftig weniger darum, einen aktiven Return aus solchen Geschäften zu erzielen, als vielmehr darum, die mit einer Währung verbundenen Risiken abzusichern. Aber Sie haben es gerade selbst gesagt: In Bezug auf die Gesamtperformance können Sie noch nicht zufrieden sein. Ouahba: Wobei man als Fondsmanager natürlich nie zufrieden mit dem Erreichten ist. Im Rückblick ist immer leicht zu erkennen, was man hätte besser machen können. Wobei sich generell die Frage stellt, wonach man die Performance eines Fonds wie dem Carmignac Patrimoine sinnvollerweise beurteilen sollte. Ist der Vergleich mit einer Benchmark der richtige in einem Fonds, in dem das Risiko- management eine besondere Rolle spielt? Ist es der Vergleich mit einer Peergroup, die man im Grunde selbst erschaffen hat, mit dem eigenen Managementansatz, in der es aber keinen zweiten Fonds gibt, der nach einem vergleichbaren Ansatz gemanagt würde? Und welche Antworten haben Sie auf solche Fragen gefunden? Ouahba: Für uns war zunächst einmal vor allem eines wichtig: Wir wollten die Mittel- abflüsse, die es im Patrimoine gegeben hat, stoppen. Und ich glaube, dass wir in dieser Hinsicht mit den getroffenen Entscheidungen zu den angesprochenen Veränderungen im Fondsmanagement auf dem richtigen Weg sind. Die größten Mittelabflüsse gab es im vergangenen Jahr, als wir Rückflüsse von ins- gesamt gut sechs Milliarden Euro verzeichnen mussten. Der Höhepunkt war dabei das vierte Quartal 2018. Seither hat sich die Dynamik der Mittelabflüsse aus dem Fonds kontinuier- lich verringert. Das ist ermutigend, aber wir sind noch nicht am Ziel. Wir werden erst dann David Older: „Anhand von Detailanalysen zum Performancebeitrag einzelner Bereiche im Fonds können wir schon heute in bestimmten Sektoren gute Ergebnisse in Bezug auf eine Alphagenerierung vorweisen.“ » Wir waren natürlich nicht zufrieden mit den Performance- ergebnissen in den vergangenen Jahren und standen deshalb unter Druck, etwas zu verändern. « David Older, Carmignac Gestion Foto: © Sarah Weal markt & strategie I rose ouahba + david older | carmignac gestion 128 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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