FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019
Blick auf das Portfolio selbst. Dieses ist auf gerade einmal 25 Titel begrenzt. Unter den Top Ten findet man wiederum die Unterneh- men, die man als reine Spieleprogrammierer kennt: also beispielsweise Electronic Arts mit seinem jährlich neu aufgelegten eSports- Blockbuster Fifa oder Activion Blizzard mit dem enorm erfolgreichen MMORPG (Massi- vely Multiplayer Online Role Playing Game) Warcraft, oder auch Nintendo mit seinen Kon- solen und dem Game, das als Synonym for Videospiele per se gelten kann: Mariokart. Apropos Videokonsolen: Dass Nintendos große Konsolenkonkurrenten – also Sony mit seiner Playstation sowie Microsoft mit der XBox – nicht im ETF abgebildet werden, zeigt ebenfalls, wie ernst es Van Eck mit sei- ner Zuspitzung ist: Da beide Konzerne nur ei- nen Bruchteil ihres Umsatzes mit Video- spielen erwirtschaften, erfüllen sie die Krite- rien des Index nicht und bleiben deshalb auch im Fonds unberücksichtigt. Stark zugespitzt Doch überschneidet sich der Index letzten Endes nicht doch zu sehr mit herkömmlichen Tech-Indizes? Eher nicht. Bereits zum ohnehin sehr zugespitz- ten S&P Global 1200 Software Index beträgt die 250-Tage-Korrelation bei- spielsweise relativ geringe 0,61 Punkte. Ein Wert von 1,0 würde auf eine deckungsgleiche Performance hindeu- ten. Vergleicht man den Gaming-Index nun mit dem viel breiter aufgestellten Nasdaq, wird das Eigenleben des Pro- duktes endgültig deutlich: Denn hier liegt die Korrelation zwischen Gaming- Produkt und Tech-Börse im selben Zeit- raum laut Bloomberg-Daten bei 0,49. Für die Praxis bedeutet das, dass Van Eck die Nische innerhalb der Nische sucht – und auch findet. Einige Sorgen … Diese Zuspitzung führt allerdings auch dazu, dass das Investment- universum wie bereits erwähnt recht eingeschränkt ist, was wiederum zu einer hohen Konzentration bei den Einzeltiteln führt: Dass die ersten sechs Einzelpositionen eines Fonds eine Gewichtung von zumindest fünf Prozent ausmachen, findet man eher selten. Thematisch kann man wiederum hinterfragen, ob die Pure- Play-Strategie tatsächlich ihren Zweck erfüllt. Soll man Sony und Microsoft trotz ihrer Relevanz für diesen Sektor so radikal aus- schließen? Und was ist mit Google? Der Suchmaschi- nengigant hat erst kürzlich seine Gaming- Plattform „Stadia“ präsentiert. Sie soll es Usern ermöglichen, Spiele „on demand“ zu streamen. Die Rechenleistung wird dabei an die Google-Server ausgelagert. Es soll somit möglich werden, High-End-Games, die bis- lang nur auf Computern mit starker Rechner- leistung gelaufen, entsprechend teuer und oft mit Nvidia-Chips ausgestattet sind, auf einfachen und günstigen Geräten zu spielen. Die Nachfrage nach Gaming-PCs und -Kon- solen könnte somit zurückgehen und ein vollkommen neues Marktgefüge nach sich ziehen. Gewinner wäre dann Google, Verlierer Nvidia. Nachdem das Gaming-Segment bei Google aber niemals die von Van Eck ein- gezogene Umsatzschwelle von 50 Prozent erreichen wird, wird die Aktie der Google- Konzernmutter Alphabet auch niemals in den ETF einfließen. Man säße dann unter Um- ständen auf einem ETF, der Gewinner aus- und Verlierer einschließt. … die sich vorerst zerstreuen Somit stellt sich die Frage, ob sich diese potenziellen Probleme auf die Performance des Van-Eck-Produkts durchgeschlagen ha- ben. Nachdem der ETF für eine Beantwor- tung dieser Frage noch zu jung ist, haben wir uns den zugrunde liegenden Index angesehen, dessen Historie immerhin schon drei Jahre zu- rückreicht. Vergleicht man das Van-Eck-Pro- dukt mit dem S&P Global 1200 Software In- dex, ist der annualisierte Ertrag der bei- den Barometer auf drei Jahre gesehen mit einem Plus von rund 25 Prozent na- hezu deckungsgleich. Spannend wird es jedoch, wenn man sich die Bewertung ansieht. Der Kurs-Buchwert des Ga- ming-Index lag zuletzt bei rund vier. Das ist zweifellos nicht billig. Der S&P Software Index weist hier aber einen Wert von knapp neun aus. Auch bei der 250-Tage-Volatilität hat der MVIS In- dex mit 19,6 die Nase vorn, landet das S&P-Produkt doch bei 24. Der weit we- niger diversifizierte ETF schwankt we- niger stark als die Nasdaq-Benchmark, ist also bislang auch weniger riskant. Auch das ist natürlich positiv. Prinzipiell lässt sich also fest- halten, dass der Van-Eck-ETF auf den langfristig vielversprechenden Trend eSports und Video-Gaming setzt. Dass die Strategie passgenau und kompromisslos umgesetzt wird, ist – trotz erster Zweifel – bislang als positiv zu werten. Auch die Per- formance- und die Risikokennzah- len stimmen zuversichtlich. Gerade in einem derart jungen und dynami- schen Markt besteht jedoch die Ge- fahr, dass man durch eine zu starke Zuspitzung am Ende des Spiels doch auf das falsche Team gesetzt hat. HANS WEITMAYR | FP 2019 gut gelaufen Der Chart sieht ruppig aus, ist für Tech jedoch relativ solide. Die im Index abgebildeten Gaming-Titel haben seit Jahreswechsel eine starke Performance hingelegt. Das könnte ein Langfristtrend werden. Quelle: Van Eck 2.400 2.600 2.800 3.000 3.200 3.400 Juli Juni Mai April März Feb Jan Dez Nov Okt Sept Aug 0 2018 2019 MVIS Global Video Gaming & eSports Index » Beim Phänomen eSports han- delt es sich um einen Trend, der gerade erst Fahrt aufgenommen hat, aber bereits jetzt bemerkens- werte Einnahmen erzielt. « Hannes Orthofer, Partner PwC Österreich Top 10 des Video Gaming & eSports ETF Der Van-Eck-ETF (ISIN IE00BYWQWR46) ist hoch spezialisiert Unternehmen Land Branche Gewichtung 1. Nvidia USA Halbleiter 8,96 2. Tencent VRC Social Media / Gaming 8,39 3. AMD USA Halbleiter 6,43 4. Electronic Arts USA Gaming 6,3 5. Activision Blizzard USA Gaming 6,29 6. Nintendo JP Gaming 5,63 7. Take-Two USA Gaming 4,92 8. Sea VRC Online-Gaming 4,95 9. Bandai Namco JP Gaming 4,84 10. Ncsoft KR Online-Gaming 4,7 Selbst der nur an zehnter Stelle gewichtete Titel macht nahezu fünf Prozent des Gesamtportfolios aus. Quelle: Van Eck 125 www.fondsprofessionell.at | 3/2019
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