FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

gelungen, 3,8 Milliarden Euro an Kundengel- dern zu verwalten. Zu Redaktionsschluss stan- den aufgrund von Performance und weiteren Zuflüssen bereits mehr als acht Milliarden un- ter Verwaltung. Doch wie gut ist Kaldemor- gen im Vergleich zu anderen benchmarkfreien Produkten? Um das zu beurteilen, vergleichen wir ihn mit zwei Fonds, die 2016 auffallend viel Kapital verwalteten und einen ähnlich langen Track Record aufweisen: Das wäre zum Ersten der JPM Systematic Alpha und zum Zweiten der Aviva Investors Multi-Stra- tegy Target Return. Die Fonds hatten sich damals im Dreijahresvergleich wacker ge- schlagen, seither hat sich aber eine gewaltige Lücke aufgetan, die sich dahingehend aus- drückt, dass Kaldemorgen in der Zwischenzeit ein Plus von rund 20, Aviva und J.P. Morgan hingegen ein Minus von sechs- respektive 14 Prozent aufgerissen haben. Turbulentes Umfeld Gerade mit Blick auf Aviva sind das ent- täuschende Nachrichten, hat man dem damals als Pionier geltenden Multi-Strategen doch einiges zugetraut. Das lag nicht zuletzt daran, dass es dem Haus gelungen war, der damals autarken Standard Life Euan Munro abzuwer- ben. Der hatte wiederum für die Briten den Standard Life Global Absolute Return Strate- gies, kurz GARS genannt, entworfen. Der zeitweilige Erfolg des britischen Produkts war mitentscheidend für das gesteigerte Interesse an Multi-Strategy-Produkten gewesen. Nach- dem beide Produkte den selben Architekten haben, ist es möglicherweise keine Zufall, dass sie in den vergangenen Jahren geschwä- chelt haben, wobei das Standard-Life-Produkt möglicherweise auch unter den Turbulenzen im Haus gelitten hat. Fusionen – in diesem Fall zu Standard Life Aberdeen – sind in der Regel schwer zu verdauen und ziehen Perso- nalrochaden nach sich. Im Dezember des Vor- jahres wurde jedenfalls bekannt, dass Guy Stern, der 2013 die Verantwortung für den GARS übernommen hatte, das Unternehmen verlässt – vergangenen Februar begab er sich in den Ruhestand. Es folgte Aymeric Forest. In diesem Zusammenhang schrieb Morning- star-Analyst Francesco Paganelli: „Die Per- formance liegt weit unter der Zielvorgabe von Libor plus fünf Prozent. Außerdem haben sich die Mittelabflüsse im Jahr 2018 beschleunigt. Investoren sollten darauf warten, dass sich der Staub legt, bevor sie sich ein Engagement überlegen. Angesichts des langfristigen Erfolgs sollte man ihn jedenfalls im Auge behalten.“ Wenn der Staub sich legt Paganelli könnte mit seiner Analyse recht behalten. Denn auf Jahressicht hat der Fonds ein Plus von rund zwei Prozent vorzuweisen, womit er sich unter den ausgewerteten Mitbewerbern im Mittelfeld befindet. Der Fonds ist derzeit stark gehebelt und überwie- gend – mit 55 Prozent des Netto-Bestandes – in Cash- und cashähnliche Produkte investiert. Rund 30 Prozent stecken in Aktien, der Rest in Anleihen. Wie stark im Bereich Multi-Stra- tegy auf Derivate gesetzt wird, lässt sich schön am Portfolio des Pionierfonds ablesen: Unter den Top-fünf-Positionen, die gemein- sam knapp 40 Prozent der Vermögens ausma- chen, steht der Begriff „Option“. In unserer Analyse von 2016 war außerdem der Threadneedle Global Multi Asset Income auffällig. Das Produkt befand sich damals gerade einmal drei Jahre am Markt und hatte in diesem Zeitraum die beste Performance im Feld abgeliefert. Stellt sich die Frage, ob Maya Bhandari diese Performance fortsetzen konnte. Die Antwort: Sie konnte. Die Kurs- entwicklung schlägt seither mit einem Plus von mehr als 20 Prozent zu Buche. Interes- santerweise fährt der Fonds eine geringe Net- to-Cashquote von rund fünf Prozent. In die- sem Segment werden derzeit auch verstärkt Derivate zur Absicherung eingesetzt. Der Rest des Portfolios verteilt sich ziemlich gleichmä- ßig auf Aktien und Anleihen. Das Thread- needle-Produkt ist auch ein schönes Beispiel dafür, wie verschwommen die Grenzen der einzelnen Fondskategorien inzwischen sind. Denn während das aktuelle Portfolio eher auf die Kategorie „Mischfonds“ hindeutet, erlaubt die Strategie den großzügigen Einsatz von Derivaten „zur Absicherung, aber auch zur Generierung von zusätzlichem Einkommen“, wie es von Seiten des Fondshauses heißt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Abgrenzung von Multi-Strategy zu anderen Strategien nicht immer klar ist. Die Perfor- mance lässt bei manchen Produkten ebenfalls zu wünschen übrig, ausgewählte Lösungen könnten sich in ruppigen Zeiten aber poten- ziell als guter Diversifikator für das Portfolio anbieten. HANS WEITMAYR | FP » Die Performance liegt weit unter der Zielvorgabe von Libor plus fünf Prozent. (…) Investoren sollten darauf warten, dass sich der Staub legt, bevor sie sich ein Engagement überlegen. « Morningstar-Analyse zum GARS-Fonds Top-Performer Die Alternative-Schiene von NN Investment schlägt die Benchmark. Sowohl lang- wie auch kurzfristig kann sich das Produkt gegen Konkurrenz und Ver- gleichsindex deutlich durchsetzen. Quelle: NN Investment Partners 100 105 110 115 120 125 130 Punkte S NN(L)Alternative Beta Benchmark D 2019 2018 2017 Versprechen gehalten Was 2016 gut aussah, ist drei Jahre später immer noch top. Threadneedle meistert die Herausforderungen der Multi-Strategy-Schiene scheinbar mühelos und erfreut seine Anleger mit hohen Erträgen. Quelle: Mountain-View -5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 30 % 25 % Threadneedle Global Multi Asset Income 2017 2019 2018 2016 108 www.fondsprofessionell.at | 3/2019 markt & strategie I alternatives & multi-strategy

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