FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019
Foto: © cynoclub | stock.adobe.com S ie heißen Allianz Pet and Animal Well- being, C-Quadrat Orient & Occident, Candriam Oncology Impact oder Nordea Gender Diversity. Sie investieren in den Markt für Haustierpflege, in Chinas rie- siges Infrastrukturprojekt, die „Neue Seiden- straße“, in Unternehmen, die in der Krebs- forschung tätig sind, oder in solche, die sich um Gleichberechtigung für Frauen am Arbeitsplatz bemühen. Doch so sehr sie sich in Namen und Investmentansätzen auch unterscheiden mögen, eines eint all diese Fonds: Sie setzen auf sehr eng begrenzte The- men und Trends – auf echte Nischen. Immer mehr Fonds- häuser entdecken in jüngs- ter Zeit kleine Spezialthe- men für sich und bringen ein Nischenportfolio nach dem an- deren heraus. Allein in den vergan- genen Monaten sind zahlreiche Spe- zialitätenfonds auf den Markt gekom- men (für eine Auswahl siehe Tabelle nächste Seite). Über die Gründe für die plötzliche Wiederentdeckung von kleinen Themen und Mikrotrends gehen die Ansichten unter Experten auseinander. Klar ist: Gegen Liebhaberfonds als Beimischung ist im Prinzip nichts einzuwenden. Doch die Produkte bergen Risiken, auf die Berater ihre Kunden hinweisen sollten. Interesse bei Anlegern Bei Anlegern stoßen Nischenportfolios zumindest auf Interesse. So hat etwa der im Dezember 2018 aufgelegte Blackrock-Fonds BGF Fintech bereits 30 Millionen Euro ein- gesammelt. Das Volumen des Haustier-Fonds, den Allianz Global Investors erst im Januar 2019 an den Markt gebracht hat, nähert sich immerhin der Zehn-Millionen-Marke. Die Nase vorn hat derzeit allerdings der Oncology Impact des paneuropäischen Asset Managers Candriam. Im November vergan- genen Jahres lanciert, verzeichnet er ein Fondsvolumen von rund 156 Millionen Euro. Achim Gilbert, Niederlassungsleiter von Candriam in Frankfurt, sieht eine mögliche Erklärung für das neue Interesse an Themen- fonds darin, dass Fondsanbieter und Anleger nach der langen Rallye am Aktienmarkt nun in der Nische nach Rendite suchen. „Auf der anderen Seite sind solche Fonds für das Private Banking ein dankbares Thema, weil der Berater seine Kunden damit in ihrer Lebensrealität abholen kann“, sagt Gilbert. Walter Liebe, Senior Investment Advisor beim Schweizer Themenfonds-Vorreiter Pictet Asset Management, erkennt einen anderen Grund: „Ich denke, dieser neue Trend hat stark damit zu tun, dass das Interesse an Mul- ti-Asset-Fonds erlahmt ist“, erklärt er. Adrian Roestel, Leiter Portfolio Management beim Vermögensverwalter Huber, Reuss & Kolle- gen, wiederum findet das wiedererwachte Interesse an Themen und Nischen gar nicht weiter erklärungsbedürftig. „Es gibt einfach immer wieder einmal Phasen, in denen Fondsgesellschaften bestimmte Trends als vielversprechend erkennen und Pro- dukte darauf auflegen“, sagt er. Als Beispiel nennt er Infrastruk- turportfolios, die sich in den Jahren 2007/ 2008 großer Be- liebtheit erfreuten. „Gr und s ä t z l i c h spricht auch nichts dagegen, dass Anle- ger über Modefonds in Themen investieren, die ihren Interessen und Werten entsprechen“, fin- det Roestel. „Warum soll ein Berater einem Kunden nicht einen Gender-Diversity-Fonds emp- fehlen, wenn diesem Gleichberech- tigung von Frauen im Job wichtig ist?“, fragt er. Sogar andersherum funktioniert es. „Themenfonds lassen sich sozusagen auch als ‚persönlicher Hedge‘ einsetzen“, sagt Roestel. Wer etwa befürchtet, der eigene Arbeitsplatz könnte durch die Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) bedroht sein, ist von diesem Thema überzeugt. Für den Fall eines tatsächlichen Jobverlustes könnte er versuchen, mit einem KI-Fonds einen finan- ziellen Puffer aufzubauen. Eine Art Wette, die allerdings eher mit Portfolios zu machen ist, die auf Megatrends setzen. Kleine Nischen- fonds bieten sich hier weniger an. Überbewertete Unternehmen Bei diesen erkennt Roestel zudem eindeu- tige Risiken. „Viele Trendfonds werden erst aufgelegt, wenn ein aktueller Hype bereits seinen Höhepunkt erreicht hat“, erklärt der Experte. Zu diesem Zeitpunkt sind viele Un- ternehmen, die in dem entsprechenden Sektor agieren, aber schon überbewertet. Flaut der Trend dann ab, kommt es sogar zu einer Kon- Immer mehr Anbieter legen Aktienfonds auf, die in Nischen investieren. Solche Produkte können charmant sein, bergen aber auch hohe Risiken. Für echte Liebhaber » Nischenfonds sind für das Private Banking ein dankbares Thema, weil der Berater seine Kunden damit in ihrer Lebensrealität abholen kann. « Achim Gilbert, Candriam Austern sind mit ihrem ganz speziellen Geschmack längst nicht jedermanns Sache. Auch bei Aktienfonds, die auf kleine Spezialthemen und Mikrotrends setzen, gehen die Meinungen stark auseinander. 78 www.fondsprofessionell.at | 2/2019 markt & strategie I nischenfonds
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