FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019
um bestimmte Quoten besser steuern zu kön- nen. Speziell in Bezug auf das kurzfristige Erhöhen oder Absenken der Aktienquote im Fonds eignet sich der Einsatz von Derivaten, denn das sind liquide Instrumente, die sich gerade im Management großer Volumina bewähren und vor allem kostengünstig sind. Im Durchschnitt wird rund ein Drittel des Brutto-Exposures im Fonds über Derivate ab- gebildet, in manchen Marktphasen auch mehr. Im Prinzip lebt unser Fondskonzept von einer Art Nebeneinander eines Basisportfolios und eines Overlay-Segments aus Derivaten. Heuser: Das müssen Sie bitte erläutern! Wagner: Auf der einen Seite steht ein Basis- portfolio aus Investments, die bewusst länger- fristig gehalten werden, auch weil deren Liquidität eventuell nicht so beschaffen ist, dass man sie ohne Weiteres täglich handeln könnte. Das betrifft bestimmte Unternehmens- anleihen und Einzelwerte im Aktienbereich, aber auch gewisse Small-Cap-Fonds oder an- dere Zielfonds. Über das zusätzliche Overlay- Portfolio aus Derivaten können nicht nur die Aktienquote und die Anleihenduration, son- dern auch eventuelle Spreadrisiken gut ad- dressiert werden. In dieser Kombination bleibt auch ein sehr großes Portfolio gut handelbar und dynamisch steuerbar. Arning: Aber läuft man als Fondsmanager nicht Gefahr, sich mit einem solchen Kon- zept zu verzetteln? Wäre es nicht einfacher, sich auf die wesentlichen Top-down-Ent- scheidungen zu konzentrieren, statt auf eine große Zahl sehr kleiner Einzelpositionen in Zielfonds, Aktien und Anleihen zu setzen? Wagner: Ich verstehe Ihre Bedenken, aber ge- rade deshalb kommt natürlich dem Bereich Multi Management innerhalb unseres erwähn- ten M4-Ansatzes eine besondere Bedeutung zu. Anders gesagt: Ein Fonds lässt sich auf diese Weise nur erfolgreich managen, wenn man arbeitsteilig vorgeht. Konkret bedeutet das: Ich selbst arbeite sehr stark top-down- getrieben und treffe die Entscheidungen in Bezug auf die generelle Allokation, die Auf- teilung des Fonds in Bezug auf Regionen und Sektoren sowie im Hinblick auf die Duration des Anleihensegments. Wenn es um die dafür sinnvolle Auswahl von Einzeltiteln geht, dann greife ich auf die Arbeiten meiner Kollegen zurück. Wir verfügen bei Union Investment über ein sehr großes Aktien- und Renten- fondsmanagement sowie eine Vielzahl von Analysten, mit denen ich zusammenarbeite. Zusätzlich kaufen wir uns natürlich über die Zielfonds, in die wir investieren, die besten Spezialisten am Markt ein, indem wir in deren Fonds investieren, etwa um beispielsweise Small Caps oder spezielle Rentensegmente abzubilden. Man braucht als Manager eines solchen Fonds den Input von Spezialisten, die einem zuarbeiten, Informationen liefern und Einzeltitel im Blick haben. Heuser: Aber stehen Sie beim Thema Zielfondsauswahl nicht vor dem gleichen Problem wie ein Privatanleger, der in der Regel auf Basis der Vergangenheits- performance entscheidet? Wagner: Für die sinnvolle und erfolg- versprechende Entscheidung für einen bestimmten Zielfonds benötigt man natürlich ein entsprechend ausgestatte- tes Fondsresearch-Team, über das wir verfügen. Neben den notwendigen Tools und dem Zugang zu Datenbanken haben wir in unserem Multi-Asset-Bereich eine spezielle Matrixstruktur entwickelt, die dafür sorgt, dass die meisten Portfoliomanager auch Fonds- research-Verantwortung tragen. Dadurch ist jeder Fondsmanager für die Zielfondsselek- tion in einem bestimmten Sektor, einer be- stimmten Region oder einer bestimmten As- setklasse verantwortlich und muss entspre- chende Empfehlungslisten erstellen. Einer Vorselektion auf der Grundlage von quantita- tiven Kriterien folgt eine qualitative Bewer- tung, indem der entsprechende Analyst ein persönliches Gespräch mit dem jeweiligen Fondsmanager führt. Wir kaufen grundsätz- lich keinen Zielfonds, mit dessen Fonds- manager wir nicht vorher persönlich gespro- chen haben. Meine Kollegen und ich führen in einem Jahr rund 500 solcher Gespräche, um herauszufinden, wie die Performance eines bestimmten Fondsmanagers zustande kommt und wie dessen Risikomanagement funktioniert. Das ist ein extrem wichtiger Teil unser Zielfondsauswahl. Arning: Wäre es – auch unter Kostenaspek- ten – nicht sinnvoller, als aktiver Fonds- manager auf das mehr als reichhaltige Inventar an ETFs und Indexfonds zurück- zugreifen, statt auch noch aktives Manage- ment auf der Ebene darunter zu bezahlen? Wagner: Wir glauben fest an aktives Manage- ment, sowohl intern wie auch extern. Für einen Portfoliomanager ist es natürlich immer nur dann sinnvoll, einen aktiven Fonds zu kaufen, wenn er davon überzeugt ist, dass die- ser Fonds ihm einen Mehrwert nach Kosten Alexander Wagner: „Für die sinnvolle und erfolgversprechende Entscheidung für einen bestimmten Zielfonds benötigt man ein entsprechend ausgestattetes Fondsresearch-Team, über das wir verfügen.“ 60 www.fondsprofessionell.at | 2/2019 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör » Wir kaufen grundsätzlich keinen Zielfonds, mit dessen Fondsmanager wir nicht vorher persönlich gesprochen haben. « Alexander Wagner, Union Investment KREUZ VERHÖR Alle Fotos: © Christoph Hemmerich
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