FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019
über unserer Klientel. Wenn man mit einem großen Kunden verhandelt und für ihn womöglich einen Spezialfonds errichtet, dann wollte dieser auch bisher schon im Detail wissen, was es kostet. Natürlich wird die Transparenz durch die Kostenausweise noch- mals deutlich breiter, der Vorteil ist allerdings, dass die Transparenzvorschriften für alle Marktteilnehmer gelten und somit ein Level Playing Field vorhanden ist. Eine derartige Transparenz gibt es im Übrigen in keiner anderen Branche. Die Kostentransparenz wird aber auch den Wettbewerb weiter antreiben, die meisten Kunden haben ja mehrere Ver- mögensverwalter. Da werden die Kunden in Zukunft noch genauer die Kosten der erzielten Performance gegenüberstellen. In welchen Bereichen gab es noch Aus- wirkungen durch Mifid II? Geändert hat sich, dass der Depotauszug für die Vermögensverwaltung statt einmal im Jahr nun quartalsweise verschickt wird. Die Regulierung bedeutet natürlich einen Mehr- aufwand, auf unser grundlegendes Geschäfts- modell hat sich das allerdings nicht aus- gewirkt. Am Anfang gab es ja im Zuge der Mifid-II-Einführung die Frage, ob man als abhängiger oder unabhängiger Berater agiert. Für uns war von vornherein klar, dass unsere Berater nur abhängig sein können. Wenn ein Kunde in die Schoellerbank kommt, dann bekommt er auch Schoellerbank. Von unse- ren 11,9 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen sind fast acht Milliarden Euro Depotvolumen, und davon werden mehr als zwei Drittel in irgendeiner Form von der Schoellerbank gemanagt. Natürlich gibt es bei uns daneben auch „Open Architecture“, allerdings waren wir immer sehr stringent in unserem Produktauswahlprozess. Unsere Kunden waren in der mehr als 25-jährigen Historie der Schoellerbank Vermögens- verwaltung noch nie von einem Totalaus- fall betroffen. Wenn Sie von „Open Architecture“ sprechen, inwieweit kommen bei Ihnen auch Drittfonds zum Einsatz? Diese finden sich vor allem in unseren Dachfonds wieder. Es kommt zwar vor, dass Kunden Einzelfonds für ihre Port- folios haben möchten, in der Regel wird allerdings auf die Vermögensverwaltung zurückgegriffen. Auf zirka zwei Drittel der Kunden trifft das zu. Für den Berater ergibt sich dadurch auch der Vorteil, dass er sich verstärkt auf die Gesamtvermö- genssituation des Kunden konzentrieren kann. Da spielen dann verstärkt auch Themen wie Nachfolgeplanung oder Vor- sorgevollmachten eine Rolle. Es gibt aber trotzdem Kunden, die die Letztentschei- dung bei sich haben wollen und auch große Freude daran haben. Wie wird die Asset Allocation in der Vermögensverwaltung festgelegt? Wer ist in den Entscheidungsprozess ein- gebunden? Das oberste Gremium ist hier die soge- nannte Strategierunde. Diese tagt zumindest wöchentlich, und die Berater aller zehn Stand- orte können sich online per Video hinzuschal- ten und sind dann auch bei der Sitzung dabei. Somit sind sie sehr nahe am Entscheidungs- prozess und können die Informationen auch dementsprechend an ihre Kunden weiterge- ben. Umgekehrt bekommen die Spezialisten auch von den Beratern mit, was die Kunden gerade denken. Was die Asset Allocation in der Vermögensverwaltung selbst betrifft, sind wir seit März letzten Jahres bei Aktien und bei inflationsgeschützten Anleihen überge- wichtet. Dadurch waren wir im vergangenen Jahr einer der wenigen Marktteilnehmer, die in der Vermögensverwaltung auf der Anlei- henseite ein kleines Plus von 0,5 Prozent er- zielen konnten. Auf der Aktienseite waren wir 2018 leicht im Minus – wir haben allerdings einen tollen Start ins aktuelle Jahr hingelegt, da wir weiterhin investiert geblieben sind. Ei- ne stärkere Gewichtung in Richtung Asien hat hier auch geholfen. Vielen Dank für das Gespräch. GEORG PANKL | FP » Unsere Kunden waren in der mehr als 25-jährigen Historie der Schoellerbank Vermögens- verwaltung noch nie von einem Totalausfall betroffen. « Mag. Franz Witt-Dörring, Schoellerbank Foto: © Günter Menzl Franz Witt-Dörring: „Wenn man mit einem großen Kunden verhandelt und für ihn womöglich einen Spezialfonds errichtet, dann wollte dieser auch bisher schon im Detail wissen, was es kostet.“ bank & fonds I franz witt-dörring | schoellerbank 216 www.fondsprofessionell.at | 2/2019
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