FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

des CFA Institute unter 500 Investmentprofis. „Unsere Studie hat ergeben, dass die größten Asset Manager auch die stärksten Kürzungen ihrer Research-Budgets vornehmen“, sagt Rhodri Preece, Leiter Branchenresearch beim CFA Institute. Demnach kappten Häuser mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 250 Milliarden Euro ihre Ausgaben im Schnitt um elf Prozent. Anbieter mit einem Volumen von weniger als einer Milliarde machten hingegen kaum Abstriche. Im branchenwei- ten Schnitt bleibt damit eine Kürzung der Budgets für externe Analysen um 6,3 Prozent. „Dafür gibt es mehrere Gründe. Beispiels- weise haben die größten Firmen natürlich die bessere Verhandlungsposition, wenn es um den Preis geht“, erläutert Preece. „Ebenso sind sie leichter in der Lage, Research intern abzudecken.“ Nach Art des Hauses Das tun die Fondsgesellschaften auch, wie die FONDS professionell Umfrage zeigt. Zur Entwicklung des hauseigenen Research äußer- ten sich alle 40 teilnehmenden Vermögensver- walter. Mehr als die Hälfte gab an, das interne Analystenteam im Jahr 2018 aufgestockt zu haben. 35 Prozent beließen die hauseigenen Research-Kapazitäten unverändert. Nur 13 Prozent bauten Stellen ab. Eine Reduzierung kann verschiedenen Gründen entspringen, etwa wenn zwei Unternehmen sich zusam- menschließen und Synergien erzielen wollen. Immerhin ein Viertel der Asset Manager plant konkret, in den nächsten zwölf Monaten weitere Analysten einzustellen. Der Großteil hingegen rechnet vorerst mit keiner Auf- stockung – oder wartet ab, ob sich weiterer Bedarf abzeichnet (siehe Grafiken unten). Im Einzelfall mag die Abgrenzung zwi- schen Research und Portfolio Management nicht leichtfallen. So betont etwa Janus Hen- derson in der Umfrage, dass Analysten und Fondsmanager eng zusammenarbeiten. Letz- tere würden die Schlussfolgerungen der Ana- lysten prüfen und mit diesen eingehend dis- kutieren. Zudem stellte sich die Frage, inwie- weit Experten etwa zu Nachhaltigkeit oder Anlageklassen wie Infrastruktur, Private Equi- ty sowie Entwickler quantitativer Strategien zum Research-Team zählen. Bei beiden Fra- gen bat die Redaktion schlicht um eine pra- xisnahe Aufteilung. Die Umfrage soll eine Tendenz widerspiegeln und erhebt nicht den Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit. Schrumpfende Auswahl Während die Abnehmerseite also aussortiert und eigene Kapazitäten aufbaut, sehen die Anbieter ihr Geschäftsmodell in Gefahr und warnen vor einem Qualitätsverlust. Der Erhe- bung des CFA Institutes zufolge klaffen die Meinungen in diesem Punkt weit auseinander. Die Anbieter selbst bemängelten eine gerin- gere Qualität der Analysen. Die Abnehmer hingegen bemerkten mehrheitlich keine Veränderung. Insgesamt gaben aber 50 Pro- zent der Befragten den Eindruck zu Protokoll, dass die Abdeckung schrumpfe. So gehe etwa die Zahl der Studien zu Nebenwerten zurück. Dies bestätigt eine Auswertung des Daten- analysehauses Coalition Development. Dem- nach sank die Zahl der Analystenberichte seit 2013 im Nebenwerteindex Stoxx European Small Cap um zwölf Prozent. Die Zahl der Studien zu Unternehmen im Aktienindex Stoxx 600 Europe ging um neun Prozent zurück. Die Research-Anbieter ziehen Kon- sequenzen. So sei die Zahl der Aktienre- search-Mitarbeiter bei den zwölf großen In- vestmentbanken der Region über denselben Zeitraum um 14 Prozent auf 1.200 Mitarbeiter zurückgegangen, so Coalition Development. Teure Einzelstunde Mittlerweile kristallisiert sich auch der Rahmen heraus, in dem sich die Preise der Drittanbieter für Analysen eingependelt haben. Die Spanne reicht von 1.600 Dollar bis zu einer Million Dollar pro Kunde und Jahr. Dies förderte eine Umfrage des US-Beratungs- unternehmens Integrity Research Associates zutage. Die Fixpreise beziehen sich nur auf die Basisgebühr und schriftliche Studien. „Es ist immer noch viel von Verhandlungen abhängig“, berichtet Sanford Bragg, Direktor bei Integrity Research. Die Preise für Extra- leistungen können demnach stark variieren. Ein Einzelgespräch mit einem Analysten kostet Integrity zufolge zwischen 100 und 5.000 Dollar pro Stunde. Die eigentlich auf Europa begrenzte Ent- koppelung von Transaktions- und Studien- Aufbau abgeschlossen Voraussichtliche Entwicklung der Größe des Research-Teams auf Sicht von zwölf Monaten Ein Teil der Fondshäuser will noch mehr Experten anheuern. Die Mehrheit sieht keinen weiteren Bedarf – oder wartet vorerst ab und entscheidet je nach Lage. Quelle: Umfrage von FONDS professionell im April 2019 Aufstockung 25 % k.a. 8 % gleichbleibend 67 % Analysten angeheuert Entwicklung des internen Research-Teams von Ende 2017 bis Ende 2018 Mehr als die Hälfte der 40 teilnehmenden Asset- Management-Gesellschaften stockte im vergangenen Jahr die hauseigene Research-Mannschaft auf. Quelle: Umfrage von FONDS professionell im April 2019 unverändert 35 % verkleinert 13 % vergrößert 52 % Rhodri Preece, CFA Institute: „Die größten Asset Manager nehmen die stärksten Kürzungen der Budgets vor.“ » Die Entflechtung von Research und Handelskosten entwickelt sich zum globalen Trend. « Rebecca Healey, Liquidnet 209 www.fondsprofessionell.at | 2/2019

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