FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

grundsätzlich zulässigen – Branche jene Titel identifizieren, die den ökologischen, ethischen und sozialen Anforderungen am besten ent- sprechen. Um sich für das Umweltzeichen zu qualifizieren, muss dargelegt werden, wie groß das Universum der investierbaren Titel gemessen am Gesamtuniversum ist. Verringert der verfolgte Nachhaltigkeitsansatz das inves- tierbare Universum um weniger als 50 Pro- zent, wird er nicht als „nachhaltig“ anerkannt. Zum besseren Verständnis: Stehen in einer Branche zehn Aktien zur Auswahl, muss die Selektion aufgrund von Nachhaltigkeitskrite- rien mehr als fünf Titel ausschließen. Erst wenn sich das investierbare Universum auf weniger als 25 Prozent der verfügbaren Un- ternehmen verringert, werden im Rahmen der Zertifizierung die vollen drei Punkte zuer- kannt. Auch bei Nachhaltigkeitsprodukten, die laut Eigendefinition nicht diesem Best-in- Class-Konzept folgen, werden analog diesel- ben Bewertungen umgesetzt. Die Einhaltung der Ausschluss- und Aus- wahlkriterien wird von externen Spezialisten überprüft. Bei der Prüfung sehen sich diese aber im ersten Schritt nicht die einzelnen Wertpapiere im Portfolio an und recherchie- ren, ob diese den Auswahlkriterien entspre- chen. Das passiert erst im Sinne eines Plausi- bilitätschecks am Ende des Prüfprozesses. Stattdessen wird begutachtet, wie das Fonds- management bei der Auswahl seiner Titel vor- geht und ob die Fondsgesellschaft selbst oder die extern betraute Nachhaltigkeitsresearch- Agentur, überhaupt in der Lage ist, hochwer- tiges Nachhaltigkeitsresearch zu liefern. Einer dieser Nachweise wäre, wenn das Research mit demArista-Standard (Responsible Invest- ment Research Standard) zertifiziert ist. Einer der Zertifikatsträger ist ISS-oekom. Das Un- ternehmen ist eine der weltweit führenden ESG-Research- und Ratingagenturen, deren Ratingmethodik von vielen Fondsanbietern, darunter Kepler-Fonds, genutzt wird. Prüfung bestanden Nachdem die Prozesse und Kriterien für die Anlageentscheidungen überprüft wurden, steht der Zertifizierung bis auf einen Plausi- bilitätscheck der einzelnen Titel im Portfolio nichts mehr im Weg. Hat ein Finanzprodukt die Prüfung bestanden, darf es für vier Jahre das Umweltzeichen tragen, wobei einmal jährlich kleine Updates vom externen Prüfer gefordert werden. Nach den vier Jahren muss man sich erneut dem Prozess unterwerfen, denn auch die Richtlinien werden alle vier Jahre aktualisiert, zuletzt 2019. Als neue Aus- schlusskriterien wurden in diesem Jahr Teer- sand, Fracking und Kohle ergänzt. Als zusätz- liche Bestätigung für die Qualität des Um- weltzeichens für nachhaltige Finanzprodukte sieht Friesenbichler das Interesse von Seiten institutioneller Investoren: „Das Umwelt- zeichen erfreute sich relativ schnell eines gro- ßen Zuspruchs, und mittlerweile stehen wir bei fast 110 geprüften Investmentprodukten, darunter zirka 90 Publikumsfonds. Der Rest setzt sich aus Spezialfonds zusammen. Dies ist ein Sonderphänomen, dass viele Institutio- nelle – vor allem Vorsorgekassen – ein Um- weltzeichen quasi als Nachhaltigkeits-Due- Diligence nützen und gar nicht als Label nach außen.“ Nicht nur Wertpapierfonds Ursprünglich gab es das Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte nur für Wertpa- pierfonds. 2016 hat man Subkriterien für Im- mobilienfonds integriert. Derzeit können also Wertpapier- und Immobilienfonds zertifiziert werden. Seit Kurzem ist sogar eine Subricht- linie für Green Bonds in Arbeit – und auch das nachhaltige Sparbuch sowie Infrastruktur- und Erneuerbare-Energien-Fonds sollen schon bald ergänzt werden. Dass die Subkategorien für diese Produkte schon alle 2020 umgesetzt werden können, ist zwar noch nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich. Während Österreich bereits mit der Erweiterung des Umweltzei- chens beschäftigt ist, gibt es auch auf europäi- scher Ebene Bewegung. Ähnlich dem Um- weltzeichen gibt es hier das EU-Ecolabel be- reits in mehreren Branchen. In diesem Jahr hat man damit begonnen, Richtlinien für die Erweiterung des EU-Ecolabels auf die Fi- nanzbranche festzulegen. Die Einführung wird schätzungsweise aber noch ein bis zwei Jahre dauern. AZIM EL-MORSI | FP Foto: © Iam Ehm | RFU Die österreichischen Marktführer Das sind die heimischen Top-KAGs bei nachhaltigen Publikumsfonds Die Raiffeisen KAG rückt erstmals an die Spitze. Unverändert Zweiter ist Erste AM, während sich der Vorjahressieger Security KAG auf Platz drei befindet. Quelle: RFU Amundi Austria 9,6 % Kepler Fonds 6,4 % Raiffeisen KAG 21,5 % Erste Asset Mgmt. 19,2 % Security KAG 18,0 % 10 weitere KAGs 25,4 % Wachstum nachhaltiger Publikumsfonds So stark wuchs das Volumen österreichischer KAGs im Bereich Nachhaltigkeit Ende 2018 konnte der Marktanteil nachhaltiger Publikumsfonds bei den heimischen KAGs erstmals die Zehn-Prozent-Grenze knacken. Quelle: RFU Mrd. Euro A 0 2 4 6 8 10 2018 2017 2016 2015 2014 2013 Nachhaltige Publikumsfonds österr. KAGs Reinhard Friesenbichler: „Wir stehen mittlerweile bei fast 110 geprüften Investmentprodukten.“ 200 www.fondsprofessionell.at | 2/2019 vertrieb & praxis I umweltzeichen

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