FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

finden würde, wäre ich hocherfreut. Aller- dings gibt es nur sehr wenige Kandidaten auf dem Markt, die eine angemessene Qualität aufweisen. Daneben wären Zusammenschlüs- se interessant, die uns neue Vertriebskanäle oder Kompetenzen erschließen würden. Eine ergänzende Übernahme würde ich ganz klar vorziehen. Über die DWS-Mutter Deutsche Bank ließe sich ein neuer Vertriebsweg er- schließen. Grundsätzlich funktionieren unsere bestehen- den Vertriebskanäle sehr gut. Wir vertreiben in Deutschland und Österreich sehr viel über die Allianz. Wir haben aber noch andere Ver- triebspartner. Diese Kooperationen wollen wir auch fortsetzen. Der Heimatmarkt war immer das Herzstück des Vertriebs von Allianz GI, ein erheblicher Teil der Zuflüsse stammt von hier. Dennoch würde ich natürlich gern noch weitere Vertriebspartnerschaften eingehen. Die Übernahme eines großen Asset Ma- nagers schließen Sie also aus? Nein, das schließe ich nicht kategorisch aus. Denn wir müssen eine Abwehrstrategie in der Hinterhand halten. Wir bewegen uns in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld. Wir wol- len uns nicht in einer Position wiederfinden, in der andere Akteure bei einer Konsolidie- rung mitmischen, diese eine Größe von meh- reren Billionen Euro verwaltetem Vermögen erreichen, den Markt dominieren – und wir am Ende zurückfallen. Mit Pimco verfügen Sie bereits über einen Manager mit gut 1,5 Billionen Euro Volumen. Würde ein Zusammen- schluss von Allianz GI und Pimco nicht die nötige Größe schaffen? Ich würde die beiden Häuser nicht zusam- menlegen. Wenn wir die zwei Asset Manager verschmelzen, wäre das eine große Ablen- kung. Am Ende verbrächten wir viel Zeit damit, uns um Personalfragen zu kümmern, statt das Geld der Kunden zu verwalten. Der- lei würde nur Sinn ergeben, wenn sich daraus substanzielle Skaleneffekte erzielen ließen. Beide Unternehmen nebeneinander bestehen zu lassen eröffnet eine Wahlmöglichkeit – sowohl hausintern für die Allianz als auch für externe Kunden. Dafür braucht es zwei Asset-Manage- ment-Marken? Kunden wollen die Wahl haben, bei wem sie ihr Geld anlegen. Für Pimco interessieren sich Investoren, wenn sie große, etablierte Anlage- strategien suchen. Allianz GI wiederum bietet eher kleinere, alternative Ansätze. Wir als Allianz sehen das selbst, wenn wir einen Asset Manager für unsere Anlagen suchen. Die Zwei-Säulen-Struktur eröffnet uns eine größere Auswahl. Und beide Häuser haben wir klar als aktive Manager positioniert. Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) erleben einen Boom. Andere Anbieter, sogar eingefleischte aktive Manager sind auf diesen Zug aufgesprungen. Allianz GI hingegen nicht, Pimco auch nur mit einem begrenzten Sortiment. Warum? Bei den Gebühren zeichnet sich imAsset Ma- nagement eine Abwärtsspirale ab. Zwar gerie- ten die Margen auch im aktiven Feld unter Druck, im passiven Bereich allerdings massi- ver. Rein passive Produkte anzubieten ist ein simples Skalengeschäft. Viele Anbieter haben daher andere Geschäftsfelder darum herum etabliert, etwa Technologiedienste oder die Wertpapierleihe. Die Erträge im Passiv-Feld entspringen oft also anderen Quellen. Die Akteure werden hier auch künftig noch Geld verdienen. An sich erscheint mir das aber nicht als besonders attraktives Geschäftsmo- dell. Aus der Sicht eines Anteilseigners von Asset Managern bin nicht daran interessiert. Ein paar ETFs bietet Pimco aber an. Ja, allerdings liegt der Fokus auf aktiven ETFs und auf alternativen Indizes, auch Smart Beta genannt. Das Vehikel ETF an sich halte ich Jacqueline Hunt: „Wir wollen uns nicht in einer Position wiederfinden, in der andere Akteure bei einer Konsolidierung mitmischen, den Markt dominieren – und wir am Ende zurückfallen.“ » Wir richten unseren Blick nicht primär auf große Übernahmen. Diese müssten uns schon als unwiderstehlich erscheinen, damit wir sie in Erwägung ziehen. « Jacqueline Hunt, Allianz Foto: © Sebastian Widmann Jacqueline Hunt Ihre Laufbahn führte Jacqueline Hunt praktisch einmal rund um den Globus. 1968 in Johannesburg geboren, studierte sie in Südafrika Rechnungswesen und Mar- keting. Danach arbeitete sie in Neuseeland für Deloitte und Pricewaterhouse Coopers. Für den Wirtschafts- prüfer ging sie dann nach New York. Von dort aus landete sie schließlich bei Versicherern in Irland und Großbritannien, darunter Aviva, Standard Life und Prudential. 2016 wechselte sie in den Vorstand der Allianz. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. vertrieb & praxis I jacqueline hunt | allianz 190 www.fondsprofessionell.at | 2/2019

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