FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

Foto: © Oliver Nauditt F rischer Wind weht durch die Stock- holmer Allee 53 in Dortmund. An diesem Ort steht die Firmenzentrale des traditionsreichen deutschen Emissions- hauses Dr. Peters, das auch hierzulande bekannt ist. Nachdem Ende 2018 überra- schend CEO Anselm Gehling aus dem Unternehmen ausgeschieden ist, rückte die junge Unternehmerin Kristina Salamon aus dem Beirat an die Führungsspitze. Sie will Dr. Peters mit neuem Elan modern und fit für die Zukunft machen und denkt offensichtlich über Expansionen auch nach Österreich nach. Keine leichte Auf- gabe für die 32-Jährige, denn die Schiff- fahrtskrise, die deutschlandweit Hunderte Schiffsfonds in den Ruin führte, und die Regulierung haben in den vergangenen Jahren viel Kraft und Umsatz gekostet. Krisenmanagement ist jedenfalls weiterhin gefragt, auch weil die Flugzeugfonds mit den doppelstöckigen A380-Maschinen von Airbus die ursprünglichen Erwartungen nicht erfüllen. Nicht nur deswegen tritt Salamon ein schwe- res Erbe an: Das Image von Dr. Peters hat unter zahlreichen Schiffspleiten gelitten, und das Neugeschäft mit Immobilienfonds gestal- tet sich mühevoll. Geeignete Objekte, die sich für eine Privatanlegerbeteiligung rechnen, sind rar und teuer, während gleichzeitig die Plat- zierung eines voll regulierten Alternativen In- vestmentfonds (AIF) selbst in Deutschland – dem Mutterland des geschlossenen Publi- kumsfonds – eine vertriebliche Herausforde- rung und in Österreich quasi verboten ist. Dr. Peters war vor der Krise und Regu- lierung auch in Österreich vertrieblich unterwegs. Gibt es aktuell noch laufende Fonds, die auch in Österreich verkauft wurden, und wie viele österreichische Anleger sind hier in etwa investiert? Kristina Salamon: 2005 sind wir in Österreich in den Vertrieb von Publikumsfonds einge- stiegen. Seitdem haben wir bei rund 200 österreichischen Investoren über 30 Millionen Euro Eigenkapital eingeworben und unter anderem damit fünf Schiffe und drei Flugzeu- ge finanziert. Vier dieser Beteiligungen sind noch heute aktiv. Zum Jahreswechsel gab es einen über- raschenden und plötzlichen Wechsel in der Unternehmensführung. Machen Sie nun alles anders oder vieles nur besser? Ich behalte die Werte bei, die Dr. Peters seit über 40 Jahren lebt. Wir sind vertrauenswür- dige und verlässliche Partner für unsere An- leger und Vertriebspartner. Außerdem wird von uns erwartet, dass wir die Assets gut und werterhaltend managen. Auf diesem Funda- ment will ich unser Unternehmen in die Zu- kunft führen. Es soll schneller, moderner und digitaler werden. Was verstehen Sie unter „modern“? Ich komme in das Unternehmen mit ei- nem neuen Blick auf die Branche und hinterfrage sie, die Prozesse und uns. Es geht letztlich darum, was die Anleger eigentlich möchten. Ihre Bedürfnisse müs- sen wir selbstkritisch reflektieren. Und gleichzeitig müssen wir schneller reagie- ren, wenn sich beispielsweise die Märkte oder das Kundenverhalten ändern. Sie haben Verlässlichkeit und Ver- trauen angesprochen. Viele Kunden und frühere Vertriebspartner sprechen Ihnen diese Eigenschaften wohl ab, wenn sie an die Schiffsfonds denken, die auch in Ihrem Haus zu hohen Ver- lusten geführt haben. Wie bewerten Sie das retrospektiv? Das muss man differenziert betrachten: Wenn sich ein Anleger nicht gut aufgehoben fühlt, müssen wir uns selbstkritisch fragen, warum das der Fall ist, und entsprechend handeln. Abgesehen davon sind die Schiffsmärkte na- türlich ein Thema. Wir können sie nicht be- einflussen, sind aber verlässlich imAsset Ma- nagement. Damit meine ich, dass wir die Risi- ken managen und die maximal mögliche Per- formance für unsere Anleger aus den Fonds herausholen. Dafür setzen wir uns jeden Tag ein. Bei Ihren Flugzeugfonds gibt es ähnliche Diskussionen, weil derAirbus A380 nicht hält, was man sich von ihm versprochen hat. Viele Anleger sind verunsichert. Wie gehen Sie damit um? Der Airbus A380 ist eine technische Meis- terleistung. Als er zum ersten Mal abhob, wa- ren alle begeistert und meinten, das sei die Zukunft. Aber der Markt hat sich anders ent- wickelt, und Airbus hat entschieden, das Flug- zeug nicht mehr zu produzieren. Das konnten wir nicht vorhersehen. Wir haben leider keine Glaskugel. Wichtig ist aber, dass wir die Si- tuation managen, und ich bin überzeugt da- von, dass wir das gut machen. Der geschlossene Fonds ist vom Gesetzgeber ins Abseits gedrängt worden. Wer langfristig im Sachwertmarkt mitspielen möchte, muss neue Konzepte entwickeln. Das ist die Herausforderung für die junge Unternehmerin Kristina Salamon , die seit Kurzem das deutsche Emissionshaus Dr. Peters anführt und große Pläne hat. „Es geht darum, was der An » Airbus hat sich entschieden, den A380 nicht mehr zu produzieren. Das konnten wir nicht vorhersehen. Wir haben leider keine Glaskugel. « Kristina Salamon, Dr. Peters Kristina Salamon Kristina Salamon, Jahrgang 1987, ist seit Ende 2018 Sprecherin der Geschäftsführung der Dr. Peters Group in Dortmund. Die Tochter des 2012 verstorbenen Firmengründers Jürgen Salamon hat in Hamburg Betriebswirtschaft studiert und war seit 2012 Mitglied im Unternehmensbeirat. In diesem Gremium hat sie aktiv die Interessen der Eigentümerfamilie und die Ent- wicklung des Unternehmens vertreten. In ihrer neuen Funktion ist Salamon unter anderem für die Bereiche Shipping, Digital Business und Sales zuständig. sachwerte I kristina salamon | dr. peters 142 www.fondsprofessionell.at | 2/2019

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