FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019
nach Asien fliegen kann“, erklärt er. Die- ses Jahr ist Hongkong das Ziel. Ehrhardt liebt Asien. Bevor er Familie hatte, war er dort immer wieder mit dem Rucksack unterwegs, hat versucht, mög- lichst viele Länder kennenzulernen. Die schönste Reise, die er jemals unternom- men hat, war sein Kambodscha-Trip, sagt er. Auch Ehrhardts Fonds Asia High Dividend ist durchs Reisen entstanden. „Wegen des Dividende & Substanz war ich 2004 zum ersten Mal in Asien, um dort interessante Unternehmen zu tref- fen“, erzählt er. Was der Portfolio Mana- ger vorher nicht geahnt hatte: Er lernte so viele spannende Firmen kennen, dass er kurzerhand beschloss, einen eigenen Asien-Fonds aufzulegen. Unglaublich viel lernen „Auf Treffen mit Unternehmen ver- wende ich den größten Teil meiner Ar- beitszeit“, sagt Ehrhardt. Etwa 90 Pro- zent der Zeit widmet er seinen Fonds, zwei Drittel davon gehören Firmenbesu- chen. Das übrige Drittel verbringt er mit Makro- und Sektoranalysen, die er auch spannend findet. Kürzlich hat er sich mit Batterietechnik beschäftigt, sich die Wertschöpfungskette vom Rohstoff Li- thium bis zum mittelständischen Auto- mobilzulieferer angeschaut. „Das macht natürlich Spaß, weil man unglaublich viel dabei lernt“, sagt der Fondsmanager. Aber die Treffen mit Konzernmanagern und Firmenlenkern – das sind für ihn die Highlights seiner Profession. „Vergangene Woche sollte ich einer Ärztin erklären, was ich beruflich ma- che“, erzählt Ehrhardt. Die Arbeit eines Fondsmanagers sei für viele Leute doch recht abstrakt. „Ich habe gesagt, dass ich im Wesentlichen versuche, Firmen zu verstehen, zu begreifen, wie sie ticken, wie es ihnen geht, ob sie für die Zukunft gut aufgestellt sind“, sagt er. Im Schnitt 180 Unternehmen besucht Jan Ehrhardt pro Jahr. Im Januar ist er dafür in Deutschland und der Schweiz unter- wegs, im März und im September bereist er Asien, im Mai geht es nach Skandinavien und in die USA. Und wenn er in Pullach ist? Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Vater, dem Firmengründer und Urgestein der Bran- che? Musste Sohn Jan eigentlich promo- vieren, um dem unter dem Namen „Dr. Jens Ehrhardt Ver- mögensverwaltung“ ge- starteten Unternehmen gerecht zu wer- den? Oben auf dem Monopteros, einem Ziertempel 15 Meter über München, lacht Jan Ehrhardt herzhaft. Klar ist: Er hat promoviert. „Aber das hat doch nicht mein Vater von mir verlangt!“, sagt er. Nicht nur ihm lasse Ehrhardt senior Freiheit, sondern auch den Mitarbeitern. „Einmal im Monat haben wir unser Stra- tegie-Meeting, da sprechen wir über das große Ganze, über die Asset Allocation“, berichtet Jan Ehrhardt. Jede Woche fin- det zudem ein Research-Meeting statt, bei dem diskutiert wird und gemein- schaftlich Entschlüsse gefasst werden. „Aber im Kleinen entscheidet immer der, der sich am besten auskennt“, sagt Jan Ehrhardt. „So war das bei meinem Vater schon immer.“ Nun geht es zurück zur Brücke. Noch immer versuchen Surfer, die große Welle zu reiten. „Ich würde ja so gern einmal die Surfer von Nazaré sehen“, sagt Jan Ehrhardt. Irgendwann einmal wird er hinfahren. Irgendwann wird er sicher auch ganz in die Fußstapfen seines Vaters treten, das Unternehmen, an dem er heute schon Anteile hält, übernehmen. Oder gibt es andere Pläne? Weiterhin Fonds managen „Da bin ich mir, ehrlich gesagt, noch nicht sicher“, sagt Jan Ehrhardt. Zum einen sei sein Vater mit 76 Jahren völlig fit und hinke auch neuen Entwicklungen keineswegs hinterher. Er war einer der ersten „Kunden“ der digitalen Vermö- gensverwaltung Solidvest, die sein Sohn Jan 2017 gegründet hat. „Aber auch wenn ich sehr weit in die Zukunft schaue, muss ich sagen, dass ich wirk- lich gern weiterhin Fonds managen möchte“, sagt Ehrhardt junior. Wenn das nicht mehr möglich wäre, weil andere Aufgaben zu viel Zeit in Anspruch neh- men würden – das fände er schade. In einer halben Stunde muss Jan Ehr- hardt sich anderen Themen widmen. Um 17 Uhr ist Vorstandssitzung, die dauert etwa eine Stunde. „Das reicht mir dann an firmeninternen Meetings eigentlich auch für diese Woche“, sagt der Fonds- manager, während er sein Fahrrad auf- schließt. Dann steigt er auf – und fährt nach Pullach. ANDREA MARTENS | FP Einmal Englischer Garten und zurück: Impressionen von einem Spaziergang an einem sonnigen Nachmittag in München. 99 www.fondsprofessionell.at | 1/2019
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