FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019
sprang Amundi der Zusammenlegung der Asset-Management-Einheiten der Großban- ken Crédit Agricole und Société Générale im Jahr 2010, später folgte die Übernahme der Bawag PSK. Somit gab es hier schon Pro- duktpaletten zu bereinigen. Sparkönig Amundi-Vorstandschef Yves Perrier kün- digte nach der Pioneer-Übernahme an, rund 300 Fonds einstampfen oder zusammenlegen zu wollen. So gelang es dem Manager, das Aufwand-Ertrags-Verhältnis trotz der Pioneer- Integration unter 55 Prozent einzufrieren – ein Ausnahmewert für einen Vollsortimenter. „Uns ist es eindeutig gelungen, die Kosten im Zaum zu halten“, freute sich Perrier. Beim Zusammenlegen der Fonds hat Amundi darauf geachtet, eher schwache auf gut laufende Portfolios zu verschmelzen. Das hilft auch dem Durchschnittsrating der Palette. Schließlich hatten in der Vergangenheit so- wohl Scope als auch Morningstar moniert, dass die Wertentwicklung vieler Amundi- Fonds allenfalls ans Mittelmaß heranreicht. Ein weiteres französisches Haus dünnt ebenfalls sein Sortiment aus. Nachdem die Privatbank Oddo zunächst die Düsseldorfer Gesellschaft Meriten Investment Management übernahm, schluckte sie später die BHF Bank samt der Fondssparte Frankfurt-Trust. „Wir durchleuchten unser Sortiment und bereinigen Überschneidungen“, kündigte Nicolas Chaput, Vorstandschef von Oddo BHF Asset Manage- ment, nach dem Zusammenschluss an. Den Worten ließen die Franzosen Taten fol- gen. Im Sommer 2018 begann die Gesell- schaft, Portfolios zusammenzulegen. Die Mul- ti-Asset-Produkte etwa fasst das Haus unter der einheitlichen Marke Oddo BHF Polaris zusammen. Auch Überschneidungen bei Ak- tien- wie bei Rentenfonds sortiert die Gesell- schaft aus. Ins Visier geraten dabei besonders Produkte, die weniger als 100 Millionen Euro auf die Waage bringen. Aber die Gesellschaft prüfe in jedem Einzelfall, welche Option die beste sei. „Für manche Ansätze ist vielleicht einfach nicht die richtige Zeit“, erläutert Chaput. „Es mag sich daher lohnen, sie trotz eines geringen Volumens für ein künftiges anderes Umfeld fortzuführen.“ Bei der Frage, volumensschwache Produkte am Leben zu halten oder aufzugeben, bege- ben sich die Asset Manager also stets auf eine Gratwanderung. Auf der einen Seite steht der Wunsch, die Produktpalette effizient zu halten und möglichst wenig schwache Portfolios „durchzufüttern“. Demgegenüber steht die Befürchtung, Strategien zu früh aufzugeben oder Anleger mit Liquidationen und Ver- schmelzungen zu verärgern. Ihre Hinterlassenschaft müssen die Fonds- gesellschaften übrigens nicht selbst weg- räumen. Um die Liquidation von Portfolios herum hat sich eine Industrie etabliert: Bera- tungsgesellschaften wie Deloitte oder EY prei- sen ihre Dienste als Ausputzer an. Denn wo Überbleibsel weggeräumt sind, da ist wieder Platz für Neues – und der Kreislauf beginnt von vorn. SEBASTIAN ERTINGER | FP Nicolas Chaput, Oddo BHF: „Für manche Ansätze ist vielleicht einfach nicht die richtige Zeit.“ Erschöpfter Zyklus Auflagen und Schließungen von Rohstofffonds vs. Bloomberg Commodity Bei der Rohstoff-Hausse spielten Asset Manager voll mit und schoben passende Produkte nach – über den Höhepunkt hinaus. Quellen: Refinitiv – Lipper Fund Research, Bloomberg 0 10 20 30 40 50 60 70 80 -60 % -40 % -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % –30,84 % 10 Fonds 10 Fonds 71 Fonds 5 Fonds Bloomberg Commodity Index Auflösungen und Fusionen Neuauflagen A Zahl Auflösungen/Fusionen/Neuauflagen 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 Nippon aus der Mode Schließungen von Japan-Aktienfonds vs. Nikkei 225 Nach der langen Börsenflaute in Japan sperrten die Anbieter nach und nach Fonds zu. Nun mangelt es an Japan-Portfolios. Quellen: Refinitiv – Lipper Fund Research, Bloomberg 0 20 40 60 80 100 -50 % 0 % 50 % 100 % 150 % 200 % 150 % 17 Fonds 84 Fonds Nikkei 225 Index Auflösungen und Fusionen Fonds 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 » Modethemen lassen sich kurzzeitig gut verkaufen, verschwinden aber nach einer Weile sang- und klanglos. « Thomas Romig, Assenagon Ali Masarwah, Morningstar: „Fondsanbieter beweisen ein schlechtes Timing bei Auflage und Schließung.“ Foto: © François Daburon, Christoph Vohler, Christoph Hemmerich, Sebastian Reimold 95 www.fondsprofessionell.at | 1/2019
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