FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019
tige Aspekte, die im Vorfeld der Auflage eines Bitcoin-Fonds geklärt werden müssen. Das betrifft zum einen die Frage, wie der ange- messene Wert beziehungsweise der korrekte Preis eines Bitcoin bei einem solchen ETF festzustellen sein wird. Unsere Tochtergesell- schaft MVIS, die uns mit einem Großteil der Indizes versorgt, auf denen unsere ETFs auf- setzen, hat dazu bereits einiges an wegweisen- den Ausarbeitungen vorgelegt. Bei der zwei- ten zu beantwortenden Frage geht es vor allem um die sichere Verwahrung des soge- nannten Private Key als Beleg des rechtmä- ßigen Eigentums an den Bitcoins. Wenn die- ser Schlüssel verloren geht, ist auch der Zu- griff auf die entsprechenden Bitcoins verloren. Beides sind sinnvolle Fragen, auf die wir mei- ner Meinung nach gute Antworten haben. Aber ist es wirklich eine so gute Idee, einen ETF auf Bitcoins aufzulegen? An- dere große Anbieter setzen stattdessen lieber auf die Blockchain, also die zu- grunde liegende Technologie. Meiner Meinung nach ist der Bitcoin ein durchaus legitimes Instrument zur Wertspei- cherung. Die Analogie zum „digitalen Gold“ trifft es sehr gut. Es gibt aus meiner Sicht zwei Typen von Investoren: Der eine ist der Warren-Buffett-Typ, der weder in Gold noch in Bitcoin investiert, weil beides keinen lau- fenden Ertrag erbringt. Dieser Anlegertypus bevorzugt Investments in Unternehmen mit wachsenden Erträgen oder Anleiheninvest- ments, die entsprechende Zinserträge abwer- fen. Der andere Typ ist jener, der in Goldan- lagen oder Bitcoin-Investments etwas sieht, was den Wert seiner Investments über lange Zeit erhält, und zwar vollkommen losgelöst vom restlichen Finanzsystem. Um es als Bei- spiel bildhaft zu verdeutlichen: Beides sind Investments, die unabhängig von der Kursent- wicklung italienischer Bonds ihren Wert er- halten, wenn nicht sogar deutlich steigern können. Viele Anleger suchen eine solche zu- sätzliche Möglichkeit zur Absicherung und Diversifikation ihres Portfolios, selbst wenn dieses Investment keine großen Erträge ab- wirft. Uns als jenem Anbieter, der Ende der sechziger Jahre ein Instrument wie den ersten Goldfonds auf den Markt gebracht hat, er- scheint es daher nur folgerichtig zu versuchen, einen Bitcoin-ETF aufzulegen – allein schon weil die Parallelen zwischen Gold und Bitcoin meines Erachtens auf der Hand liegen. Denn am Ende ist es beim Bitcoin wie beim Gold: Entweder man glaubt daran oder eben nicht. Und die Blockchain als Alternative? Meine inzwischen mehr als 25-jährige Erfah- rung imAsset Management ist sehr stark von Datenbanken und Softwareanwendungen geprägt. Themen wie künstliche Intelligenz, Machine Learning oder auch die Blockchain- Technologie sind für mich wie für die meisten anderen Marktteilnehmer noch relativ neu. Daher fällt es mir schwer, deren tatsächliches Potenzial ausreichend einzuschätzen oder deren weitere Entwicklung treffsicher zu pro- gnostizieren. Ich glaube schon, dass eine de- zentrale Verwaltung von Daten und Eigen- tumsrechten, was ja im Grunde den Kern der Blockchain-Technologie darstellt, durchaus eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten bietet. Aber eben nicht ganz so viele, wie oft behauptet wird. In den meisten Fällen wird es auch künftig einer zentralen Überwachungs- autorität bedürfen. Was macht Sie so skeptisch? Mein bestes Beispiel ist der Immobiliensektor. Selbst wenn man die gesamten Besitzverhält- nisse und zwischenzeitlichen Käufe und Ver- käufe über ein dezentrales Netzwerk ab- wickeln und verwalten könnte, dann bräuchte es darüber hinaus immer noch eine Art über- geordnete, wahrscheinlich staatliche Instanz, die attestiert, dass dabei alles mit rechten Din- gen zugeht. Das wäre im Ergebnis eben nicht die Dezentralisierung, die im Zusammenhang mit der Blockchain immer als deren wesent- licher Vorteil angepriesen wird. Denn damit wäre am Ende eben doch wieder alles stark zentralisiert. Deshalb glaube ich, dass in Be- zug auf die Möglichkeiten der Blockchain- Technologie manches vielleicht sinnvoll sein kann, aber sicher vieles übertrieben ist. Vor dem Hintergrund unserer eigenen Prinzipien wäre es zudem derzeit kaum zu bewerkstelli- gen, einen Blockchain-ETF aufzulegen, und zwar aus einem einfachen Grund: Es werden anfangs vor allem die großen Technologiefir- men wie IBM oder Oracle sein, die entspre- chende Anwendungen zur Marktreife führen werden. Deren Haupteinnahmen stammen dann aber immer noch aus anderen Bereichen. Als eine Voraussetzung für unsere Sektor- ETFs haben wir aber festgelegt, dass die da- mit abgebildeten Werte mindestens 50 Prozent ihrer Erträge in dem entsprechenden Sektor erzielen müssen. Das ist bei einer Technologie wie Blockchain noch nicht der Fall. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP » Als eine Voraussetzung für unsere Sektor-ETFs haben wir festgelegt, dass die damit abgebildeten Werte mindestens 50 Prozent ihrer Erträge in dem entsprechenden Sektor erzielen. « Jan van Eck, Van Eck Associates Jan van Eck: „Ich glaube schon, dass eine dezentrale Verwaltung von Daten und Eigentumsrechten, was ja im Grunde den Kern der Blockchain-Technologie darstellt, durchaus eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten bietet.“ 225 www.fondsprofessionell.at | 1/2019
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