FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

dauer fünf Jahre. Also kann man von ein bis zwei Mieterwechseln in zehn Jahren ausge- hen, wenn es überhaupt Wechsel gibt. Wenn man die Arbeiterkammer-Studie über die Vorsorgewohnungen liest, bekommt man den Eindruck, dass die Käufer von Vorsorgewohnungen immer ein schlechtes Geschäft machen. Ist das nicht übertrieben? Das ist maßlos übertrieben, und es ist vor allem nicht wahr. Ich kenne niemanden, der mit einer Vorsorgewohnung einen Verlust ge- macht hat. Im Gegenteil! In den vergangenen 20 Jahren hatte jeder Erfolg mit diesem Invest- ment. Das liegt natürlich auch an der Preisent- wicklung und der damit verbundenen Wert- steigerung, die bei 100 Prozent und mehr liegt. Trotz Einführung der Immobilienertragsteuer sind die Gewinne ordentlich. Das ist die Regel und nicht die Ausnahme. Wir haben 2010 ein Objekt im dritten Bezirk für 3.600 Euro pro Quadratmeter verkauft. Damals hieß es, das sei teuer. Heute liegen wir an dem Standort bei 5.000 Euro. Was soll man dazu sagen? Der damalige Kauf- und der heutige Verkaufspreis ist eine Seite der Medaille. Wenn man im Haltezeitraum viel in die Wohnung investieren musste oder die damalige Kalkulation nicht richtig war, hat man vermutlich keine Freude mit der Wohnung gehabt. Sie kalkulieren selbst relativ vorsichtig, und das hat gute Gründe. Manchmal sind die Prognosen aber frisiert, weil sich höhere Erträge besser verkaufen lassen. Das ist sicher so. Und es ist sicher kein Wett- bewerbsvorteil, sondern eher ein Nachteil, dass wir da nicht mithüpfen. Das muss man aber über 20 Jahre betrachten. Wir können und wollen uns das nicht leisten. Deshalb ver- spreche ich niemanden im 11. Bezirk über 20 Jahre eine Nettomiete von 15 Euro. Weil ich das selbst nicht glaube. Lassen sich die Interessenten wirklich so stark von offensiver Werbung leiten? Wie viele Kunden sehen sich die Unter- lagen kritisch an und hinterfragen die Angaben? Die Planrechnungen werden von den Kunden sehr genau hinterfragt, und das wollen wir auch. Ein Beratungsgespräch dauert bei uns mindestens eineinhalb Stunden. Mich wundert die Kritik der Arbeiterkammer schon ein biss- chen. Denn die Käuferklientel der Vorsorge- wohnungen hat ein gewisses Einkommen und Kapital zur Verfügung. Die Investoren haben in der Regel eine höhere Ausbildung und lassen sich nicht von der Werbung blenden. Kann man denn die Interessenten mit einer schönen Verpackung überlisten? Ich wüsste nicht, womit ich sie überlisten sollte. Viele haben mit Investmentfonds Geld verloren, ohne genau zu wissen, wann genau und wo das passiert ist. Das kann einem bei einer Wohnung nicht passieren. Aus meiner Sicht gibt es kein transparenteres Investment. In der AK-Studie wird angedeutet, dass die Anleger sehr steuerorientiert sind. Sehen Sie das auch so? Steuervorteile sind gern gesehen, aber keine Voraussetzung. Primär geht es anders als bei Bauherrenmodellen um den Wunsch nach einer sicheren Veranlagung. Sie werben mit dem Slogan „Ein sicheres Investment ohne Nervenkitzel“. Es gibt Gründe, warum das Investment schief- gehen kann. Ist es also wirklich so ein- fach, wie Sie tun? Eine Vorsorgewohnung ist an sich kein auf- regendes, sondern ein langweiliges Invest- ment – unter der Voraussetzung, dass es pro- fessionell gebaut und verwaltet wird. Man muss nicht jeden Tag Angst haben, ob man im Plan liegt. Wer den Nervenkitzel sucht, braucht andere Investments. Die Immobilie kauft man, um ruhig schlafen zu können. Sie suggerieren auf Ihrer Internetseite aber auch, dass man mit einer Wohnung immer eine Wertsteigerung erzielt. Aller- dings gibt es keine Garantie, dass man in 20 Jahren für 8.000 Euro verkaufen kann, wenn man heute für 6.000 Euro einsteigt. Es wird über 20 Jahre immer noch eine Wert- steigerung geben, weil es keinen Ausweg gibt. Grund und Boden sind ein limitiertes Gut. Wir spüren das ganz stark. Trotzdem gehen wir nicht von den hohen Renditen der ver- gangenen Jahre aus. Wir rechnen ganz kon- servativ über 20 Jahre inklusive Wertstei- gerung mit einer Gesamtrendite von 3,5 bis 5,5 Prozent. Es weiß aber niemand, was in 20 Jahren sein wird. Dass die Vorsorgewohnung nicht das höchstrentierliche Investment ist, steht völlig außer Zweifel. Allerdings werden die natürlichen Kapazitäten sicher nicht zunehmen. Deshalb wird es meiner Ansicht nach immer zumindest eine kleine Wert- steigerung geben. Vielen Dank für das Gespräch. ALEXANDER ENDLWEBER | FP » In den vergangenen 20 Jahren hatte jeder mit einer Vorsorgewohnung Erfolg. « Mag. Marion Weinberger-Fritz, Raiffeisen Vorsorge Wohnung Mag. Marion Weinberger-Fritz: „Wir rechnen ganz konservativ über 20 Jahre inklusive Wertsteigerung mit einer Gesamtrendite von 3,5 bis 5,5 Prozent.“ 143 www.fondsprofessionell.at | 1/2019

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