FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

ken. Diese sind ja extrem kom- plex. Das hat damit zu tun, dass man im Wesentlichen versucht, mit umfangreichen Risikomodel- len die einzelnen Positionen einer Bankbilanz zu gewichten. Das ist mit Basel III nicht leichter gewor- den. Ich glaube, dass man mit einer einfacheren Regelung, mit einer Leverage Ratio – wir nen- nen sie Schuldenbremse für Ban- ken – eine deutlich höhere Eigen- kapitalausstattung erzwingen kann und muss. Aktuell versucht man an vielen Stellen, Komplexi- tät mit Komplexität zu bekämp- fen. Das geht immer schief. Gilt das auch für den Anle- gerschutz? Ja, ich glaube hier besteht das Kernproblem in dem Interessen- konflikt, der durch die Provisio- nen hervorgerufen wird. Weil man nicht die politische Kraft hatte, die Provisionsberatung zu verbieten und ausschließlich ein anderes Beratungsmodell zuzulas- sen, stützt man sich jetzt auf lau- ter Krückstöcke. Man produziert viel Papier mit vielen Informatio- nen für den Kunden, die er alle gar nicht liest, wir haben ein Be- raterregister und vieles mehr. Aber solange der grundlegende Interessenkonflikt nicht gelöst ist, hilft diese ganze Bürokratie dem Anleger nicht wirklich weiter. Sie nervt alle, erreicht aber ihr eigentliches Ziel nicht. Deswegen sa- ge ich: Wir brauchen nicht mehr Regulierung – wir brauchen harte, aber einfache Regeln. Wen wollen Sie mit Ihrer Bürgerbewe- gung Finanzwende ansprechen? An der Liste der Gründungsmitglieder, die wir bereits veröffentlicht haben, lässt sich ablesen, dass es gelungen ist, aus der Breite der Ge- sellschaft Mitstreiter zu finden. Das ganze politische Spektrum ist vertreten, von Norbert Blüm von der CDU über Gesine Schwan, SPD, bis hin zu Axel Troost, dem stellvertre- tenden Parteivorsitzenden der Linken. Es sind FDP-Politiker dabei, es sind Grüne dabei. Das heißt: Von den demokratischen Kräften findet man alle wieder. Die AfD ist nicht vertreten, oder doch? Nein. Wenn man sich um Finanzmarktregu- lierung kümmert, muss man proeuropäisch sein, denn bestimmte Dinge bekommen wir nur europaweit in den Griff. Wie soll man denn so gigantische Institute wie Barclays, BNP Paribas, die Deutsche Bank oder Black- rock regulieren, wenn sich in Europa die einzelnen Nationalstaaten gegenseitig imWeg herumstehen? Unter den Gründungsmitgliedern der Bürgerbewegung Finanzwende finden sich aber nicht nur Politiker. Ganz und gar nicht. Wir haben auch Leute aus dem kirchlichen und dem ökologischen Bereich dabei. Im Gründungsprozess war es sehr interessant zu sehen, dass an ganz ver- schiedenen Ecken der Gesellschaft Menschen sagen: „Im Finanzmarkt stimmt etwas nicht.“ Viele nehmen die ethische Perspektive ein und finden es unglaublich, wie viel Lug und Betrug es am Finanzmarkt gibt. So ist etwa der P&R-Anlageskandal ja nur der neueste in einer ganzen Reihe von Betrugsfällen. Der deutsche Kapitalmarkt ist geradezu eine Spiel- wiese für Kriminelle. Dann gibt es Leute, die den Finanzmarkt aus dem ökologischen Blickwinkel betrachten. Sie sind der Ansicht, dass wir uns keine Hoffnungen auf Klima- schutz machen können, solange es immer nur um das Erzielen von schnellen Renditen geht. wesen verändern “ » Im Bereich des Finanzmarktes gibt es niemanden, der ein starkes Gegengewicht zu den Wirtschaftsverbänden bildet. « Gerhard Schick, Bürgerbewegung Finanzwende 353 www.fondsprofessionell.de | 4/2018

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