FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

Ferdinand-Alexander Leisten, Fidelity International „Den Mut aufbringen, der Erste zu sein“ Fidelity erregte mit mehreren Vorstößen Aufsehen. Deutschlandchef Ferdinand-Alexander Leisten verrät im Interview, welche Ziele die Kronberger mit variablen Gebühren, Indexfonds und digitaler Vermögensverwaltung verfolgen. Herr Leisten, Fidelity führte eine neue Gebührenstruktur ein, baute das Passiv- geschäft aus und startete eine digitale Vermögensverwaltung. Welche Strategie steckt hinter diesen Schritten? All diese Initiativen sehen wir als eine Er- gänzung unseres bestehenden Angebots. Bei allem, was wir tun: Wir sind und bleiben ein aktiver Manager. Aber wir müssen uns mit der Entwicklung unseres Marktumfelds aus- einandersetzen. So registrieren wir eine wach- sende Nachfrage der Kunden nach passiven Lösungen. Diese können in bestimmten Phasen, Marktbereichen und für bestimmte Zwecke durchaus sinnvoll sein. Ein aktiver Manager mit passiven Stra- tegien – ist das nicht ein Widerspruch? Nein, überhaupt nicht. Ich plädiere dafür, die Emotion aus der Aktiv-Passiv-Debatte zu nehmen. Diese hat sich zu sehr auf die Kos- ten versteift. Aktive wie passive Instrumente können sinnvoll nebeneinander bestehen. Wie passt ein Robo-Advisor zu einem Haus mit menschlichen Managern? Bei unserer digitalen Vermögensverwaltung übernehmen Portfoliomanager aktiv die Allokationsentscheidungen und überlassen das nicht den Algorithmen. Auch deshalb ist sie eine sinnvolle und notwendige Er- gänzung unseres bestehenden Direkt- geschäfts. Drei Trends gaben die Im- pulse, diese Offerte zu unterbreiten. Erstens bieten viele Finanzdienst- leister im Zuge von Mifid II weniger Beratungsleistungen an. Zweitens ändert sich das Verbraucherverhalten. Eine Generation wächst heran, die digitale Angebote nutzen möchte. Drittens erkennen immer mehr Men- schen die möglichen Lücken in ihrer Altersvorsorge als relevantes Thema. Viele wollen das angehen, haben aber keine große Erfahrung in Finanzfra- gen. Ein digitales Angebot kann für sie ein Ausgangspunkt sein. Wie kommt die Initiative bei den Ver- triebskanälen an? Diese könnten Ihren Auftritt als Konkurrenz auffassen. Wir richten unser Angebot ausschließlich an Kunden, die keine persönliche Beratung wün- schen. Auf keinen Fall wollen wir uns gegen unsere Vertriebspartner positionieren. Wir ha- ben alle wichtigen Partner vorab informiert – und sie zeigten Verständnis. Unsere Direkt- kunden wiederum erwarten eine digitale Lö- sung. Sie suchen in diesem Feld einen Part- ner, der lange Erfahrung im Investment- management mitbringt und nicht nur auf Algorithmen setzt. So haben wir mit dem Daimler Vorsorge und Versicherungsdienst einen Partner gefunden, der die digitale Ver- mögensverwaltung seinen Kunden anbietet. Eine weitere Neuerung ist die erfolgsab- hängige Fulcrum Fee, die Sie als Alter- native zu herkömmlichen Gebühren ein- geführt haben. Kommt das Konzept an? Sowohl von der Retail- wie von der insti- tutionellen Seite erfahren wir sehr positive Rückmeldungen zu unserem variablen Ge- bührenmodell. Aber das Volumen in den ent- sprechenden Anteilsklassen ist noch über- schaubar. Wir betreten hier Neuland. Der Regulator fordert von der Fondsbranche, die Gebührenmodelle zu überdenken. Das haben wir getan und frühzeitig einen Weg einge- schlagen. Man muss einfach den Mut auf- bringen, bei Innovationen der Erste zu sein. Beim Geschäft mit Publikumsfonds tut sich Fidelity aber schwer. Das ist richtig. Hier müssen wir eini- ge Abflüsse wieder wettmachen. Aber mit dem Bruttoabsatz sind wir sehr zufrieden. Wir konnten das Ver- trauen der Kunden wiedererlangen. Und im institutionellen Bereich verlief das Geschäft sehr erfreulich. Wir haben neue Mandate gewonnen. Bestehende Klienten haben ihre Allokation aufgestockt oder uns wei- tere Mandate erteilt. Ich bin daher zuversichtlich, dass diese positive Entwicklung auch im Wholesale- Bereich ankommen wird. Alexander Leisten, Fidelity: „Auf keinen Fall wollen wir uns gegen unsere Vertriebspartner positionieren.“ Deutschlandgeschäft von Fidelity Verwaltetes Vermögen und Nettomittelaufkommen Der Absatz von Fidelity-Publikumsfonds in Deutschland ist aus dem Tritt geraten. Quelle: FONDS professionell mit BVI-Daten | *per Ende August, 2018 nur FIL (Lux) -600 -400 -200 0 200 400 600 800 2018* 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 Mio. Euro Mrd. Euro 0 2 4 6 8 10 12 14 16 -657 Mio. Euro +574 Mio. Euro verwaltetes Vermögen Nettomittelaufkommen 14,3 Mrd. Euro 8,6 Mrd. Euro Online weiterlesen: QR-Code scannen oder www.fponline.de/FID418 eingeben  Foto: © Christoph Hemmerich 292 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 vertrieb & praxis I fidelity

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