FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018
Arbeit nicht effizient gewesen, und ein kleiner Vermögensverwalter allein könnte einen sol- chen Aufwand schon gar nicht stemmen.“ Digitale Vermögensverwaltung Als strategisches Wachstumsfeld sieht Steinmeyer nicht nur den Verkauf der Tech- nologie, sondern auch die Finanzportfoliover- waltung. „In diesem Bereich hatten wir schon im vergangenen Jahr 200 Millionen Euro Neugeschäft, in diesem Jahr waren es bereits mehr als 270 Millionen Euro. Das Segment boomt geradezu.“ Mittlerweile verwaltet Net- fonds 220 standardisierte Anlagestrategien, hinzu kommen mehr als 600 individuelle Ver- mögensverwaltungsansätze. Ab Anfang 2019 müssen die Berater ihre Anlagevorschläge für die Vermögensverwal- tung nicht mehr wie früher als Excel-Tabelle einreichen, sondern können ihre Portfolios online steuern. Dazu gehört auch ein digitales Onboarding der Kunden. „Dieses Paket ist auch für Vermögensverwalter interessant, die bislang kein digitales Angebot haben. Sie kön- nen ihre Strategien auf unserer Plattform spie- geln und sie entweder nur auf ihrer Website online anbieten oder für alle Netfonds-Ver- mittler öffnen.“ So könnten sie sich ganz neue Kundenkreise erschließen, argumentiert Stein- meyer. „Für den Vermögensverwalter kostet das alles nichts“, betont er. Netfonds partizi- piert nur mit rund 0,2 Prozentpunkten an der Vermögensverwaltungsgebühr. (Lesen Sie zu solchen Robo-Advice-Lösungen für Vermö- gensverwalter auch den Artikel ab Seite 308.) Immobiliendeals Auf Expansionskurs ist Netfonds auch auf einem anderen Gebiet: Immobilien. „Wir haben in den vergangenen Jahren immer mal wieder Immobiliendeals abgewickelt, bei- spielsweise wenn sich aus unserem Netzwerk die Möglichkeit ergab, 50 Wohnungen im Paket zu übernehmen. Die konnten unsere Partner dann als Privatplatzierung an einen kleinen Anlegerkreis vermarkten“, berichtet Dümmler. Mittlerweile sei jedoch die Schwel- le zur Prospektpflicht schnell überschritten, was solche Geschäfte zeitaufwendig, teuer und letztlich auch für die Anleger unrentabel mache. „Wir standen vor der Entscheidung, ob wir dieses Geschäft aufgeben oder es pro- fessionell aufziehen – wir haben uns für Letz- teres entschieden“, so Dümmler. Daher hat das Unternehmen die Tochterge- sellschaft NSI Netfonds Structured Invest- ments im Januar 2018 zur Spezialistin für Im- mobiliengeschäfte umgebaut. Die NSI kauft nach festgelegten Kriterien Wohnimmobilien auf. Das Geld dafür stammt aus einer Anleihe, die 4,5 Prozent Zinsen abwirft. Die Haftungs- dachpartner von Netfonds können ihren Kun- den dieses Papier empfehlen. Seit September notiert die Anleihe auch an der Börse. „Idealtypisch kaufen wir Wohnungen im Paket für beispielsweise 1.000 Euro je Qua- dratmeter auf, entwickeln die Immobilien wei- ter und bieten sie später einzeln für 1.200 bis 1.300 Euro zum Verkauf an“, sagt Dümmler, der auch Geschäftsführer der NSI ist. Als Käufer kommen Kunden von Netfonds-Mak- lern in Frage, aber auch frühere Mieter. „Das Interesse an Immobilien ist bei den Kunden unserer Partner ungebrochen hoch“, berichtet Dümmler. „Früher haben wir mitunter mit Bauträgern kooperiert, die unseren Vermittlern aber keine Garantie geben konnten, dass ein interessierter Endkunde eine Wohnung tat- sächlich auch bekommt. Bei den Objekten aus dem eigenen Bestand können wir die Woh- nungen für unsere Partner reservieren.“ Bislang hat die NSI knapp eine Million Euro für ihre Anleihe eingeworben. Wie groß das Immobiliengeschäft letztlich werden soll, ist offen. „Klar ist aber, dass die Immobilien für unsere Firmengruppe ein Nischenthema bleiben werden“, betont Dümmler. Das sei schon deshalb wichtig, weil sich die Anleihe und die Immobilien in der Konzernbilanz wiederfinden. „Wir werden die Netfonds AG als Ganzes nicht einem großen Immobilien- risiko aussetzen“, betont der Vorstandschef. Händler und Hersteller Dennoch wird dieses Geschäft im Markt Fragen aufwerfen: Ein Vertrieb, dessen Ver- mittler eine Anleihe des eigenen Konzerns Foto: © Jost Fink; Christoph Hemmerich Peer Reichelt, Netfonds: „Wir möchten verhindern, dass ein Produktanbieter als Aktionär Einfluss ausüben kann.“ Karsten Dümmler, Netfonds: „Wir werden die AG als Ganzes nicht einem großen Immobilienrisiko aussetzen.“ Die Netfonds-Gruppe Die Gründung des Unternehmens erfolgte im Jahr 2000, damals noch als GmbH. Anfangs war Netfonds nur ein Pooldienstleister für Makler und Vertriebe im Investment- fondsbereich. Im Lauf der Jahre kamen weitere Ge- schäftsmodelle, Sparten und Tochtergesellschaften hinzu. FONDS professionell gibt einen Überblick. Zahlen: Ende vergangenen Jahres beschäftigte die Grup- pe gut 160 Mitarbeiter. Die Zahl der Vertriebspartner lag Ende 2017 bei rund 4.600, hinzu kamen über 300 Unter- nehmen als „Tied Agents“ im Haftungsdach (siehe auch den Artikel auf Seite 256). Der konsolidierte Konzern- umsatz lag im vergangenen Jahr bei 86 Millionen Euro. Zum Stichtag 30. Juni 2018 betreute die Gruppe rund 13,2 Milliarden Euro in Wertpapieren und Fonds. Firmen: Die Netfonds AG dient nicht nur als Holding, sondern auch als Allfinanzmaklerpool für Vermittler mit Erlaubnis gemäß Paragraf 34c/d/f/i GewO. Die 2004 gegründete NFS Netfonds Financial Service GmbH mit KWG-32-Lizenz ist das Haftungsdach der Gruppe. Als Servicepool für Mehrfachagenten agiert seit 2012 die NVS Netfonds Versicherungsservice AG . Im gleichen Jahr wurde der Vermögensverwalter NFS Capital AG in Liechtenstein gegründet, der heute als Dienstleister für Fondsauflagen und -management tätig ist. Ein Jahr später kaufte Netfonds die HHVM Hamburger Vermögen GmbH, über die Berater eigene Vermögensverwaltungs- strategien anbieten können. Anfang 2018 wurde die NSI Netfonds Structured Investments GmbH zur Spezialistin für Immobilienanlagen umgebaut. 250 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 vertrieb & praxis I netfonds
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=