FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

So hatte etwa die Verbraucherzentrale Ham- burg die Police „Index Select“ der Allianz als „Etikettenschwindel“ bezeichnet, den Kon- zern vor dem Landgericht München wegen irreführender werblicher Darstellung verklagt – und recht bekommen. Ob Etikettenschwin- del oder nicht, komplex sind die Zwitter- Policen auf jeden Fall. „Für Vermittler ist es eine echte Herausforderung, sie gut zu erklä- ren“, sagt Heermann. Bei einer Indexpolice zahlt der Sparer regelmäßig Beiträge ein, die in das Siche- rungsvermögen des Anbieters fließen. Erzielt der Versicherer Überschüsse, kann der Poli- ceninhaber wählen: Entweder er lässt seine Überschussbeteiligung sicher verzinsen, oder er nutzt sie, um an der Entwicklung eines Index oder Indexkorbs zu partizipieren. Aller- dings wird der Zins nicht über die gesamte Vertragslaufzeit garantiert, sondern immer nur für die kommenden zwölf Monate. Wählt der Versicherungsnehmer für den bevorstehenden Zwölfmonatszyklus die Partizipation an der Kapitalmarktentwicklung, verwendet der Ver- sicherer seine Überschüsse, um über Finanz- derivate, meist Optionen, in einen Index oder Index-Mix zu investieren. Der Vorteil: Macht der Index oder Indexkorb in schlechten Bör- senphasen Verluste, verliert der Sparer maxi- mal den eingesetzten Überschuss. Sein ange- spartes Vermögen ist sicher – sofern eine hun- dertprozentige Bruttobeitragsgarantie greift. Sozusagen als „Preis“ für die Verlustbe- grenzung sind die bei einer positiven Index- entwicklung möglichen Erträge nach oben hin begrenzt. Anders kann es auch nicht sein, denn Derivate, die eine unbegrenzte Partizi- pation an Kursgewinnen zulassen, sind sehr teuer. Sie ließen sich mit den Überschüssen nicht finanzieren. Caps und Quoten Werden zur Deckelung Caps eingesetzt, so profitiert der Sparer von der Wertsteigerung des Index nur bis zu einer bestimmten Ober- grenze. Bei einem durchschnittlichen Cap von rund drei Prozent im Monat nimmt der Poli- ceninhaber also jede positive Performance bis zu dieser Grenze mit. Geht die Rendite über drei Prozent hinaus, wird sie abgeschnitten. Verluste hingegen werden voll berücksichtigt. Eine Quote hingegen legt die prozentuale Par- tizipation an der Wertsteigerung des Index fest. Fällt die Entwicklung negativ aus, wer- den auch hier Verluste voll angerechnet. Quoten kommen allerdings seltener zum Einsatz. Von allen Policenanbietern sehen nur die Produkte von Ergo, der Stuttgarter Lebensversicherung, dem Volkswohl-Bund und der Württembergischen eine Quote vor. Eine Sonderstellung nimmt die HDI Leben ein, die weder einen Cap noch eine Quote verwendet. Stattdessen setzt sie für ihre Police ein sogenanntes Multi-Selekt-Konzept ein, das auf Schwankungen an den Kapitalmärkten reagiert. Je höher die Volatilität, desto geringer fällt automatisch die Beteiligung des Kunden am Index aus. Werden Caps oder Quoten verwendet, wird in der Regel einmal pro Monat an einem be- stimmten Bewertungsstichtag die tatsächliche Indexentwicklung mit den Deckelungsinstru- menten abgeglichen. Die Gesamtabrechnung erfolgt nach Ablauf des Zyklus zum Index- stichtag. Sofern die Summe aus den addierten Monatsrenditen positiv ist, wird sie dem bis dahin angesparten Vermögen gutgeschrieben. Mit diesem Log-in-Verfahren ist das Indexjahr abgeschlossen, der Policeninhaber kann erneut entscheiden, ob er für die nächsten zwölf Monate den sicheren Zins nehmen oder auf die Indexentwicklung setzen möchte. Zins, Cap oder Quote werden neu definiert und gelten wiederum für ein Jahr. Deutliche Abweichungen Dabei sollten Berater ihre Kunden immer darüber aufklären, dass die Addition der Monatsrenditen – zumal mit Cap – zu Ergeb- nissen führen kann, die nur wenig mit der Jahresrendite des Index zu tun haben. So hat Assekurata errechnet, dass Inhaber einer Po- lice mit einer Dax-Beteiligung und einem Cap von drei Prozent im wenig volatilen Börsen- jahr 2017 in Summe eine beachtliche Ren- ditegutschrift von 7,2 Prozent erhalten hätten. Diese hätte nur fünf Prozentpunkte unterhalb der annualisierten Dax-Rendite gelegen. Aber: Im Jahr 2015, als es an den Börsen kräftig auf und ab ging, wäre die Sache nach Berechnungen von FONDS professionell ganz anders ausgegangen. So lag die Summe aller Monatsrenditen im Dax bei 11,7 Prozent. Auf Jahressicht betrug das Plus 9,6 Prozent. Der damals bei den Anbietern übliche Cap von 3,7 Prozent pro Monat hätte die Summe Foto: © Assekurata Lars Heermann, Assekurata: „Indexpolicen kommen bei den Beratern vielfach gut an.“ Funktionsweise von Indexpolicen Einmal pro Jahr kann sich der Kunde zwischen sicherem Zins und Indexbeteiligung entscheiden. Kunde wählt: Sichere Verzinsung Index- partizipation Index- partizipation Fiktive Entwicklung: Index steigt oder Index fällt Index fällt Index steigt Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Ertrag aus sicherer Verzinsung kein Ertrag Ertrag aus Indexpartizipation Vertragsguthaben zu Beginn Vertragsguthaben aus Vorjahr Vertragsguthaben aus Vorjahr         Der Versicherer setzt die Überschüsse je nach Kundenwunsch für eine Indexbeteiligung ein oder verzinst sie sicher. Einmal pro Jahr werden die Erträge gutgeschrie- ben. Fällt der Index, geht der Überschuss verloren, das ange- sparte Kapital bleibt jedoch erhalten. Quelle: Assekurata 230 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 fonds & versicherung I indexpolicen

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