FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

nieren hierzulande bisher die fixen Auszah- lungen einer Lebensversicherung. Das ändert sich zusehends, beobachtet Breiting. „Die Kunden tun sich zunehmend schwer damit, ihr Geld lebenslang zu verplanen“, sagt der DWS-Mann. Mit 60 Jahren fühlten sich viele noch zu jung, um eine bis an ihr Lebensende reichende Entscheidung zu treffen. „Immer mehr Menschen schätzen die Fle- xibilität von Entnahmeplänen“, sagt Breiting. Denn anders als bei Zahlung als lebenslange Rente bleibe die Möglichkeit, andere Ausga- ben zu tätigen: etwa die eigene Immobilie aufzuwerten oder die Kinder bei der Ausbil- dung zu unterstützen. Bei Entnahmeplänen fließt das Vermögen in ein Fondsportfolio. Je nach Variante wird ein fixer Betrag oder eine festgelegte Zahl an Fondsanteilen verkauft. Entnahmeplänen wohnt ein grundlegendes Problem inne: Der Anleger kann entweder mit einem festen Betrag rechnen oder mit einer fixen Dauer der Ausschüttungen – jedoch nie mit beidem gleichzeitig (siehe Kasten unten). Einen Ausweg aus dem Dilemma eröffnet ein Import aus dem angelsächsischen Raum: Income-Fonds. Sie wollen hohe Ausschüttun- gen erzielen. Als Vorreiter und einer der größ- ten Vertreter gilt hier J.P. Morgan Asset Ma- nagement. Andere Anbieter zogen nach. Den- noch schwankt die Auszahlungshöhe der mit der Marktlage. Garantien lassen sich im der- zeitigen Umfeld kaum gewähren. Manche Manager gehen daher so weit, Ausschüttun- gen aus der Substanz des Fondsvermögens zu stemmen. „Das ist nicht unsere Philosophie“, wendet etwa M&G-Länderchef Kolitsch ein, „wir wollen die Substanz nicht angreifen, nur um eine Ausschüttung leisten zu können.“ Verlässlichkeit als Grundpfeiler Vorreiter J.P. Morgan AM wiederum ver- weist darauf, dass die regelmäßigen Ausschüt- tungen helfen, Marktschwankungen abzufe- dern. „Denn Dividenden und Zinscoupons können bei sorgfältiger Auswahl und breiter Streuung unabhängig von Marktschwankun- gen ausgezahlt werden“, sagt Jakob Tanzmei- ster, Produktspezialist der Multi-Asset-Solu- tions-Gruppe der Amerikaner. „Da unsere In- come-Fonds stets nur das ausschütten, was der Fonds tatsächlich erwirtschaftet hat, ist das Niveau zwar nicht garantiert“, führt Tanzmei- ster aus. „Doch die Verlässlichkeit der Aus- schüttung ist einer der Grundpfeiler unserer Anlagephilosophie.“ Seit Auflegung des Glo- bal Income Fund vor zehn Jahren sei es dank der äußerst breit gestreuten, flexiblen Multi- Asset-Strategie auch in herausfordernden Marktumfeldern gelungen, das Ertragsniveau auf einem stabilen Niveau zwischen vier und fünf Prozent zu halten. Dem großen Vorbild strebt ein Trio aus Ba- den nach. Die Vorstände der R.I. Vermögens- betreuung, Heiko Hohmann, Bastian Bohl und Peter Ulrik Kessel, haben einen Fonds aufgelegt, der Lücken bei der Altersvorsorge schließen soll. Die zentrale Eigenschaft des RIV Zusatzversorgung ist eine jährliche Aus- schüttung, die nicht nur unabhängig vomAuf Frank Breiting, DWS: „Die Kunden tun sich zunehmend schwer damit, ihr Geld lebenslang zu verplanen.“ Foto: © Goran Andric; Schroders; DWS Charles Neus, Schroders: „Es herrscht immer noch große Scheu davor, in die Kapitalmärkte zu investieren.“ Werner Kolitsch, M&G: „Wir wollen die Substanz nicht angreifen, nur um eine Ausschüttung zu leisten.“ Drei Varianten für Fondsentnahmepläne 1. Auszahlung eines Betrags: Der Anleger erhält eine ver- einbarte Summe im gewählten Rhythmus ausbezahlt, bei- spielsweise 500 Euro monatlich. Der Vorteil ist, dass die Sparer einen festen Betrag einplanen können. Der Nachteil: Offen ist, wie lange der Betrag regelmäßig ausbezahlt werden kann. Denn je niedriger der Marktwert des Fonds, desto mehr Anteile müssen verkauft werden, um die ge- wünschte Summe auszahlen zu können. In einer Baisse- phase reicht das Geld also kürzer, in einer Hausse länger. 2. Auszahlung von Anteilen: Genau andersherum läuft es bei dieser Variante. Hierbei wird regelmäßig eine ver- einbarte Zahl an Fondsanteilen verkauft. Dem Kunden ist also klar, wie lange er Zahlungen erhält. Dafür kann er nicht mit einem festen Betrag rechnen. Solange grundlegende Ausgaben wie Miete, Strom oder Heizung durch eine anderweitige fixe Rente gedeckt sind, erscheint dies weniger problematisch. Über diese Variante lassen sich also gut Extrawünsche wie Urlaube abdecken. Je nach Börsenlage ist dann eben eine teure Fernreise oder nur ein Kurzurlaub drin. 3. Auszahlplan mit Mindestsumme: Speziell für die Ries- terrente gibt es eine weitere Variante. Hier ist für die Aus- zahlungen eine Mindesthöhe festgesetzt. Diese Grundrente wird über eine Garantie gewährleistet, hinzu kommt gege- benenfalls eine Überschussrente. Das Problem hierbei ist, dass der sichere Zins derzeit minimal ist, die Garantie also entsprechend teuer. Neben diesen für Riester eingeführten Plänen wäre noch eine weitere Variante denkbar, die aber bislang praktisch keine Anwendung findet: eine Auszah- lung der Gewinne, die über einer vorab vom Anleger de- finierten Linie liegen – sozusagen ein Abschöpfungsplan, nur ohne Garantie. Bei einem länger anhaltenden Markt- rückgang kann es hier aber dazu kommen, dass keine Auszahlungen stattfinden. 150 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 markt & strategie I income-lösungen

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