FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

zent. Damit haben wir eine signifikante Outper- formance über diesen Zeitraum erzielt, und wir empfehlen ja auch keinem Privatinvestor, nur kurzfristig irgendwo ein- und wieder auszusteigen, sondern erklären ihm, dass es sich um eine mittel- bis langfristige Kapi- talanlage handelt. So kann man auch gegen die Gebühren, die in den Fonds stecken, entsprechend verdienen. Aber natürlich ha- ben auch wir uns insgesamt verändert in dieser Zeit. Heuser: In welcher Hinsicht? Schrieber: Wir bieten inzwischen sogenannte XP-Anteilsklassen an, die nur noch Gebühren in Höhe von 0,6 Prozent haben, natürlich erst ab gewissen Mindestvolumina. Dazu muss man wissen, dass drei Viertel unserer Kunden aus dem Wholesale-Segment beziehungsweise aus dem Bereich institutioneller Kunden stammen, das sind nicht die klassischen Retailkunden. Ich sehe aber durchaus auch die Probleme von Mak- lerpools, denn der Vertrieb muss schließlich be- zahlt werden. Und letztendlich ist es wahrschein- lich in der Produktauswahl wirklich schwierig, auch die wenigen aktiven Manager herauszu- arbeiten, die diesen Mehrwert mittel- bis lang- fristig auch wirklich generieren können. Um aber auf das eigentliche Thema zu- rückzukommen: Zum Glück sind 80 Prozent aller ETF-Kunden institutionelle Investoren, die wissen sollten, was sie tun. Denn für den Privatkunden sehe ich in diesem Zusammenhang schon gewis- se implizite Risiken, wenn selbst Ver- braucherschutzmagazine nur noch über den Preis schreiben und nicht mehr über die latenten Risiken, die in den Produk- ten stecken. Ali Marsawah (Morningstar): Eben wurde zu Recht darauf hingewiesen, dass die Branche nach wie vor in ihrem Geschäftsmodell verharrt. Ich würde so- gar so weit gehen, zu sagen, dass man manchmal das Gefühl hat, die Branche leidet unter dem Stockholm-Syndrom. Weil sie nämlich mit ihrem Geiselneh- mer sympathisiert, also mit dem Ver- trieb, den sie jahrelang gefüttert hat. Wenn man jetzt fragt, ob es diesmal an- ders sein wird, dann würde ich sagen, dass das vielleicht sogar möglich wäre. Sascha Specketer (Invesco): In diesem Zusammenhang ist mir allerdings der Hinweis wichtig, dass wir als Fondsgesellschaf- ten im Grunde in vielerlei Hinsicht unser Pri- cing-Modell oder besser gesagt unsere Preisset- zungsmacht komplett verloren haben. Wir wer- den bei Morningstar mit Preisen von 150 oder 200 Basispunkten ausgewiesen, wir vereinnah- men aber diesen Preis ja gar nicht. Den setzen im Grunde andere für uns an, nämlich unsere Vertriebspartner, die Plattformen und die Depot- banken mit ihrem jeweiligen Anteil an den Ge- samtkosten. Das ist natürlich historisch bedingt, akzeptabel ist es deshalb eigentlich dennoch nicht, denn der Preis, der außen draufsteht, ent- spricht ja gar nicht dem tatsächlichen Erlös für den Mehrwert, den wir mit einem bestimmten Produkt abliefern. Alpha zu liefern ist eine besondere Qualität, die aber nicht angemessen bezahlt und schon gar nicht von dem nach außen hin sichtbaren Preis adäquat abgebildet wird. Bernd Mikosch (FONDS professionell): Wenn die Fondsbranche tatsächlich die Macht verloren hat, den Preis für ihre Produkte festzuschreiben, wäre es dann nicht konsequent, einfach auf ein Direkt- geschäft zu setzen? Die Botschaft wäre: Wenn mir der Vertrieb den eigentlich günstigen Preis kaputtmacht und mir durch Bestandsprovisionen die mögliche Performance zerschießt, dann umgehe ich ihn einfach – und wende mich direkt an die Endkunden. Marsawah: Zu diesem Punkt kurz ergänzt: Es gibt eigentlich nur noch zwei Gesellschaften in Deutschland, die wirklich ein signifikantes Di- rektgeschäft betreiben: die DWS und Fidelity. Alle anderen konnten Ende des letzten Jahrtau- sends und in den ersten Jahren des Millenniums gar nicht schnell genug aus dem Direktkunden- geschäft aussteigen. Machts: Dass so wenige Fondsmanager im Ali Masarwah (Morningstar): „Es gibt eigentlich nur noch zwei Gesellschaften in Deutschland, die ein wirklich signifi- kantes Direktgeschäft betreiben, DWS und Fidelity.“ Thorsten Schrieber (DJE Kapital): „Letztlich bedeutet ein Indexinvestment nichts anderes, als dass ich in die Markt- schwergewichte investiere.“ 98 www.fondsprofessionell.at | 4/2018 roundtable I aktiv/passiv Fotos: © Christoph Hemmerich » Selbst wenn ich nur auf passive Produkte setze, benötige ich doch einen gewissen Ertrag für eine professionelle Umsetzung der Asset Allocation obendrüber. « Thorsten Schrieber, DJE Kapital

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