FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018
mögensverwaltung Lingohr & Partner, der ihn auf die US-Investment-Größen hinweist. Er versorgt ihn mit Lektüre, Fischer arbeitet sich tief ein. Nach dem Ende des Studiums geht Fischer zu Micropal, wird Geschäftsfüh- rer, baut dort eine große Fondsdatenbank auf, erstellt Fondsratings und ruft Preise für Fondsmanager ins Leben. 1998 wird das erfolgreiche Unternehmen von Stan- dard & Poor’s übernommen. Hobby zum Beruf gemacht Fischer wird Geschäftsführer der Stan- dard & Poor’s Fund Services GmbH. Mit Weispfenning steht er immer in Kontakt, wird auch Aufsichtsrat der Shareholder Value Beteiligungen AG, in die sie 1999 ihren gemeinsamen Aktien- club überführen. 2005 hat Fischer in sei- nem Job genug von immer neuen Chefs aus New York, die ihm erklären wollen, wie er zu arbeiten hat. „Da habe ich ge- kündigt, bin als Partner bei Shareholder Value eingestiegen und habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, erzählt er. Für Frank Fischer ist der Beruf bis heute wie ein geliebtes Hobby. Das ist an der Art zu merken, wie detailliert er über einzelne Investments spricht. Und natürlich an der Performance, die der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen in den vergangenen zehn Jahren hinge- legt hat. Seit Anfang 2018 allerdings geht es damit ein wenig nach unten. Hat Fischer Fehler gemacht? „Es gibt immer Fehlinvestments, und dann fragt man sich: ‚Was hast du dir bloß dabei ge- dacht?‘“, sagt er. Performance verhagelt Dieses Jahr hatte er mit der Telecom Italia Pech. Er fand die Forderung des US-Investors Paul Singer interessant, den Wert durch die Abspaltung des Glaserfasernetzes zu steigern. Doch die- ses Projekt liegt vorerst auf Eis. Es ist nicht das einzige Investment, das nicht so lief, wie Fischer es gern gehabt hätte. „Das hat uns ein bisschen die Perfor- mance verhagelt“, erklärt er. Entmutigen lässt sich der Value Investor dadurch aber nicht, dafür macht er seinen Job schon viel zu lange. Zehn Jahre mit dem Frankfurter Aktienfonds, der so groß geworden ist, dass Fischer und sein Team längst nicht mehr nur im deutsch- sprachigen Raum nach Value-Aktien suchen. Auch die Titel sind größer. „In den USA haben wir Aktien wie Tractor Supply oder MSC Industrial gefunden“, sagt Fischer. Trotz der statt- lichen Marktkapitalisierung stehen sie nicht im Fokus von Anlegern, daher sieht er sie als Nebenwerte. Da er nun einen Milliardenfonds be- rät: Möchte er nicht eine Vermögensver- walterlizenz erwerben, später vielleicht eine eigene Kapitalverwaltungsgesell- schaft gründen? Nachgedacht hat er da- rüber zwar schon einmal. „Aber ich glaube, mit dem, was wir tun, schaffen wir am meisten Wert“, sagt Fischer. Daher erscheint es ihm richtig, sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren. Offen und kreativ Nach der kommunikativen Pause im Museums-Café geht es zurück. Fischer ist gleich verabredet. Es wird Zeit, schnell noch die Frage zu stellen, welche Eigenschaften ein Value Investor denn besitzen sollte. „Sitzfleisch und Demut vor den Märkten“, sagt Fischer. Und als auf der Brücke über den Main kräftige Böen von vorn kommen, ergänzt er: „Ich glaube, wichtig ist auch die Fähigkeit, sich gegen den Wind zu stellen.“ Von sich selbst sagt Fischer, seine we- sentliche Eigenschaft sei es wohl, Dinge offen und mit viel Kreativität anzugehen. „Das gibt mir die Möglichkeit, wie ein Miteigentümer zu denken, unternehme- rische Entscheidungen gut beurteilen zu können“, findet er. Auf diese Weise kön- ne er auch mal Risiken eingehen, die an- dere Leute nicht verstehen, weil sie nicht bereit sind, in diese Richtung zu denken. So könne er Value-Chancen ergreifen. „Wenn sie aufgehen, dann lässt das bei mir richtig die Sonne scheinen“, sagt Fischer. Und in diesem Moment sieht es fast so aus, als würden die grauen No- vemberwolken über Frankfurt ein wenig aufreißen. ANDREA MARTENS | FP Beim Gehen lässt es sich besonders gut reden: Impressionen von einem November-Spaziergang – mit Café-Besuch. Besuchen Sie den Vortrag „Die Buffett- Methode“ von Shareholder Value Manage- ment-Portfoliomanager Yefei Lu , der auf Ein- ladung des Finanzbuch Verlags spricht. Anmeldung: www.fondsprofessionell.at WIEN, 6. UND 7. MÄRZ 2019 93 www.fondsprofessionell.at | 4/2018
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