FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

schon seit vielen Jahren ins Tagesgeschäft ein- gebunden. Als stellvertretende Fondsmanager haben sie die Anlagestrategie außerdem be- reits seit geraumer Zeit maßgeblich mitbe- stimmt. Wir bei der DWS sind Teamplayer. Das heißt aber auch: Wenn uns ein Mitglied verlässt, werden wir es adäquat ersetzen. Des- halb werden wir das Team für deutsche Aktien entsprechend verstärken. Ich bin sehr zuver- sichtlich, dass wir in diesem Segment weiter- hin ganz oben mitspielen. Das ist unsere Kernkompetenz, und daran wird auch der Abgang von TimAlbrecht nicht viel ändern. Wie sieht denn Ihre Rolle als CIO mit Blick auf einzelne Fonds aus? Sie geben einerseits die Hausmeinung vor, anderer- seits gibt es den Portfoliomanager, der für seinen Fonds verantwortlich ist. Wie funktioniert dieses Zusammenspiel? Ich gebe nie die Richtung eines einzelnen Fonds vor. Im CIO-Office äußern wir unsere Marktmeinung. Dabei handelt es sich übri- gens nicht um meine persönliche Meinung. Sie wird gemeinsam mit allen Teams erarbei- tet. Wir diskutieren jedes Quartal einen Tag über die Märkte und veröffentlichen anschlie- ßend unsere gemeinsame Sicht. Dieser „CIO- View“ wird dann überall auf der Welt von unserem Haus vertreten. Ein Beispiel: Wenn wir davon überzeugt sind, dass der Dollar weiterhin stark bleibt, mag der Manager eines globalen Fonds das auf verschiedene Weise umsetzen: Er kann auf einen steigenden Dol- lar setzen, er kann die Währung neutral zu seinem Vergleichsindex halten, aber er kann nicht auf einen fallenden Dollar wetten. Er folgt also dem CIO-View, behält aber die nötigen Freiheitsgrade. Wir veröffentlichen beispielsweise auch Einschätzungen zu den verschiedenen Sektoren. Welche Einzeltitel der Fondsmanager dann aber aussucht, bleibt allein seine Entscheidung. Und wenn der Manager den Dollar doch shortet? Dann muss er einen guten Grund dafür nen- nen. Das kann durchaus vorkommen, etwa weil ein institutioneller Investor in seinem Mandat explizit kein Dollar-Risiko haben möchte. Das ist natürlich völlig in Ordnung. Ich sehe in aggregierter Form, welche Posi- tionen vom CIO-View abweichen. Dann kann ich beim Portfoliomanager nachfragen, was es mit diesen Positionen auf sich hat. In den vergangenen Monaten ging es an den Aktienmärkten zunehmend holprig zu. Handelt es sich bei dem jüngsten Ausverkauf an der Börse nur um eine gesunde Korrektur? Oder vielleicht doch schon um den Anfang vom Ende der jahrelangen Rally? Wir haben uns die Frage gestellt, wo wir im Zyklus stehen. Unserer Meinung nach befin- den wir uns in einer späten Phase des Auf- schwungs. Wir können noch keine Rezes- sionstendenzen erkennen. Klar ist aber auch, dass in spätzyklischen Phasen eine höhere Volatilität typisch ist – nichts anderes erleben wir gerade. Im vergangenen Jahr war die Volatilität abnormal niedrig: Wenn Sie 2017 den S&P 500 am ungünstigsten Tag gekauft und am ungünstigsten Tag wieder verkauft hätten, wäre der Verlust nur bei drei Prozent gelegen. Das gab es noch nie, und das wird so schnell auch nicht mehr passieren. Am Aktienmarkt sind Rücksetzer um mehr als fünf Prozent, wie wir sie zuletzt gesehen haben, völlig normal. Wir haben unsere Wachstumsprognose für das kommende Jahr leicht nach unten korrigiert, aber nicht stark, denn die Fundamentaldaten sind recht robust. Eine Rezession erwarten wir nicht. Wir sind vielmehr zuversichtlich, dass auch 2019 mit Aktien Geld zu verdienen sein wird. Diese guten Fundamentaldaten treffen aber auf zahlreiche politische Risiken. Absolut. Nehmen Sie nur den Brexit. Um bloß eine Zahl zu nennen: Die EU und Groß- britannien müssen etwa 750 bilaterale Ver- träge verhandeln. Selbst wenn die Übergangs- phase bis 2020 kommt, bedeutet das immer noch einen Vertrag pro Tag. Ich frage mich, wie realistisch das ist – und das fragen sich die Märkte natürlich auch. Der Streit um das Budgetdefizit Italiens wird uns noch eine Weile begleiten. Hinzu kommt das Damokles- schwert des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Nicht zu vergessen die Pro- bleme in einigen Schwellenländern, etwa der Türkei. Die Märkte versuchen gerade, eine Balance zwischen den guten Fundamental- daten auf der einen und den politischen Risi- ken auf der anderen Seite zu finden. In den USA beschert Donald Trump der ohnehin boomenden Konjunktur mit sei- nen Steuergeschenken einen zusätzlichen Kick. Sorgt das im Endeffekt dafür, dass der nächste Abschwung umso schärfer ausfallen wird? Stefan Kreuzkamp: „Natürlich kann kein noch so guter Fondsmanager immer outperformen. Sie müssen den Topleuten auch mal eine gewisse Zeit geben, um unter Beweis zu stellen, dass ihre Anlageideen aufgehen.“ » Deutsche Aktien sind unsere Kernkompetenz. Daran wird auch der Abgang von Tim Albrecht nicht viel ändern. « Stefan Kreuzkamp, DWS Foto: © Christoph Hemmerich markt & strategie I stefan kreuzkamp | dws 86 www.fondsprofessionell.at | 4/2018

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