FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018
Dividende, der größte Fonds Ihres Hauses. Da muss ich sofort Widerspruch einlegen. Die Performance des Fonds war 2017 vergleichsweise schwach. Rechnet man das Luxemburger Pendant dazu, haben Anleger in den ersten acht Monaten dieses Jahres fast drei Milliarden Euro aus dieser Strategie abgezogen. Das ist zu erklären mit der großen Sektorrotation, die wir in den ver- gangenen anderthalb Jahren an den Märkten gesehen haben: Raus aus dividendenstarken „Langweiler- aktien“, rein in Wachstumstitel. Technologiewerte wie Facebook, Amazon oder Netflix haben eine sagenhafte Rally hinter sich, die zu- lasten der klassischen Dividenden- aktien ging. Das hat aber rein gar nichts mit dem Fonds zu tun. Ich habe lange mit unserem Portfolio- management gesprochen – und wir haben uns dazu entschlossen, das Konzept in keiner Weise zu verän- dern. Stellen Sie sich vor, wir hätten in diesen Fonds Titel wie Netflix oder Amazon gekauft. Dann hätten wir Prin- zipien wie Produktklarheit und Produktwahr- heit verletzt. Das wollen wir nicht tun. Zuletzt zeigte sich, dass das die richtige Entscheidung war, denn der Trend hat sich bekanntlich umgedreht: Während die Tech-Aktien deutlich korrigierten, waren die dividendenstarken Aktien wieder gefragt. Seit Jahresbeginn liegt der DWS Top Dividende nach wie vor deut- lich im Plus, anders als die Leitindizes am deutschen oder amerikanischen Markt. Die Performance des Fonds ist gut. Obwohl der Fonds seit Jahresbeginn wieder obenauf liegt, verabschieden sich die Anleger. Wie ist das zu erklären? Stellen Sie sich vor, Sie steuern einen großen Tanker über das Meer und hauen die Bremse rein. Das Schiff braucht einige Meilen, bis es zum Stehen kommt. Dieses Bild hilft, glaube ich, die Situation zu verstehen. Ähnliches gilt wohl für den DWS Con- cept Kaldemorgen: Der Fonds hat seit Jahresbeginn gut eine Milliarde Euro verloren, obwohl er knapp im Plus liegt, was den wenigsten Mischfonds gelang. Klaus Kaldemorgen setzte eine Anlagestrate- gie um, die wir in vielen Fonds hatten: Er baute auf einen steigenden US-Dollar. Wie wir inzwischen wissen, war diese Idee richtig – sie ging nur im ersten Halbjahr nicht auf. Glauben Sie, das Geld kommt zurück? Klar ist, dass der DWS Concept Kaldemorgen seit Jahresbeginn gerechnet mittlerweile mit Abstand vor seinen Mitbewerbern liegt. Wenn das kein Argument ist, weiß ich auch nicht. Natürlich kann kein noch so guter Fonds- manager immer outperformen. Sie müssen den Topleuten auch mal eine gewisse Zeit geben, um unter Beweis zu stellen, dass ihre Anlageideen aufgehen. Klaus Kaldemorgens Fonds hat sich zuletzt wieder brillant ent- wickelt. Er weiß ganz genau, was er tut. Die DWS hat sich einen sehr guten Ruf bei deutschen Aktien erarbeitet, musste zuletzt aber zwei prominente Abgänge hinnehmen. Anfang 2017 verließ Henning Gebhardt Ihr Haus Richtung Berenberg, im Januar folgt ihm TimAlbrecht nach. Sie haben bereits kommuniziert, dass Christoph Ohme den DWS Deutschland und den Investa übernehmen wird und Hansjörg Pack den DWS Aktien Strate- gie Deutschland. Doch wie wird der Übergang konkret aussehen? Christoph Ohme und Hansjörg Pack haben die Fonds schon übernommen. Wir haben Tim Albrecht Ende September freigestellt – das ist auch das normale Vorgehen in einer Fondsgesellschaft. Die Übergabe lief rei- bungslos, schließlich sind die beiden Kollegen eines einzelnen Fonds vor“ » Die Abflüsse sind bedauerlich, aber wichtig ist, dass wir unsere Margenziele halten konnten. Die Aufbruchstimmung im Haus ist immer noch zu spüren. « Stefan Kreuzkamp, DWS 85 www.fondsprofessionell.at | 4/2018
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