FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

bei präsentieren einzelne Analysten nicht nur wichtige Ergebnisse zu Einzelwerten oder Branchen, es werden auch die für den jewei- ligen Tag relevanten Themen zu den Aktien- und Bondmärkten sowie zu den Makrotrends besprochen. Die Integration aller drei Berei- che ist bei Carmignac aus meiner Sicht ein- zigartig, da wir siloartige Strukturen, wie sie bei vielen anderen Asset Managern zu be- obachten sind, vermeiden, wodurch alle Beteiligten wichtige Erkenntnisse aus der je- weils anderen Assetklasse oder dem Makro- Research erhalten. Heuser: Geben Sie uns ein Beispiel? Older: Als es im Oktober zu deutlichen Kurs- rückgängen an den Aktienmärkten kam, ha- ben auch wir uns natürlich die Frage gestellt, ob wir es lediglich mit einer zu erwartenden Korrektur zu tun haben oder ob daraus ein wirkliches Problem entstehen könnte bezie- hungsweise ob daraus eventuell sogar der Anfang einer Rezession abzuleiten wäre. Im Dialog mit den Kollegen der Bondseite sind wir zu dem Schluss gekommen, dass hier zunächst keine größeren Gefahren für die Aktienmärkte zu erwarten sein werden ange- sichts der Tatsache, dass sich die High-Yield- Spreads an den Anleihenmärkten noch weit- gehend unterhalb des Durchschnitts der letz- ten drei oder vier Jahre bewegen. Moeller: Die Erfahrung zeigt aber, dass es gerade bei solchen Co-Management-Struk- turen einer klaren Zuordnung der Verant- wortlichkeiten bedarf. Wie ist das in Bezug auf den Carmignac Patrimoine gelöst? Older: Ich stimme Ihnen uneingeschränkt zu. Deshalb war mir von Anfang eine solch klare Zuordnung besonders wichtig. Ich bin kein Freund von Strukturen, in denen es Potenzial für Konflikte gibt, deshalb muss man eine verlässliche Basis haben, auf der sich nach- vollziehen lässt, was gut oder schlecht gelau- fen ist. Dazu braucht es meiner Ansicht nach eine klare Messung in Bezug auf die Per- formanceattribution der einzelnen Segmente eines Fonds, weil sich nur damit zeigen lässt, wer für entsprechende Gewinne oder Verluste verantwortlich ist. Heuser: Wie wird sich diese Neuaufstellung in den Investments der beiden Fonds niederschlagen? Older: Unsere Anleger dürfen erwarten, dass wir künftig weniger versuchen werden, vor allem Performance aus der Umsetzung von Erkenntnissen aus der Makroanalyse zu erzie- len. Die Probleme der jüngeren Zeit sind ja vor allem aus Währungswetten sowie Anla- gen in den Emerging Markets und Rohstoffen entstanden. Daher wird man künftig keine großen Varianzen unseres Währungsexposures im Vergleich zur Benchmark mehr sehen. Wenn wir natürlich etwa eine deutliche Schwäche beim US-Dollar erwarten, werden wir auch künftig entsprechende Absicherun- gen im Fonds installieren, allein schon weil der größte Teil unserer Anleger in Euro denkt und handelt. Gleichzeitig werden wir im Aktienbereich sehr viel stärker auf fundierte Einzelanalysen von Unter- nehmen und Branchen setzen. Denn nur die tiefe Kenntnis einzelner Unter- nehmen und der Themen, die für diese von Bedeutung sind, ermöglicht ein erfolgreiches Investment. Und für die Sektorallokation werden wir auch künftig einen Top-down-Ansatz als Ausgangspunkt verwenden, weil in unterschiedlichen Zyklen des Marktes auch in Zukunft unterschiedliche Branchen stärker oder eben weniger stark profitieren werden. Es wird jedoch noch eine gewisse Zeit dauern, bis all diese Maßnah- men in zwei milliardenschweren Fonds wie dem Patrimoine oder dem Investissement end- gültig umgesetzt sein werden, um sich ent- sprechend in wieder besseren Ergebnissen niederzuschlagen. Heuser: Zumal die deutliche Korrektur im Oktober beiden relativ hoch in Technolo- giewerten investierten Fonds noch einmal deutlich zugesetzt hat. Older: Auch die starke Korrektur im Oktober ändert nichts daran, dass der Technologie- sektor auch künftig die einzige Branche sein wird, in der es vor dem Hintergrund einer sich insgesamt abschwächenden globalen Kon- junktur noch ein Gewinnwachstum von zum Teil 30 oder 40 Prozent, bei einigen Unter- nehmen sogar von 60 oder 70 Prozent geben wird. Nur werden Investoren sehr viel stärker auf die Bewertung einer Aktie achten. Auf diese veränderte Gemengelage an den Märk- ten haben haben wir bereits reagiert. Wir ha- ben zum Beispiel einen vor der Korrektur mit einem KGV nahe 70 extrem hoch bewerteten Titel wie Amazon schon Anfang September aus beiden Fonds verkauft. Wir haben zudem die Portfolios insgesamt auf Investments in Werte umgestellt, die unserer Erwartung nach auch in Zukunft hohe Gewinne generieren können, die aber eine akzeptable Bewertung aufweisen und in der Lage sind, sich David Older: „Wir haben die Portfolios insgesamt auf Investments in Werte umgestellt, die unserer Erwartung nach auch in Zukunft hohe Gewinne generieren können.“ 60 www.fondsprofessionell.at | 4/2018 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör » Es ist in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, als eine Art multidimensionaler Guru an den Märkten zu agieren. « David Older, Carmignac KREUZ VERHÖR Alle Fotos: © Tom Birtchnell

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