FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018
Aktienteam Carmignac bis dahin ja unzweifelhaft überdurchschnittliche Anlageergebnisse sowohl im Inves- tissement als auch im Patrimoine er- zielt hatte. Das war möglich, weil beide Fonds in Bezug auf ihre Ak- tienanlagen bis dahin nach einem makrogetriebenen Top-down-Ansatz gemanagt wurden. Aber gerade für auf solche Makrothemen ausgerich- tete Fondsmanager ist es in den ver- gangenen Jahren immer schwieriger geworden, konsistente Erträge zu er- zielen. In immer stärker von einem computergesteuerten Handel gepräg- ten Märkten gibt es heute einfach nicht mehr jene Signale, die früher die Basis für entsprechend erfolg- reiche Top-down-Entscheidungen gewesen sind. Das hat es natürlich auch für die Fonds von Edouard Carmignac immer schwerer ge- macht, an frühere Erfolge anzuknüpfen. Jake Moeller (Lipper): Wie sieht Ihr Ansatz aus, und wie geht es konkret weiter? Older: Ich habe vor meinem Antritt bei Carmignac zwölf Jahre lang als Hedgefonds- manager in New York gearbeitet. In dieser Zeit habe ich meinen eigenen Ansatz ent- wickelt, der durch eine sehr stark auf die Mikroanalyse einzelner Unternehmen und Branchen ausgerichtete Bottom-up-Strategie gekennzeichnet ist. Dabei kann man sich nicht auf ein am Markt verfügbares Sell-Side-Re- search stützen, das reicht nicht aus. Es kommt vielmehr darauf an, durch entsprechendes eigenes Primärresearch möglichst tief in die Analyse einer einzelnen Aktie und des dahin- ter stehenden Unternehmens einzusteigen. Moeller: Aber dafür waren doch bei Car- mignac gar nicht die entsprechenden per- sonellen Ressourcen vorhanden. Older: Das ist richtig, deshalb haben wir in der jüngeren Zeit unser Analystenteam in ver- schiedenen Sektoren deutlich aufgestockt. Am Anfang waren dabei die ursprünglich von mir verantworteten Bereiche für Carmignac auch eine Art „Testgelände“. Als man gesehen hat, dass die Ergebnisse – etwa speziell im Tech- nologiebereich – nicht nur nominal, sondern auch in Bezug auf die Alphagenerierung durchaus erfreulich waren, haben wir begon- nen, diesen Ansatz auch auf andere Markt- bereiche wie Emerging Markets, europäische Aktien und Rohstoffe zu übertragen mit dem Ziel, die Ertragssituation beider Fonds insge- samt zu verbessern. Heuser: Bisher scheint das noch nicht so recht gelungen zu sein. Older: Natürlich sind auch wir speziell von der jüngsten Korrektur noch einmal böse überrascht worden. Anhand der Detailanalyse zum Performancebeitrag einzelner Bereiche können wir aber wie gesagt schon heute in bestimmten Sektoren gute Ergebnisse vor- weisen. Und ich bin zuversichtlich, dass es in meiner neuen Rolle als Fondsmanager des Investissement und als Co-Manager des Patrimoine gelingen wird, auch die gesamte Ertragssituation beider Fonds wieder deutlich zu verbessern. Moeller: Ging es bei Ihrer Verpflichtung auch darum, die holistischen Fähigkeiten, die Hedgefondsmanager oft auszeichnen, für Carmignac nutzbar zu machen? Older: Das wohl weniger. Zum einen muss man heute auch als Hedgefondsmanager sehr viel stärker auf einzelne Werte und Branchen fokussieren. Nicht umsonst ist es in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, als eine Art multidimensionaler Guru an den Märkten zu agieren. Wie gesagt, dazu fehlen heute entspre- chende Signale, auf die man setzen könnte. Es ging tatsächlich darum, den Investmentprozess speziell im Aktienbereich durch eine stringente Bot- tom-up-Orientierung auf neue Bei- ne zu stellen, ohne dabei die lang- fristige und insgesamt top-down- geprägte Ausrichtung aus den Au- gen zu verlieren. Heuser: Wie muss man sich die künftige Aufgabenteilung in einem Mischfonds wie dem Car- mignac Patrimoine denn konkret vorstellen? Older: Meine Kollegin Rose Ouahba, die den Fonds gemeinsam mit Edouard Carmignac und Frédéric Leroux gemanagt hat, wird mit ihrem gesamten Analystenteam unverändert auch künftig für das Management des Anlei- henbereichs verantwortlich zeichnen. Das Ak- tienmanagement steht wie gesagt unter meiner Leitung, während Edouard Carmignac selbst eine eher klassische CIO-Rolle übernehmen wird. In dieser Funktion wird er nicht nur die nach wie vor für das Management dieses Fonds bedeutenden Top-down-Entscheidun- gen und Makrotrends in die Strategie einbrin- gen, sondern auch für das Risikomanagement, eventuelle Overlays und das Währungshed- ging verantwortlich sein. Er wird dabei auch künftig von Frédéric Leroux als Leiter des Cross-Asset-Teams bei Carmignac unterstützt. Denn für einen auf absoluten Ertrag aus- gerichteten Fonds ist es nach wie vor ent- scheidend, gerade Makrothemen wie etwa den Handelkonflikt zwischen China und USA, das Brexit-Thema, aber auch die weitere Entwicklung in Italien und beim US- Dollar sowie die amerikanische Zinsentwick- lung sehr genau imAuge zu behalten. Moeller: Wie funktioniert dabei von Lon- don aus die Kommunikation mit Ihren Kollegen, die allesamt in Paris arbeiten? Older: Abgesehen von regelmäßigen gemein- samen Meetings in Paris oder hier in London findet an jedem Börsentag eine gemeinsame Videokonferenz mit allen Kollegen statt. Da- David Older: „Anhand der Detailanalyse zum Performancebeitrag einzelner Bereiche können wir schon heute in bestimmten Sektoren gute Ergebnisse vorweisen.“ 58 www.fondsprofessionell.at | 4/2018 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör KREUZ VERHÖR » Wir haben in der jüngeren Zeit unser Analystenteam in verschiedenen Sektoren deutlich aufgestockt. « David Older, Carmignac Alle Fotos: © Tom Birtchnell
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