FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018
zeigt. Aber nicht nur dort: In Deutsch- land gibt es schon länger Banken, die damit auch direkt im Vertrieb experi- mentieren (FONDS professionell be- richtete): Kreditkunden können zum Beispiel mit der Datenbrille noch nicht gebaute Häuser betreten. Und Bedenken von Fondskunden können überwunden werden, wenn man ihnen die Assets, in die investiert wird, virtuell vor Augen führt. Derartiges haben die Volksbanken in Österreich noch nicht vor. Werben um junge Berater Der Sektor setzt das VR-Coaching zuvorderst als Blickfang für Jobkandidaten ein. Gerald Fleischmann, Generaldirektor des sektoralen Zentralinstituts Volksbank Wien, hat die Brille ausprobiert und für gut befun- den: „Das ist schon was anderes. Die jungen Leute suchen genau so was“, fasst Fleisch- mann seinen Eindruck zusammen. „Wir müs- sen uns im Wettbewerb abheben. Es ist schwierig, gute junge Mitarbeiter zu finden“, so Fleischmann. Man müsse schauen, wie man möglichst hohe Vielfalt in die Ausbil- dung bringt. Das gilt nicht nur für die Volksbanken. Ein bisschen mehr Science-Fiction würde keinem der heimischen Geldhäuser schaden. Die attraktiven Arbeitgeber am Finanzmarkt heißen heute Fintech oder Start-up – und das obwohl deren Arbeitskonditionen häufig kei- neswegs „hip“ sind. Das Image des Bankjobs hingegen – früher beliebt, weil sicher – ist bei der jungen Generation angeschlagen. Das sah man kürzlich etwa an der Klage der Salzbur- ger Banken und Versicherungen. Sie gingen mit einem Appell an die Öffentlichkeit, weil in der Region 200 Mitarbeiter fehlen. Die Banken beklagen gern, die Finanzkrise sei Schuld am Prestigeverlust unter den jungen Leuten. Sie tragen aber wohl auch selbst dazu bei: Dem Filialsterben stehen bis heute gerade in Österreich kaum innovative IT-Lösungen gegenüber, mit denen sich ein Digital Native immer schon gern beruflich identifizieren wollte. Keine Angst vor Übelkeit Bevor es bei den Volksbanken nun mit dem VR-Coaching losgeht, werden acht bis zehn Ausbilder aus dem Pool der Volksbanken-Verbunds-Trainer auf VR geschult. Denn jede Sitzung wird ver- pflichtend begleitet. Zum einen beeinflusst der Trainer über einen Laptop den Fortlauf der Geschichte und erteilt dem Schüler fachliche Auf- gabestellungen, die zwischendurch auch in der realen Welt gelöst werden müssen. Zum anderen überwacht der Coach Reaktionen auf die virtuelle Umge- bung: Diese kann Symptome wie Übelkeit („Simulator Sickness“) oder emotionale Belastungen auslösen. In einem wissenschaft- lich begleiteten Pilotprojekt mit acht Volksban- kenberatern im vergangenen Halbjahr seien aber nur positive Effekte in Erscheinung ge- treten, erläutert Czak-Pobeheim – etwa eine messbar erhöhte Lernwirkung. „Gefahrenhinweis“ an Gamer Der wichtigste Gefahrenhinweis geht denn nach dem Selbsttest an passionierte Video- gamer: Wer hobbybedingt gern mit der Play- station-Datenbrille im Weltall an fremden Planeten vorbeischrammt, um Flugobjekte feindlicher Armeen mit einem Lasergeschoss zu ärgern, wird mit der Schulungsbrille herb ausgebremst. Statt in der Milchstraße landet man nämlich in einer Filiale auf der Wiener Mariahilfer Straße. Der Spaßfaktor ist für eine Schulungsanwendung aber dennoch ziemlich hoch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP Volksbank-Akademie-Chefin Barbara Czak-Pobeheim setzt auf emotional erlebbares Lernen. Volksbank-Wien-Chef Gerald Fleischmann hat die Brille, die ihm seine Akademie vorschlug, probiert. Volksbank-Wien-Generaldirektor Fleischmann (M.) betrachtet auf der Leinwand zweidimensional, was Czak-Pobeheim in 3-D erlebt. Christoph Schmidt-Martensson, CEO von Create.21st century: Das Unternehmen ist der Technikpartner. » Wir müssen uns im Wettbewerb abheben. Es ist schwierig, gute junge Mitarbeiter zu finden. « Gerald Fleischmann, Volksbank Wien 231 www.fondsprofessionell.at | 4/2018
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