FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

Konten auf einen Blick aussehen. Spannend wird, wie die Use Cases ausfallen. Wenn nur 24 Prozent der Befragten in Österreich sagen, sie würden die Daten teilen, dann ist es realis- tisch vielleicht ein Bruchteil, weil ja noch der Trägheitseffekt dazukommt. Es stellt sich trotzdem die Frage, ob die Banken überhaupt auf PSD II warten müssten. In Norwegen zum Beispiel wurde die Bezahl-App Vipps der DNB innert kürzester Zeit Nummer eins am Markt. Alle norwegischen Banken sind beteiligt. Deren Argument: Sie wollen sich vereint gegen den internationalen Fintech-Wettbewerb wappnen. Das klappt in Österreich nicht. Vielleicht hängt nicht alles von der Bereitschaft der Kunden ab, sondern auch einiges von der Trägheit der Banken. Kaucic: Noch bekannter sind vielleicht Däne- mark mit MobilePay oder Swish in Schwe- den. Swish ist vielleicht der erfolgreichste Fall, wo sich die Banken zusammengetan haben und damit im Jahr 240 Millionen Transaktionen bei zehn Millionen Schweden haben. Natürlich sind in den nordischen Län- dern die Kunden digitaler. Aber trotzdem kann man sagen, was diese Länder besser ma- chen, ist die Zusammenarbeit innerhalb des Bankensektors. Man kennt das Problem auch aus Deutschland, wo es nicht funktioniert, eine landesübergreifende Initiative zu schaffen. Die Schweizer Banken sind da auch viel bes- ser unterwegs mit der gemeinsamen Bezahl- App Twint. Da kann man sicher lernen. In Österreich gibt es seit 2017 „Zoin“. Es haben nicht alle Banken mitgemacht, und man hat nicht mehr viel davon gehört. Ebenso beim Thema digitale Identität, das Schweden schon seit 2003 aktiv betreibt (Banken geben einen Identifizierungscode aus, mit dem Verträge unterschrieben werden können, Anm.). Das ist nur sinnvoll, wenn das ganze Land mit- macht, da gibt es in Österreich auch wenig. Chikova: Man muss aber sagen, die Mentali- tät in den Nordics ist eine ganz andere. Man kann in der Kirche mit der Karte zahlen, wenn man spenden möchte, es gibt einfach ein Konsumentenverhalten, wo man als Bank an einem Strang ziehen kann. Welchen Effekt hat die PSD II auf Dienstleistungen abseits des Zahlungs- verkehrs? Wie sieht es mit Vermögens- beratern, Versicherungs- oder Kredit- vermittlern aus? Kaucic: Wir haben dazu vor dem Interview ein intensives Brainstorming gemacht. Der reine Zahlungsverkehr oder die Bezahl-Apps, das sind ja alles Themen, mit denen eine Bank per se kein Geld verdient. Bei Swish hat man über 200 Millionen Transaktionen, wo man kein Geld verdient. Die Banken agieren hier gemeinschaftlich, weil sie die Transak- tionsdaten wollen. Sie können dadurch die Kunden besser verstehen und ihnen bessere Angebote machen. Im Kreditgeschäft und beim Versicherungsthema gibt es bereits An- wendungsfälle. Das Spannende oder Wesent- liche ist dabei immer der Onboarding-Prozess nur das Preisschild “ » Man muss in einer Industrie, wo man keine physischen Assets hat, sondern IT und Menschen, mehr in Dienstleistungen und Lösungen denken. « Daniela Chikova / Achim Kaucic, A.T. Kearney 225 www.fondsprofessionell.at | 4/2018

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