FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

Wie sieht es langfristig aus? Könnte es auch wieder zu einer Ausweitung kom- men, wenn sich die Gesellschaften mit Mifid II komfortabler fühlen? Ich glaube, der Marketingzugang, aus 200 Fonds auszuwählen, ist regulatorisch bedingt nicht mehr möglich. Aber es ist eine Frage des Vertriebswegs. In unserer Ausschließlich- keitsorganisation (gebundener Vertrieb, Anm.) setzen wir stark auf Investmentfonds, die das ganze Investmentuniversum abdecken, Stich- wort Dachfonds. Bei speziellen Vertriebs- partnern wie Privatbanken oder Vermögens- beratern, die bei der Fondsgebundenen andere Anforderungen stellen, kommt es darauf an, ob es sich für uns rechnet. Die Generali hat in Deutschland 2017 alle Lebenspolizzen verkauft und damit Aufsehen erregt. Halten Sie einen ähn- lichen Schritt eines Anbieters in Öster- reich für denkbar? Die Gedanken anderer Vorstände kenne ich nicht. Man muss aber sagen, es gibt Unter- schiede zwischen Österreich und Deutschland, wo sehr viel länger hohe Rechnungszinssätze verkauft wurden – die berühmten vier und spä- ter drei Prozent. Auch die durchschnittliche Vertragslaufzeit ist in Deutschland viel länger, das heißt, die hohen Rechnungszinssätze lasten dort sehr viel länger auf den Versicherern. Wir sind ganz weit davon entfernt, Bestände an Abwicklungsgesellschaften zu verkaufen. Aus mehreren Gründen: Ich stelle mir das als Erstes vertrieblich schwer vor, als Kompositversiche- rer zu einem Kunden zu gehen und zu sagen: „Ich habe mit dir eine Wagenburg an Versiche- rungen aufgebaut, und jetzt bricht ein Wagen heraus. Das Segment geht jetzt zur Abwick- lungsgesellschaft.“ Zweitens würde ich auch das Thema Aktienrecht beleuchten. Dieser Verkauf der Bestände ist stark getrieben davon, Kapital freizubekommen. Eine Lebensversiche- rung bindet natürlich viel Kapital, gerade unter Solvency-II-Bedingungen. Aber es geht ja nicht nur um den Shareholder. ImAktienrecht muss man auch mehrere Stakeholder („Anspruchs- gruppen“, Anm.) berücksichtigen – Kunden, Mitarbeiter, es gibt eine gesellschaftliche Ver- antwortung etc. Mit anderen Worten: Wenn du auf der Kapitalseite kein Problem hast, sehe ich überhaupt keinen Ansatzpunkt, die Lebens- bestände zu verkaufen. Ich glaube sogar, dass wir eher eine Renaissance in der Lebensver- sicherung sehen werden. Die Fusion der Wiener Städtischen mit der S Versicherung ist jetzt im Firmen- buch eingetragen … Das war viel Arbeit … (lacht) …War es keine Erleichterung, dass die S Versicherung schon lange großteils zur darität wünschen “ » Wir sehen im Übrigen, dass die Fondsgebundene wieder im Kommen ist. « Mag. Robert Lasshofer, Wiener Städtische 167 www.fondsprofessionell.at | 4/2018

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