FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

erwartet kommt, dann stehen dort große Kurs- verluste ins Haus. Nach dem deutlichen Ren- diteanstieg halten wir US-Staatsanleihen mit kurzer und mittlerer Laufzeit wieder für attraktiv. Sie werfen in Dollar eine Rendite von knapp drei Prozent ab und haben Kurs- steigerungspotenzial, wenn die Aktienmärkte einbrechen. Ansonsten bevorzugen wir US- Hypothekenanleihen und inflationsgeschützte Anleihen. Insgesamt geht es in der Spätphase des Zyklus um Kapitalerhalt – große Kurs- steigerungen sind in dieser Phase angesichts der hohen Bewertungen und der steigenden Rezessionsgefahr nicht mehr zu erwarten. Die Rendite von US-Anleihen mag ver- lockend erscheinen. Die meisten Euro- päer rechnen allerdings in Euro. Und der Schutz vor Devisenverlusten ist wegen der hohen Zinsdifferenz so teuer, dass von den Kupons nach der Wäh- rungsabsicherung kaum etwas übrig bleibt. Welche Alternativen bleiben einem Euro-Anleger? Auch wenn die Währungsabsicherung den Renditevorsprung weitgehend auffrisst, kön- nen Investments in US-Anleihen noch Sinn ergeben, da sie im Rezessionsfall größere Kursgewinne versprechen als die bereits sehr teuren Bundesanleihen. Außerdem sollten sich Euro-Anleger überlegen, ob sie wirklich alle Fremdwährungspositionen absichern wollen: Ein Korb von höher verzinslichen Währungen kann ein Portfolio zusätzlich diversifizieren. Der Renditeanstieg an den Rentenmärk- ten, gepaart mit den ruckeligen Aktien- börsen, brachte in den vergangenen Monaten viele klassische Mischfonds ins Schleudern. Welche neuen Konzepte tau- gen womöglich als Alternative? Wir empfehlen global diversifizierte, sehr flexible Strategien im Anleihen- oder Asset- Allocation-Bereich, die die gesamte Band- breite der Assetklassen nutzen können, ein- schließlich der Schwellenländer. Außerdem gibt es quantitative Strategien, die Portfolios zusätzlich diversifizieren können. Ein Auslöser des jüngsten Kursrutsches waren die Turbulenzen rund um Italien, die urplötzlich die Schuldenkrise zurück ins Bewusstsein der Investoren gebracht haben. De facto ist die Staatsverschul- dung fast aller Industriestaaten auf Dauer nicht tragfähig. Wie kann Ihrer Meinung nach die Lösung dieses Pro- blems aussehen? Ein Staatsbankrott in den Industriestaaten steht auf absehbare Zeit trotz der hohen Ver- schuldung nicht ins Haus. Zum einen können die vermögenden Privathaushalte herange- zogen werden, zum anderen werden die Re- gierungen den Notenbanken weiter den Arm verdrehen, um die Zinslasten niedrig zu hal- ten. Die „Lösung“ ist also ein weiteres Durch- wursteln, weil die Alternative – ein Schulden- schnitt – unabsehbare Folgen für das Finanz- system und die Wirtschaft hätte. Welche anderen potenziellen Krisen soll- ten Investoren Ihrer Meinung nach auf dem Schirm haben? Da wäre zum einen ein ausgewachsener Han- delskrieg zu nennen, der uns in die Stagflation führen könnte, zum anderen ein mögliches Auseinanderbrechen des Euro – ausgelöst von Italien. Abgesehen davon besteht auf mittlere Sicht die Gefahr, dass der Linkspopulismus erstarkt, der auf deutlich stärkere Umvertei- lung, Regulierung und Verstaatlichung setzt. Hätten die Notenbanken überhaupt noch genügend Munition, um einer neuerlichen Krise Herr zu werden? Die Fed baut ja gerade wieder Munition auf, indem sie die Zinsen anhebt und ihre Bilanz schrumpft. Die EZB wird allerdings in der nächsten Krise relativ wenig Spielraum bei Zinsen und Anleihenkäufen haben. Sie kann zwar den Banken unbegrenzt Geld zur Ver- fügung stellen und zum Beispiel neben Un- ternehmensanleihen auch Aktien ankaufen, wie die Bank von Japan das tut. Der Realwirt- schaft wird das allerdings wenig helfen. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH | FP Joachim Fels: „Wenn Trump einen ausgewachsenen Handelskrieg mit China anzettelt und dann auch noch mit den angedachten Zöllen auf Autos ernst macht, könnte die nächste weltweite Rezession schon 2019 ins Haus stehen.“ » Auf längere Sicht wird China das Ruder als dominierende Wirtschaftsmacht übernehmen. Das ist angesichts seiner Größe und der marktwirtschaftlichen Öffnung unausweichlich. « Joachim Fels, Pimco Foto: © Axel Köster Verpassen Sie Anfang März nicht den Vortrag von Pimco-Portfoliomanager Andrew Bosomworth auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien. Anmeldung: www.fondsprofessionell.at WIEN, 6. UND 7. MÄRZ 2019 markt & strategie I joachim fels | pimco 128 www.fondsprofessionell.at | 4/2018

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