FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

Foto: © blende11.photo | stock.adobe.com D ie von vielen befürchtete große Kor- rektur der Aktienmärkte blieb auch in der jüngsten Marktschwächephase im Oktober erneut aus. Rechtzeitig zum Welt- spartag stabilisierten sich Dax, S&P 500 und Co. ein weiteres Mal. Niemand kann seriös vorhersagen, ob die Börsen in den vor uns lie- genen Jahren tendenziell steigen oder fallen werden, dennoch gibt es eine Reihe von Ein- flussfaktoren, die die Wahrscheinlichkeit, dass der Großteil der seit 2009 laufenden Auf- schwungphase eher hinter als vor uns liegt, erhöhen. Der Umstand, dass institutionelle In- vestoren in jüngerer Zeit verstärkt in „Liquid Alternatives“ investieren, zeigt, dass profes- sionelle Anleger beginnen, vorsichtiger zu werden. Liquid Alternatives ist ein Sammel- begriff für alternative Anlagestrategien, die in täglich handelbare Fondsprodukte verpackt sind, man könnte sagen: Hedgefondsstrategien im UCITS-Mantel. Während es für den öster- reichischen Markt keine verlässlichen Zahlen gibt, zeigt ein Blick nach Deutschland, dass wir es hier nicht mit einem Nischenthema zu tun haben. Bei unseren Nachbarn stieg das Volumen der Fonds im ersten Halbjahr 2018 um knapp sechs Prozent auf 276 Milliarden Euro. Getrieben wird die Nachfrage, so berich- tet die Investmentgesellschaft Lupus Alpha in einer kürzlich veröffentlichten Studie, von institutionellen Anlegern, auf die mehr als 70 Prozent der Mittelzuflüsse entfallen. Ange- lockt werden die Großanleger vom angestreb- ten asymmetrischen Rendite-Risiko-Profil die- ser Konzepte. „Die Strategien sollen nachhal- tig Nutzen stiften, indem sie risikoadjustierte Renditen, gemessen an einer positiven Sharpe Ratio, bieten und dabei eine geringe Korrela- tion zu anderen Assetklassen aufweisen. Über fünf Jahre gelang das der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Fonds: Knapp 80 Prozent erzielten eine positive Sharpe Ratio“, beziffert Ralph Lochmüller, Gründungspartner und Sprecher von Lupus Alpha, die jüngeren Erfahrungwerte. Auch Michael Busack, Grün- der und Geschäftsführer des Hamburger Ana- lysehauses Absolut Research, bestätigt: „Viele Manager haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sie in der Lage sind, Verluste deutlich zu begrenzen und dadurch asymmetrische Risi- koprofile zu erzielen.“ Es sind jedoch vor allem die namhaften Anbieter, die diese Produkte für den privaten Investor beachtenswert machen. Anders als in der Vergangenheit hat man es nicht mehr mit intransparenten Offshore-Fondsgesellschaften zu tun, die erstens hohe Mindestanlagesum- men verlangten und dann vergleichsweise un- reguliert schalten und walten konnten. Die Anbieterliste besteht heute großteils aus gro- ßen Investmenthäusern, deren Seriosität und Kompetenz außer Zweifel stehen. Das ist kein Garant für Anlageerfolge, senkt aber das Ini- tiatorenrisiko doch beträchtlich. Große Auswahl Zwar ist die Zahl der Neuzulassungen in diesem Bereich zuletzt etwas gesunken, das vorhandene Angebot ist aber ausreichend groß. Der Fondsdatenspezialist Mountain- View erfasst derzeit etwas mehr als 1.000 in Österreich zugelassene Fonds. Den oder die geeigneten Fonds zu finden stellt für Berater eine Herausforderung dar. Schon beim Thema UCITS beginnen die Schwierigkeiten. Regu- latorische Unterschiede führen dazu, dass unter Liquid Alternatives in Österreich nicht dasselbe zu verstehen ist wie etwa in den USA. Es ist aber vor allem die große Auswahl an unterschiedlichen Produktkonzepten, die die Selektion erschwert. Die Unzahl an Stra- tegien und die Bandbreite an Assetklassen machen Vergleiche alternativer Produkte zum Teil fast unmöglich beziehungsweise erfor- dern sehr viel Zeitaufwand bei der Analyse. Erschwerend kommt hinzu, dass erste Orien- tierungshilfen für die Analyse eher rar sind. Die bei herkömmlichen Fonds übliche Vor- gangsweise, ausgehend von quantitativ erstell- ten Fondslisten tiefer zu bohren, lässt sich nicht ohne Weiteres nachvollziehen. Bislang gibt es noch nicht einmal eine spezifische Alternative Anlagestrategien im Mantel eines Publikumsfonds stehen bei Investoren weiterhin hoch im Kurs. Etliche Produkte sind auch für Privatanleger zugänglich. Alternatives für die Krise Die Nachfrage nach Liquid Alternatives, also Hedgefondsstrategien wie Long/Short Equity, Relative Value oder Global Macro im UCITS-Mantel, steigt weiter, vor allem institutionelle Investoren greifen seit geraumer Zeit zu. » Die Strategien sollen nachhaltig Nutzen stiften, indem sie risiko- adjustierte Renditen, gemessen an einer positiven Sharpe Ratio, sowie eine geringe Korrelation zu anderen Assetklassen bieten. « Ralf Lochmüller, Lupus Alpha 116 www.fondsprofessionell.at | 4/2018 markt & strategie I alternative investments

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