FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

FRAGE 1: Planen Sie, in absehbarer Zeit Ihre Positionen in ETFs zu erhöhen, oder wollen Sie angesichts der Marktlage eher aktiv gemanagten Fonds den Vorrang geben bzw. wie ent- scheiden Sie, wann und ob Sie ETFs einsetzen? FRAGE 2: Welche wesentlichen Ver- änderungen gab es in der Vermögens- allokation nach der letzten Anpassung? FRAGE 3: In wel- chen Bereichen sehen Sie derzeit die besten Invest- mentchancen? Zu 1: Unser Anteil an ETFs in unseren Multi-Asset- Portfolios beträgt aktuell rund 20 Prozent. Wir haben den Anteil in letzter Zeit erhöht, da wir Gewinne bei aktiven Fonds, die in amerikanische Wachstumswerte investieren, realisiert und den Anteil an ETFs mit Schwerpunkt Europa und Value erhöht haben. Zu 2: Wesentliche Veränderungen bei unserer Asset Allocation haben wir in letzter Zeit nicht vorgenom- men. Wir sehen aus heutiger Sicht noch keine Grün- de, die Positionierungen zu verändern. Zu 3: Übergewichtet bleiben wir daher bei infla- tionsgeschützten Anleihen. Wir erwarten zwar mittel- fristig keinen deutlichen Anstieg der Preiserhöhungen, wegen der günstigen Absicherungsmöglichkeiten und um im Fall einer Inflationsüberraschung abge- sichert zu sein, bleiben wir in diesem Anleihenseg- ment prominent positioniert. Eine starke Untergewichtung haben wir bei Staats- anleihen, und im Aktienbereich halten wir eine neutrale Gewichtung weiterhin für gerechtfertigt. Die defensive Positionierung im Aktienbereich über Minimum-Varianz-Strategien wird ebenfalls bei- behalten. Aufgrund der attraktiven Bewertungen werden Wandelanleihen beigemischt. Zu 1: Der Einsatz von ETFs ist unsererseits weiterhin nicht geplant. Unser Ziel besteht vielmehr darin, die besten aktiven Fondsmanager in ihrem jeweiligen Anlageuniversum zu identifizieren und gezielt einzu- setzen. Somit übertragen wir die Entscheidung, in einzelnen Teilsegmenten Über- oder Untergewich- tungen einzugehen, gewöhnlich gewissermaßen den Subfondsmanagern. Die Qualität der gewählten Sub- fonds ist somit für den Anlageerfolg des Dachfonds entscheidend. Zu 2: Hinsichtlich unseres Aktien-Dachfonds „All Trends“, bei dem wir als Dachfondsmanager gezielt und direkt die Entscheidung hinsichtlich der Über- oder Untergewichtung einzelner Teilsegmente des globalen Aktienmarktes treffen, haben wir im Oktober die Aufnahme des Bereichs „China A-Shares“ beschlossen. Bereits einige Zeit zuvor war es beim All Trends zur Aufnahme eines innovativen Fonds aus dem Gesundheitssektor gekommen, der das Spe- zialthema „Digital Health“ abdeckt. Zu 3: Regional betrachtet erscheint uns im Aktien- segment nach wie vor der Bereich Asien hochinter- essant. Wir sehen hier attraktive Bewertungen, die durch die jüngsten Kursrückgänge noch interessanter geworden sind. Roland Himmelfreundpointner Leiter Asset Allocation bei der Kepler-Fonds KAG Mag. Michael Schützinger Vorstand der Schoellerbank Invest AG Mag. Daniel Feix Geschäftsführer C-Quadrat Asset Management D er globale Mittelzufluss in börsenge- handelte Indexfonds (ETFs) hat sich laut dem Analysehaus ETFGI im ersten Halbjahr 2018 gegenüber dem Vorjahr beinahe halbiert. Demnach konnten die Anbieter passiver Produkte weltweit in die- sem Zeitraum nur rund 223 Milliarden US- Dollar einsammeln. Das ist der tiefste Wert seit dem Jahr 2014. Dass diese Entwicklung auch in Österreich ihren Niederschlag findet, bestätigt die jüngste Dachfonds-Studie von FONDS professionell. Sie zeigt, dass das Volumen der ETFs gegenüber dem zweiten Halbjahr 2017 um 0,86 Prozent auf 6,29 Mil- liarden Euro sank. Wir wollten daher von hei- mischen Dachfondslenkern wissen, ob sie der- zeit eher „aktive“ oder doch „passive“ Pro- dukte bevorzugen. Und auch hier zeigt die Umfrage, dass nur einer der befragten Asset Manager die ETF-Quote kürzlich erhöht hat. Roland Himmelfreundpointner, Leiter Asset Allocation bei Kepler- Fonds, begründet diesen Schritt so: „Wir haben den Anteil in letzter Zeit erhöht, da wir Gewinne bei akti- ven Fonds, die in amerikanische Wachstumswerte investieren, reali- siert und den Anteil an ETFs mit Schwerpunkt Europa und Value erhöht haben.“ Der Großteil der Manager sieht im aktuellen Umfeld aktiv gemanagte Fonds im Vorteil. Stephan Lukesch, Multi-Asset-Port- folio-Manager bei Amundi Austria, erklärt dazu: „Das etwas schwierigere Marktumfeld sollte es aktiven Manager wieder leichter machen, einen Mehrertrag zu erzielen.“ Zwar geben die Befragten durchaus an, dass sie die Vorteile von ETFs in effizienten Märkte zu schätzen wissen, in weniger effi- zienten Marktsegmenten werden allerdings aktiv gemanagte Fonds weiterhin bevorzugt. Denn hier sehen die Manager derzeit die interessanteren Mög- lichkeiten. „Bei Small- Cap-Aktien oder in bestimmten Anleihen- segmenten wie High Yield bevorzugen wir aktiv gemanagte Fonds. Wir sehen die Chancen derzeit eher in Marktseg- menten, wo aktives Management gefragt ist, wie zum Beispiel bei Hochzinsanleihen“, meint etwa Gerhard Beulig, Senior-Fonds- manager bei der Erste AM. Dass es nach wie vor Manager gibt, die gar nicht in ETFs in- vestieren und das vorläufig auch nicht planen, belegt das Beispiel von Michael Schützinger. Der Vorstand der Schoellerbank Invest be- gründet dies so: „Unser Ziel besteht vielmehr darin, die besten aktiven Fondsmanager in ihrem jeweiligen Anlageuniversum zu iden- tifizieren und gezielt einzusetzen.“ GEORG PANKL | FP FONDS professionell hat bei neun Dachfondsmanagern nachgefragt, ob diese in absehbarer Zeit vorhaben, ihre ETF-Positionen zu erhöhen. Offen gefragt: Aktiv vs. passiv Zu 1: Sehr viele der von der C-Quadrat Asset Management GmbH verwalteten Produkte folgen einem quantitativen Asset-Allocation-Ansatz. In der Regel gibt ein Modell die Asset-Allocation-Gewich- tungen vor, und das Fondsmanagementteam sucht die dazu passenden Zielfonds aus. Wenn aktiv gemanagte Fonds es schaffen, kontinuierlich eine Outperformance zu ihrer Benchmark zu generieren, dann kommen Sie für uns in die engere Auswahl. Ist dies nicht der Fall, greifen wir automatisch zu ETFs oder indexnahen Produkten. Zu 2: Unsere Allokationen werden laufend neu berechnet, je nach Marktumfeld kommt es zu ent- sprechenden Anpassungen. In den letzten Monaten hatten wir beispielsweise stärkere Übergewichtungen in den Bereichen USA sowie Healthcare. Bereiche wie Europa, Japan oder Emerging Markets hat unser System gemieden. Zu 3: Wir persönlich sehen nach wie vor einen starken Trend hin zu ESG-konformen Veranlagungen und sind auch hier im Hinblick auf die Perfor- mancechancen der entsprechenden Produkte von dieser Story überzeugt. ? 108 www.fondsprofessionell.at | 4/2018 markt & strategie I dachfondsmanager Foto: © PROKOFIEFF KATE, photoworkers, Raiffeisen NÖ-Wien, ARNOLD POESCHL, Bankhaus Spängler, Pertramer, Roland Rudolph, Erste Bank /Hinterramskogler, Felicitas Matern

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