FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018
deckt haben, vom Markt verschwunden sind. Sehr viele Fondsgesellschaften haben ihre Produkte quasi plattgemacht und damit im Grunde ihre eigenen Erfolgschancen mi- nimiert. Heuser: Zum Schluss die Frage, wo eigentlich der Punkt liegt, an dem ein zu- nehmendes Volumen in passiven Fonds nicht mehr gesund ist, weil es zu wenige aktive Manager gibt, die für eine liquide Preisfindung am Markt sorgen würden. Külps: Ich glaube, von einer solchen Bedro- hung sind wir noch weit entfernt. Man geht heute davon aus, dass das Gesamtvolumen passiv gemanagter Assets weltweit rund 35 Prozent ausmacht. Bezogen auf das Han- delsvolumen etwa in den USA, dem größten Aktienmarkt der Welt, sind es gerade einmal fünf Prozent aller Assets. Daher steht sicher noch nicht zu befürchten, dass passive Fonds den Handel an den Märkten nachhal- tig beeinflussen würden. Machts: Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass sich zum einen das Wachstum der ETF-Seite des Marktes weiter fortsetzen wird. Das eröffnet unserer Ansicht nach aber aktiven Managern durchaus gute Möglich- keiten, von dieser Entwicklung zu profitie- ren. Anders gesagt: Je größer der Anteil der passiven Investments, umso höher die Chan- ce für einen aktiven Manager, eine Zusatz- rendite für seine Anleger zu erzielen. Das bedeutet, dass der Markt sich an einem gewissen Punkt gewissermaßen selbst regulieren wird, ein- fach weil aktive Produkte deutlich an Attrakti- vität gewinnen werden … Haas: … leider nicht ganz. Stellen wir uns ein- mal eine Situation vor, in der ein bestimmtes Marktsegment wie zum Beispiel die FAANG- Stocks besonders gut läuft, auf der anderen Seite steht das Marktsegment der aktiven Valuema- nager, die sozusagen dagegenhalten. Die Kon- sequenz ist am Ende aber nicht mehr Effizienz in den Märkten, denn bevor der Markt dreht, werden die Valuemanager einfach ausgerottet sein. Man kann es ja schon heute beobachten. Als ich groß geworden bin in den Kapitalmärk- ten, hat jeder über Value gesprochen, heute tut das im Prinzip niemand mehr. Value ist fast ver- schwunden, weil es durch fünf Aktien, die im- mer weiter gestiegen sind, evolutionär ausradiert wurde. Das ist das Problem an Kapitalmärkten, sie funktionieren in Wirklichkeit in evolutionären Zyklen, in denen bestimmte Ideen Momentum gewinnen und andere Ideen durch deren heraus- ragende Performance dann ausradiert werden. Marsawah: Ich glaube, die Diskussion, ab wann der Markt nicht mehr effizient sein wird – ob das bei einer Passivquote von zehn, 50 oder 70 Prozent der Fall sein wird –, ist relativ unergiebig. Denn niemand weiß, ab wann das sein wird. Daher gilt auch hier: Man muss tanzen, so lange die Musik spielt. Heuser: Vielen Dank für die Diskussion. HANS HEUSER, BERND MIKOSCH | FP 106 www.fondsprofessionell.at | 4/2018 roundtable I aktiv/passiv Fotos: © Christoph Hemmerich Ulrich Zorn (CSR Beratungsgesellschaft): „Mir kommt bei der Frage aktiv oder passiv die Berück- sichtigung des Risikos viel zu kurz.“ » Aus meiner Sicht eignet sich der Index allenfalls dazu, die Risikobereitschaft eines Anlegers abzuschätzen, aber sicher nicht als Investment an sich. « Ulrich Zorn, CSR Beratungsgesellschaft
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