FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

lichkeit von den etwa ein Dutzend Unterneh- men, die im Vorfeld Interesse erkennen ließen, auch genutzt wird. Das dementsprechende Gesetz ist nun in Begutachtung, und ich er- warte noch in diesem Jahr den Gesetzesbe- schluss. Am Anfang wollte man den Dritten Markt auch Start-ups schmackhaft ma- chen. Von diesem Plan ist man allerdings wieder abgekommen. Warum? Ich glaube, dass der Dritte Markt für Start-ups und Venture Capital nicht ideal wäre. Bei den Start-ups ist ja oftmals gar nicht die Erstphase der Kapitalisierung das Problem. Erst in der Wachstumsphase wird es dann wirklich schwierig, zusätzliches Risikokapital zu be- kommen. In Österreich wollte man über das Alternativfinanzierungsgesetz mittels Crowdinvestments Start-ups das An- fangskapital zukommen lassen. Mittler- weile zeigt sich, dass hier vor allem Immobilienprojekte finanziert werden. Ging der Plan nach hinten los? Es gibt mit Sicherheit noch Elemente, die es zu adaptieren gilt. Aus Gesprächen mit dem von mir ins Leben gerufenen Fintech-Beirat kann ich allerdings berichten, dass wir im in- ternationalen Vergleich eine sehr gute Ent- wicklung im Bereich der Startup-Szene ha- ben. Was die Finanzierung betrifft, ist der Markt hierzulande natürlich noch sehr klas- sisch orientiert. Ich bin auch bei Ihnen, was die Finanzierung über Crowdinvestments be- trifft. Da zeigt sich natürlich, dass diese Mög- lichkeit stark für Immobilienentwicklung ge- nutzt wird und weniger für neue Geschäfts- modelle in einer digitalen Wirtschaft. Das gilt es noch besser zusammenzuführen. Ein Thema, das öffentlich immer wieder diskutiert wird, ist das der Finanzbil- dung. Finanzwissen wird an Österreichs Schulen kaum vermittelt, dabei wäre dies wesentlich, um die Eigenverant- wortung zu stärken. Warum passiert in diese Richtung nichts? Es gibt bereits eine Vielzahl an Initiativen. Wichtig ist nur, dass man diese auch vernünf- tig miteinander abstimmt und es keine Einzel- elemente bleiben. Ich glaube aber auch, dass die Finanzindustrie selbst gefordert ist, ihre Produkte einfacher darzustellen. Oft werden Themen marketinggetrieben aufbereitet, und am Ende wirkt sich das oftmals nicht positiv auf das Verständnis aus. Auf der anderen Seite gibt es auch Bereiche, wo wir den Menschen durchaus mehr zutrauen dürfen und auch müssen. Es kann ja nicht die Idee der Regu- latorik sein, eine völlige Entmündigung der Bürger herbeizuführen. Wenn bei Geschäften exorbitante Tagesrenditen versprochen wer- den, dann sollte keine hochwissenschaftliche Ausbildung notwendig sein, um zu erkennen, dass das womöglich mit sehr hohem Risiko verbunden ist und man besser die Finger da- von lassen sollte. Klar ist aber auch, dass sich Betrügereien durch keine Regulatorik zu 100 Prozent verhindern lassen. Vielen Dank für das Gespräch. GEORG PANKL | FP » Wir wollen auch kleineren mittelständischen Familienunter- nehmen die Chance geben, sich über die Börse zu kapitalisieren. « Hartwig Löger, Finanzminister Hartwig Löger: „Ich glaube aber auch, dass die Finanzindustrie selbst gefordert ist, ihre Produkte einfacher darzu- stellen. Oft werden Themen marketinggetrieben aufbereitet, und am Ende wirkt sich das oftmals nicht positiv aus.“ Finanzminister Hartwig Löger Ende 2017 holte Bundeskanzler Sebastian Kurz Hartwig Löger als Finanzminister in sein Kabinett. Der gebürtige Steirer begann seine Karriere bei der Allianz Versicherung. Nach Stationen bei der Grazer Wechselseitigen und bei der Donau Ver- sicherung kam er im Jahr 2002 als Geschäfts- führer zur Uniqa. Von 2005 bis 2011 leitete er den Exklusivvertrieb bei der Uniqa, schließlich wurde er 2011 in den Vorstand berufen. Von 2013 bis 2017 war Löger Vorsitzender des Vor- stands (CEO) von Uniqa Österreich. Löger ab- solvierte einen Internationalen Managementlehr- gang (IMEA) an der Universität St. Gallen sowie den Universitätslehrgang für Versicherungswirt- schaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. FONDS professionell Chefredakteur Georg Pankl im Gespräch mit Finanzminister Hartwig Löger 243 www.fondsprofessionell.at | 3/2018

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