FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

den Kapitalmarkt in Österreich stärken wer- den. Wir möchten neben den institutionellen Kapitalmarktteilnehmern auch den Privaten den Zugang zum Kapitalmarkt erleichtern. Wir beobachten, dass in den letzten Jahren ein Großteil des Kapitals in den Immobilienbe- reich geflossen ist, was die Preise natürlich nach oben getrieben hat. Für unternehmeri- sches Kapital und teilweise auch für Risiko- kapital braucht es daher andere Zugänge. Eine Möglichkeit, den Kapitalmarkt zu stärken, wäre auch, die Idee der Fonds- verbände VÖIG und VAIÖ nach einem gesperrten Vorsorgedepot für die Pen- sions- und Pflegevorsorge aufzunehmen. Können Sie diesem Vorschlag etwas abgewinnen? Im Rahmen der Steuerentlastungsreform wer- den alle Vorschläge und Möglichkeiten disku- tiert. Wir wollen allerdings nicht nur steuerli- che Anreize setzen, sondern auch die Kom- plexität des Systems vereinfachen. Daher muss man sich ansehen, welche Lösungen diesem Ziel am nächsten kommen. Wichtig ist jedoch, dass es am Ende einen sinnvollen Rahmen gibt, in dem wir diese Themen mit einer Steuerentlastung verbinden können. Da gibt es natürlich eine Vielzahl an Gebieten, die sich überschneiden, auch in Richtung Ka- pitalmarkt, Börse, Risikokapital und eben Vor- sorge. Hier geht es letztlich darum, ein ver- nünftiges Gesamtpaket zu schnüren. Hauptziel soll dabei sein, den österreichischen Kapital- markt zu stärken. Steht eine Senkung der Wertpapier- KESt auch zur Diskussion? Wir schauen uns alles an, so gesehen disku- tieren wir auch darüber. Es ist allerdings noch zu früh, hier eine abschließende Aussage zu treffen. Viele dieser Themen werden derzeit noch in den Arbeitsgruppen diskutiert und kal- kuliert. Schließlich ist auch die Gegenfinan- zierung solcher Maßnahmen eine Herausfor- derung. Wir wollen die Entlastung jedenfalls nicht wieder auf neuen Schulden aufbauen. Und wie wird es mit der prämienbegüns- tigten Zukunftsvorsorge weitergehen? Der Wunsch nach einer deutlichen Re- form kommt hier ja von verschiedenen Seiten … Ich glaube, dass wir in Zukunft Anreize in ähnlicher Form brauchen. Auf EU-Ebene gibt es zudem ja die Diskussion bezüglich eines paneuropäischen Altersvorsorgeprodukts. Auch das behalten wir im Auge und sehen uns an, wie das für eine Umsetzung in Öster- reich genutzt werden könnte, ergänzend zu den anderen Produkten und Förderungen. Das EU-Produkt soll allerdings nicht aktiv über Berater verkauft werden. Insofern wird die Nachfrage wohl gering bleiben, oder? Ich sage, man muss sich das System dahinter und die Produktform ansehen und überlegen, inwieweit das zu dem passt, was wir in Öster- reich bereits haben. Das EU-Produkt hat unter dem großen Titel der Kapitalmarktunion je- denfalls eine sehr hohe Bedeutung in der Dis- kussion auf europäischer Ebene. Während der Ratspräsidentschaft haben wir uns daher, ge- meinsam mit der Kommission, bewusst vor- genommen, die Voraussetzungen für die Um- setzung eines derartigen Produkts so weit wie möglich voranzubringen. Im Regierungsprogramm steht auch, dass es einen Kapitalmarktbeauftragten geben wird. Angeblich soll das jetzt keine einzelne Person sein, sondern ein Team. Was ist in diesem Bereich zu erwarten? Ich sehe das in Zusammenhang mit der Auf- sichtsreform, die wir demnächst präsentieren werden. Wenn wir auf ministerieller Ebene für gewisse Themen eine stärkere Mitverantwor- tung tragen wollen, dann ist es sinnvoll, im Haus die Expertise für den Kapitalmarkt wei- ter aufzubauen. Was die einzelne Person be- trifft, bin ich eher skeptisch, ich glaube, es er- gibt Sinn, die Expertise auf eine breitere Basis zu stellen. Was nun bereits umgesetzt wird, ist die Öffnung des Dritten Marktes an der Wiener Börse. Was erwarten Sie sich davon? Es war wichtig, gemeinsam mit der Wiener Börse ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass wir es ernst damit meinen, den Börsen- platz zu stärken. Wir wollen auch kleineren mittelständischen Familienunternehmen die Chance geben, sich über die Börse zu kapita- lisieren. Ich bin optimistisch, dass diese Mög- Hartwig Löger: „Wir wollen allerdings nicht nur steuerliche Anreize setzen, sondern auch die Komplexität des Systems vereinfachen. Daher muss man sich ansehen, welche Lösungen diesem Ziel am nächsten kommen.“ » Im Rahmen der Steuer- entlastungsreform werden alle Vorschläge und Möglichkeiten durchgegangen und diskutiert. « Hartwig Löger, Finanzminister Foto: © Günter Menzl steuer & recht I har twig löger | finanzminister 242 www.fondsprofessionell.at | 3/2018

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