FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

folgreich – mit positiven Nebenwirkun- gen für die gesamte Palette. GSAM hat von dieser „Euphorie“ nicht wirklich profitieren können, richtig? Cardoen: Wir haben entsprechende Strategien imAngebot, allerdings mit einem eigenen An- satz. Statt eines einzelnen dezidierten Makro- Ansatzes bieten wir mit unseren Multi-Mana- ger-Konzepten und unseren Multi-Asset- Fonds ein möglichst breites Angebot, weil wir nicht glauben, dass wir mit der einen „Star- Strategie“ alle Bedürfnisse der unterschied- lichsten Kundentypen abdecken können. Phillips: Zudem bieten wir im institutionellen Geschäft diverse Multi-Asset-Konzepte bis hin zu komplett outgesourcten Lösungen für Pensionssysteme, Versicherer und andere Großinvestoren an. Das macht einen signifi- kanten Anteil unseres Geschäfts aus. Dennoch stellt sich so mancher Markt- teilnehmer die Frage, wofür Goldman Sachs Asset Management am Ende tatsächlich steht. Cardoen: Wir stehen für globale Lösungen und eine Produktpalette, die sich über alle An- lageklassen, Regionen und Risikospektren hinweg erstreckt. Damit können wir ganz un- terschiedlichen Bedürfnissen unserer Kunden gerecht werden. GSAM wurde 1988 gegrün- det und ist größtenteils organisch gewachsen. Heute investieren beziehungsweise beraten wir ein Vermögen von mehr als einer Billion Dollar. Viele unserer Kundengespräche drehen sich aktuell um unsere quantitativen Anlage- strategien. Das sind aktiv gemanagte Aktien- portfolios, die von der Integration und Analy- se von Big Data profitieren. Mit einem Track Record von 20 Jahren und weltweit verwal- teten Assets in Höhe von 135 Milliarden US- Dollar in diesem Segment gehören wir zu den führenden Anbietern – nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und in Asien. Phillips: Gemessen an den Zahlen des gesam- ten europäischen Cross-Border-Geschäfts im Jahr 2017 rangieren wir auf Platz zwei von allen Asset Managern in Europa, was aktive Aktienstrategien angeht. Neben dem erwähn- ten Bereich quantitativer und datengetriebener Aktienstrategien gehören wir im Übrigen auch bei Anlagen in Schwellenländern zu den führenden Häusern. Wir konnten zum Bei- spiel signifikante Zuflüsse im Bereich Emer- ging Market Debt erzielen, und das in allen Facetten, also sowohl bei Hartwährungs- investments als auch in Sektoren wie Unter- nehmensanleihen und Anleihenmischformen. Auf Einzelprodukte bezogen verzeichnet außerdem unser Indien-Aktienfonds seit fünf Jahren signifikante Zuflüsse. Was muss man sich unter den genannten Schlagworten wie „Big Data“ und „da- tengetrieben“ genau vorstellen? Cardoen: Bei unseren Core-Equity-Portfolios beispielsweise kombinieren wir fundamentale Analysen mit einem quantitativen Ansatz, was uns die Auswertung und Einbeziehung von riesigen Datenmengen ermöglicht. Das geht weit über den traditionellen Management- ansatz typischer Aktienfonds hinaus. Allein in den vergangenen zwei Jahren wurden über 90 Prozent aller jemals generierten Daten er- zeugt – ein Trend, der sich weiter beschleuni- gen dürfte. Aufgrund dieser stetig steigenden Datenmengen wird es immer wichtiger, diese sinnvoll zu erfassen und auszuwerten, um daraus nützliche Erkenntnisse gewinnen zu können. Wir arbeiten daher nicht nur mit strukturierten, sondern auch mit unstrukturier- ten Daten, um Entwicklungen und Trends nicht nur besser, sondern auch früher erken- nen zu können. Den Unterschied müssten Sie aber an einem Beispiel erläutern. Cardoen: Unsere Analysten verarbeiten bei- spielsweise bei Ergebnispräsentationen von Unternehmen nicht nur die harten Fakten, wie sie aus den üblichen Unterlagen hervorgehen, sondern achten in den zugehörigen Telefon- konferenzen sehr genau auf die Fragen ande- rer Analysten, aus denen sich häufig bestimm- Marie Cardoen: „Bei unseren Core-Equity-Portfolios verwenden wir eine Art Kombination aus einem fundamentalen und einem quantitativen Ansatz, was uns die Auswertung und Einbeziehung von riesigen Datenmengen ermöglicht.“ » Allein in den vergangenen zwei Jahren wurden über 90 Prozent aller jemals generierten Daten erzeugt – ein Trend, der sich weiter beschleunigen dürfte. « Marie Cardoen, Goldman Sachs AM Foto: © Antje Lenz von Kolkow Marie Cardoen Marie Cardoen ist Head of Retail Deutschland und Öster- reich bei Goldman Sachs Asset Management (GSAM). In dieser Funktion ist sie für den Vertrieb von Publikums- fonds an Großbanken, Privatbanken und Vermögensver- walter zuständig. Sie kam 2004 zu Goldman Sachs und hatte verschiedene Positionen in der Investmentbank inne, bevor sie 2009 zum Asset Management wechselte. Cardoen ist Absolventin des Institut d’Études Politiques de Paris und erwarb einen Master in Mikroökonomie und Ökonometrie an der Sorbonne Universität in Paris. vertrieb & praxis I nick phillips + marie cardoen | goldman sachs am 228 www.fondsprofessionell.at | 3/2018

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